Im ersten Halbjahr 2024 verzeichnete Schleswig-Holstein einen weiteren Anstieg der Ausgaben für Arzneimittel. Wie die AOK Nordwest bekannt gab, beliefen sich die Kosten für Medikamente für die 2,6 Millionen gesetzlich Versicherten auf 839 Millionen Euro. Das entspricht laut einem Bericht der Zeit vom 6. Dezember 2024 einer Steigerung von 4,6 Prozent gegenüber dem gleichen Zeitraum des Vorjahres. Die zugrundeliegenden Daten stammen vom Spitzenverband der Gesetzlichen Krankenkassen (GKV).
Die AOK Nordwest sieht neue patentgeschützte Medikamente als einen Hauptgrund für die Kostensteigerung. AOK-Vorstandsvorsitzender Tom Ackermann kritisiert in der Süddeutschen Zeitung vom 6. Dezember 2024 die bestehenden Regelungen des Medizinforschungsgesetzes. Diese würden die Kostenentwicklung nicht bremsen, sondern im Gegenteil weiter verstärken. Er fordert daher "wirksame und verbesserte Steuerungsinstrumente" zum Vorteil der Versicherten. Ähnliche Kritik äußerte Ackermann auch in einer Pressemitteilung der AOK vom 6. Dezember 2024. Dort bezeichnete er die Möglichkeit für Pharmaunternehmen, bis Juni 2028 vertrauliche Erstattungspreise zu vereinbaren, als "völlig falsches Signal".
Ein bekannter Trend setzt sich fort: Patentierte Medikamente verteuern sich, leisten aber gleichzeitig einen immer geringeren Beitrag zur Gesundheitsversorgung. Pharmahersteller können in den ersten sechs Monaten nach Markteinführung den Preis frei bestimmen. Dies führt laut Ackermann, wie die AOK Nordwest auf ihrer Webseite und in der Ostseewelle vom 6. Dezember 2024 berichtet, zu "Mondpreisen", die in keinem Verhältnis zum tatsächlichen Nutzen für die Patienten stehen. Die AOK Nordwest fordert ein Eingreifen der Bundesregierung und schlägt anstelle von Geheimverträgen einen vorläufigen Preis vor, der später mit einem ausgehandelten Erstattungsbetrag verrechnet werden könnte.
Pro gesetzlich Versichertem in Schleswig-Holstein wurden im ersten Halbjahr 2024 durchschnittlich Medikamente im Wert von 329 Euro verschrieben. Dieser Wert liegt unter dem Bundesdurchschnitt von 405 Euro. Die Patienten selbst leisteten Zuzahlungen in Höhe von insgesamt 42 Millionen Euro, was einem Durchschnitt von 16,50 Euro pro Versichertem entspricht. Shz.de berichtete bereits am 28. Mai 2024 über die allgemeine Problematik steigender Arzneimittelkosten in Schleswig-Holstein und den Einfluss patentgeschützter Medikamente. Auch die Techniker Krankenkasse (TK) berichtet in einer Pressemitteilung vom 7. August 2024 über steigende Gesundheitsausgaben in Schleswig-Holstein, wobei Krankenhausbehandlungen den größten Kostenfaktor darstellen. Die Ärzte Zeitung griff dieses Thema am 7. August 2024 ebenfalls auf und betonte die im Vergleich zu anderen Bereichen hohen Ausgaben für Klinikaufenthalte.
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