Die deutsche Wirtschaft steht aktuell vor großen Herausforderungen. Trotz der Konjunkturflaute zeigt sich der Präsident des Weltwirtschaftsforums, Borge Brende, zuversichtlich, was die wirtschaftliche Zukunft Deutschlands betrifft. „Ich bin optimistischer für Deutschland, weil es eine industrielle Basis und Erfahrung hat“, erklärte Brende gegenüber der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. Seiner Ansicht nach könne Deutschland sein etabliertes Wissen und seine Erfahrung leicht von traditionellen Industriezweigen auf neue und innovative Bereiche übertragen. Dieses Potenzial sieht er in den Menschen, den Unternehmen und den Institutionen verankert.
Brende zieht Parallelen zur Situation Deutschlands vor rund 20 Jahren. Damals galt Deutschland innerhalb Europas als der „kranke Mann“. Doch durch eine Reihe von strukturellen Reformen gelang es der deutschen Wirtschaft, ihre Wettbewerbsfähigkeit zurückzuerlangen und zu einer der stärksten Wirtschaftsnationen der Welt aufzusteigen.
Bereits heute investiert Deutschland verstärkt in Zukunftstechnologien und neue Geschäftsfelder, wie beispielsweise Halbleitertechnologien, Cloud-Computing und Datenzentren. Diese Entwicklungen sind vielversprechend und könnten dazu beitragen, dass Deutschland seine Position im globalen Wettbewerb behaupten kann.
Die deutsche Wirtschaft befindet sich derzeit in einer Phase der Stagnation. Die führenden Wirtschaftsforschungsinstitute haben ihre Wachstumsprognose für das laufende Jahr auf 0,1 Prozent gesenkt. Im Vergleich dazu soll die Weltwirtschaft im Jahr 2024 um mehr als drei Prozent wachsen.
Als Grund für die schwache Konjunktur nannte Borge unter anderem die Nachwirkungen der Abhängigkeit von russischem Gas und die schwächere Konjunktur auf dem chinesischen Markt. Hinzu kommen die im internationalen Vergleich hohen Strompreise in Deutschland, die die energieintensive Industrie vor große Herausforderungen stellen. Laut Borge seien die Strompreise in Deutschland fast doppelt so hoch wie in den USA.
Dennoch sieht Brende Deutschland auf einem guten Weg. So habe das Land bereits Alternativen zu russischem Gas, wie beispielsweise Flüssiggas, gefunden und exportiere inzwischen wieder mehr Waren in die USA als nach China.
Borge Brende warnt davor, dass Deutschland bei den Investitionen in die Zukunft nicht nachlassen dürfe. Während andere Länder aufgrund hoher Schuldenstände kaum Spielraum für Investitionen hätten, seien die deutschen Haushaltsbeschränkungen in Form der Schuldenbremse selbst auferlegt. Dies mache es schwieriger, in wichtige Zukunftsbereiche wie Infrastruktur, Forschung und Entwicklung zu investieren oder ausreichend Start- und Risikokapital zur Verfügung zu stellen. „Denn es besteht kein Zweifel, dass in den USA mehr Kapital für Start-ups zur Verfügung steht als bei uns in Europa“, so Brende.
Quelle: ZEIT ONLINE, Süddeutsche Zeitung, t-online, Kurier.de, Rhein-Zeitung, BörsenNEWS.de, tageblatt.de