Die Diskussion um eine erneute deutsche Olympiabewerbung ist komplex und emotional aufgeladen. Die Erinnerung an die Olympischen Sommerspiele 1972 in München ist untrennbar mit dem Terroranschlag auf die israelische Mannschaft verbunden. Wie Sylvia Schenk in ihrem Gastbeitrag in der F.A.Z. vom 7. November 2024 schreibt, sei "Geschichtsvergessen keine Option". Sie kritisiert die Kampagne des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) "Stop the Clock", die deutsche Sportgeschichte beschwöre, aber gleichzeitig den 5. September 1972, den Tag des Attentats, ausblende.
Schenk berichtet von einer Filmvorführung über das Attentat und die anschließende Geiselnahme. Der Film zeige eindrücklich das Drama der Ereignisse und die schwierige Aufarbeitung der deutschen Vergangenheit. Die Worte von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier bei der Trauerfeier 2022, in denen er um Vergebung für den mangelnden Schutz der israelischen Athleten bat, werden von Schenk zitiert (F.A.Z., 07.11.2024). Die Autorin betont, dass die Aufarbeitung der Vergangenheit und die Erinnerung an die Opfer zentral für eine zukünftige Bewerbung sein müssten.
Der DOSB hingegen fokussiere sich auf die positiven Aspekte der Sportgeschichte und ignoriere die Schattenseiten. Die Kampagne "Stop the Clock" verbinde den 11. September 1972, den Tag des Erlöschens des Olympischen Feuers, mit dem Wunsch nach neuen Spielen in Deutschland. Diese Verknüpfung sei geschichtsvergessen, so Schenk (F.A.Z., 07.11.2024).
Auch der Spiegel berichtet am 7. Juli 2023 über die deutsche Olympiabewerbung und kritisiert "neue Versuche, alte Fehler". Der Artikel hinterfragt die Erfolgsaussichten der Kampagne und verweist auf die sieben gescheiterten Bewerbungen Deutschlands seit 1986.
Die Bundesregierung unterstützt die Bewerbung für die Olympischen und Paralympischen Spiele, wie aus einer Pressemitteilung des Bundesministeriums des Innern und für Heimat vom 24. Juli 2024 hervorgeht. Bundesinnenministerin Nancy Faeser unterzeichnete eine Gemeinsame Erklärung mit dem DOSB und interessierten Ländern und Städten. Die Bundesregierung favorisiere das Jahr 2040, 50 Jahre nach der deutschen Einheit, für die Spiele in Deutschland. Der Fokus liege auf Nachhaltigkeit und der Nutzung vorhandener Sportstätten.
Die taz berichtet am 1. April 2024 über eine Umfrage in München, wonach fast zwei Drittel der Münchner eine Olympiabewerbung begrüßen würden. Der Artikel analysiert die Ergebnisse kritisch und hinterfragt, inwieweit die Bevölkerung die tatsächlichen Auswirkungen von Olympischen Spielen berücksichtigt. Es wird auf die European Championships 2022 verwiesen, die eine positive Stimmung in der Stadt erzeugt hätten.
Die Leichtathletik.de meldet am 2. August 2024 die Unterzeichnung der Grundlagenvereinbarung für die Olympia-Bewerbung durch Bundesinnenministerin Faeser. Berlin, Hamburg, Leipzig, München und die Region Rhein-Ruhr hätten ihr Interesse bekundet. Der DOSB plane, die Bewerbung 2025 endgültig auf den Weg zu bringen.
Auch historische Perspektiven spielen eine Rolle: Der Spiegel veröffentlichte am 10. Dezember 2007 einen Artikel über die Bewerbung Münchens für die Sommerspiele 1972. Hans-Jochen Vogel, damaliger Oberbürgermeister von München, erinnert sich an die Herausforderungen und den Erfolg der Bewerbung.
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