Russischen Medienberichten zufolge ist der syrische Präsident Baschar al-Assad in Moskau angekommen. Die staatliche Nachrichtenagentur TASS meldete unter Berufung auf den Kreml, Russland habe Assad und seiner Familie "aus humanitären Gründen" Asyl gewährt. Zuvor kursierten widersprüchliche Informationen über Assads Aufenthaltsort. Die FAZ berichtete zunächst über ein vom Radar verschwundenes russisches Flugzeug, in dem sich Assad angeblich befunden haben soll. Später bestätigte Moskau Assads Ausreise aus Syrien. Israelische und US-amerikanische Regierungsvertreter vermuteten ihn bereits in Moskau. Russische Militärblogger spekulierten über eine Reise Assads über Afrika nach Russland, um seine Spur zu verwischen. (FAZ, 09.12.2024)
Die Ankunft Assads in Moskau markiert das Ende seiner jahrzehntelangen Herrschaft in Syrien. Wie die Tagesschau berichtet, übernahm Assad im Jahr 2000 die Macht nach dem Tod seines Vaters Hafiz al-Assad. Seine Regierungszeit war geprägt von massiven Menschenrechtsverletzungen und der Unterdrückung jeglicher Opposition. Die Proteste des Arabischen Frühlings 2011 ließ Assad gewaltsam niederschlagen. Der daraus resultierende Bürgerkrieg forderte Hunderttausende Tote und Millionen Vertriebene. (Tagesschau, 08.12.2024)
Russland zählte zu Assads wichtigsten Verbündeten und unterstützte ihn seit 2015 militärisch. Assads Sturz wird in Moskau mit Enttäuschung aufgenommen. Laut ZDF erklärte Konstantin Kossatschow, der stellvertretende Vorsitzende des russischen Föderationsrates, Russland könne Syrien unter den gegebenen Umständen nicht weiter unterstützen. Die Syrer müssten nun selbst für sich sorgen. Moskau werde nur dann Hilfe leisten, wenn das syrische Volk dies ausdrücklich wünsche. (ZDF, 08.12.2024)
Die Zukunft Syriens bleibt ungewiss. Die islamistische Gruppe HTS, die die Rebellenallianz anführt, verkündete die Einnahme von Damaskus und den Sturz Assads. US-Außenminister Antony Blinken betonte laut Deutschlandfunk, die USA würden die Islamisten nach ihren Taten und nicht nach ihren Worten beurteilen. Die USA unterstützen einen friedlichen Machtwechsel in Syrien. (Deutschlandfunk, 08.12.2024)
International stieß Assads Sturz auf unterschiedliche Reaktionen. Bundeskanzler Olaf Scholz bezeichnete ihn als "gute Nachricht" und unterstrich die Notwendigkeit der Wiederherstellung von Recht und Ordnung. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen bot Syrien Unterstützung beim Wiederaufbau an, knüpfte diese jedoch an Bedingungen. (Tagesschau, 08.12.2024)
Die Türkei appellierte an die internationale Gemeinschaft, einen geordneten Übergang in Syrien zu unterstützen. Saudi-Arabien warnte vor Chaos und einer Spaltung des Landes. In Deutschland forderte Tareq Alaows, flüchtlingspolitischer Sprecher von Pro Asyl, die internationale Gemeinschaft auf, Hilfsgüter nach Syrien zu senden und betonte die Verantwortung Deutschlands gegenüber syrischen Flüchtlingen. (Deutschlandfunk, 08.12.2024)
Russland unterhält in Syrien einen Luftwaffenstützpunkt und einen Marinestützpunkt. Laut BR befinden sich die Stützpunkte in erhöhter Alarmbereitschaft, eine Bedrohung für die russischen Soldaten bestehe jedoch nicht. Andrej Kartapolow, Vorsitzender des Verteidigungsausschusses im russischen Parlament, erklärte, man müsse über die Zukunft des russischen Militärs in Syrien beraten. (BR, 08.12.2024)
Assads Sturz wirft auch Fragen nach der Rolle Russlands im Syrien-Konflikt auf. Russische Medienkommentatoren sprachen von Fehlern, die Russland in Syrien begangen habe. Moskau habe Assad die Voraussetzungen für den Wiederaufbau des Landes geschaffen, dieser habe diese jedoch nicht genutzt. (ProSieben, 08.12.2024)
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