19.10.2024
Nvidia und der KI-Boom: Hohe Erwartungen und unerfüllte Hoffnungen
KI-Boom: Nvidia enttäuscht Börse trotz starker KI-Zuwächse

KI-Boom: Nvidia enttäuscht Börse trotz starker KI-Zuwächse

Der Chipkonzern Nvidia hat in den letzten Quartalen von einem enormen Anstieg der Nachfrage nach Künstlicher Intelligenz (KI) profitiert. Trotz dieser positiven Entwicklung hat das Unternehmen kürzlich mit seinem Geschäftsausblick die hohen Erwartungen der Wall Street enttäuscht. Dies führte im nachbörslichen Handel zu einem Rückgang des Aktienkurses um etwa sieben Prozent.

Hintergrund des KI-Booms

Nvidia war ursprünglich vor allem als Hersteller von Grafikkarten für Gamer bekannt. Mit dem Aufkommen von KI-Anwendungen wurde jedoch schnell klar, dass die zugrunde liegende Technologie auch für diese neuen Anwendungen hervorragend geeignet ist. Die Chips von Nvidia haben sich zu einer Schlüsseltechnologie für die KI-Zukunft entwickelt, was dem Unternehmen einen Börsenwert von rund drei Billionen Dollar einbrachte. Seit Jahresbeginn ist der Aktienkurs um etwa 150 Prozent gestiegen, was viele Mitarbeiter des Unternehmens dank ihrer Aktienpakete zu Multimillionären gemacht hat.

Erwartungen an den Quartalsbericht

Der aktuelle Quartalsbericht wurde von Anlegern und Marktbeobachtern mit großer Spannung erwartet. In einer Bar auf der New Yorker Sixth Avenue fand sogar eine „Watch Party“ statt, ähnlich wie bei großen Sportereignissen. Trotz der hohen Erwartungen blieben die Ergebnisse hinter den Hoffnungen zurück. Der Umsatz stieg zwar von 13,5 Milliarden Dollar im Vorjahr auf über 30 Milliarden Dollar, was einem Anstieg von 122 Prozent entspricht, jedoch waren die großen Überraschungen, die in den vorherigen Quartalen zu beobachten waren, diesmal nicht vorhanden.

Umsatz- und Gewinnentwicklung

Der Quartalsgewinn stieg im Vergleich zum Vorjahr von 6,2 Milliarden Dollar auf fast 16,6 Milliarden Dollar. Für das laufende Quartal prognostiziert Nvidia einen weiteren Umsatzanstieg auf 32,5 Milliarden Dollar, während Analysten im Durchschnitt mit knapp 32 Milliarden Dollar gerechnet hatten. Diese Zahlen würden einer Steigerung der Erlöse um etwa 75 Prozent im Jahresvergleich entsprechen, obwohl einige Experten noch optimistischer waren.

Produktionsänderungen und Herausforderungen

Ein weiterer Punkt, der die Anleger beunruhigte, waren Berichte über mögliche Probleme beim nächsten Chipsystem, das den Namen Blackwell trägt. Nvidia-Chef Jensen Huang erklärte, dass Änderungen an der Maske vorgenommen wurden, die für das Auftragen der Chipstrukturen auf Halbleiterplatten verwendet wird. Huang betonte, dass die Änderungen abgeschlossen seien und keine funktionalen Veränderungen erforderlich waren. Nvidia plant, die Blackwell-Chips bis Ende Januar 2025 an die Kunden zu liefern und rechnet mit erheblichen Erlösen aus diesem Produkt.

Stromverbrauch neuer KI-Modelle

Huang hat Blackwell als bahnbrechende Neuentwicklung beworben, die das Training von KI-Software schneller und kostengünstiger machen soll. Ein Beispiel, das er anführte, war das Training von ChatGPT. Mit der aktuellen Chipgeneration Grace Hopper hätte man den Chatbot innerhalb von drei Monaten mit 8000 Chips und einem Stromverbrauch von 15 Megawatt trainieren können. Mit Blackwell soll dies in der gleichen Zeit mit nur 2000 Chips und einem Verbrauch von 4 Megawatt möglich sein. Huang wies jedoch darauf hin, dass komplexere KI-Modelle möglicherweise 20 bis 40 Prozent mehr Energie benötigen als die derzeit verwendeten Modelle.

Marktnachfrage und zukünftige Entwicklungen

Nvidia hat versucht, die Börse davon zu überzeugen, dass das Unternehmen nicht unbedingt auf schnelle Erlöse aus den Blackwell-Chips angewiesen ist, um weiter zu wachsen. Die Nachfrage nach der aktuellen Chipgeneration Hopper bleibt stark. Branchenanalyst Gil Luria von D.A. Davidson äußerte, dass die Kunden bereit seien, alles zu kaufen, was Nvidia anbietet. Ursprünglich wurde die Technologie von Nvidia hauptsächlich für das Training von KI-Systemen mit großen Datenmengen verwendet. Inzwischen findet sie jedoch auch zunehmend Anwendung bei der Erzeugung von Inhalten durch KI.

Fazit

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Nvidia trotz der beeindruckenden Zahlen und des anhaltenden Wachstums im KI-Sektor die Erwartungen der Anleger nicht vollständig erfüllen konnte. Die Unsicherheiten bezüglich der Produktionsänderungen und der zukünftigen Entwicklungen im Bereich der KI-Chips könnten weiterhin Einfluss auf die Aktienkurse haben. Die Anleger werden die kommenden Monate genau beobachten, um zu sehen, ob Nvidia in der Lage ist, die hohen Erwartungen zu erfüllen und die Herausforderungen zu meistern.

Quellen: Zeit Online, Stern, BörsenNEWS.de.

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