19.10.2024
Krisenmanagement auf dem Prüfstand: Meyer Werft und die unerwartete Informationspolitik der Landesregierung

Olaf Lies: Landesregierung extrem kurzfristig über Krise bei Meyer Werft informiert

Wirtschaftsminister erwartet zeitnah Gutachten - Privater Investor erstes Ziel

Osnabrück - Die Krise bei der Meyer Werft in Papenburg hat in den vergangenen Monaten immer mehr Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies (SPD) äußerte sich hierzu und betonte, dass die Landesregierung extrem kurzfristig über die zugespitzte Lage informiert wurde. Nun erwartet er zeitnah das vollständige Gutachten zur Werft, das entscheidend für die Zukunft des Unternehmens sein könnte.

Hintergrund der Krise

Die Meyer Werft, bekannt für ihren Bau von Kreuzfahrtschiffen, steht vor erheblichen finanziellen Herausforderungen. Die Corona-Pandemie und die daraus resultierenden Reisebeschränkungen haben die Nachfrage nach Kreuzfahrtschiffen drastisch sinken lassen. Dies führte zu massiven Auftragsrückgängen und damit verbundenen finanziellen Engpässen.

Erste Schritte zur Sanierung

Bereits im Juli wurden erste Eckpunkte für eine Sanierung festgelegt. Hierzu gehört der Abbau von 340 Stellen, weniger als ursprünglich befürchtet. Der Betriebsrat zeigte sich erleichtert, dass die Maßnahmen nicht noch drastischer ausfielen. Die Belegschaft wurde umfassend über die bevorstehenden Schritte informiert.

Das Gutachten als Schlüssel zur Rettung

Ein zentrales Element für die Rettung der Meyer Werft ist ein externes Sanierungsgutachten. Dieses Gutachten soll eine positive Prognose für die Zukunft der Werft liefern. Erste Ergebnisse wurden bereits von der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Deloitte bekannt gegeben, die die Werft als sanierungsfähig einschätzt. Das endgültige Gutachten wird Ende August erwartet und ist ausschlaggebend dafür, ob Bund und Land die Werft finanziell unterstützen.

Finanzielle Unterstützung und die Rolle privater Investoren

Neben staatlichen Hilfen ist die Suche nach einem privaten Investor von großer Bedeutung. Wirtschaftsminister Olaf Lies betonte, dass ein privater Investor das erste Ziel sei, um die nötigen finanziellen Mittel aufzubringen. Bis zum Jahr 2027 muss die Werft 400 Millionen Euro eigenes Kapital aufbringen. Sollte bis Mitte September kein Investor gefunden werden, sei eine zeitlich befristete Beteiligung des Landes eine mögliche Option.

Reaktionen aus der Politik

Die politische Reaktion auf die Krise der Meyer Werft war durchweg konstruktiv. Der Chef der CDU-Landtagsfraktion, Sebastian Lechner, sieht in dem positiven Gutachten eine zentrale Grundlage für die Unterstützung durch das Land Niedersachsen und den Bund. Auch der SPD-Landtagsabgeordnete und langjährige Betriebsratsvorsitzende der Meyer Werft, Nico Bloem, äußerte sich optimistisch und betonte die Zukunftsfähigkeit des Geschäftsmodells der Werft.

Bundesregierung plant Exportkreditgarantie

Ein weiterer Hoffnungsschimmer für die Meyer Werft ist die geplante Exportkreditgarantie der Bundesregierung für die US-Reederei Carnival. Diese milliardenschwere Bürgschaft könnte ein wichtiger Schritt zur Sicherung von Aufträgen und damit zur Stabilisierung der Werft sein.

Wirtschaftsminister Olaf Lies: „Werft wieder wettbewerbsfähig machen“

Anders als bei anderen Sanierungsfällen habe die Meyer Werft kein Problem mit ihrem zukünftigen Geschäftsmodell, so Wirtschaftsminister Olaf Lies. Ziel sei es, die Werft in den nächsten drei Jahren wieder wettbewerbsfähig zu machen. Das Gutachten liefere die Grundlage dafür. Es sei nun Aufgabe des Managements, den eingeschlagenen Weg gemeinsam mit der Arbeitnehmerschaft konsequent weiterzugehen.

Optimismus trotz langer Wegstrecke

Werftchef Bernd Eikens und der eingesetzte Sanierer Ralf Schmitz äußerten sich zuversichtlich, die Meyer Werft wieder auf Wachstumskurs bringen zu können. Man sei überzeugt, dass das Unternehmen die Substanz, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und den Willen zu einem gemeinsamen Kraftakt habe. Allerdings liege noch eine Wegstrecke vor uns, räumten Eikens und Schmitz ein.

Belegschaft verhalten optimistisch

Der Betriebsrat der Meyer Werft zeigte sich verhalten optimistisch. Die Beschäftigten seien erleichtert, dass das Gutachten eine Perspektive für die Werft sehe, sagte der Vorsitzende des Betriebsrats, Andreas Hensen. Es sei jedoch klar, dass die Werft noch nicht endgültig gerettet sei.

Fazit

Die kommenden Monate werden entscheidend für die Zukunft der Meyer Werft sein. Das erwartete Gutachten und die Suche nach einem privaten Investor könnten die Weichen für eine erfolgreiche Sanierung stellen. Die Landesregierung und das Management der Werft sind fest entschlossen, die Herausforderungen gemeinsam zu meistern und die Meyer Werft wieder wettbewerbsfähig zu machen.

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