Der italienische Rapper Fedez hat mit seinem Podcast „Pulp“ erneut für Aufregung gesorgt. Wie die F.A.Z. berichtet, lud er den pensionierten General Roberto Vannacci ein, Autor des umstrittenen Buches „Il mondo al contrario“ (dt. „Verdrehte Welt. Eine Bestandsaufnahme“). Das Buch, das homophobe und rassistische Aussagen enthält, machte Vannacci zu einer zentralen Figur der italienischen extremen Rechten. Nach der Europawahl, bei der er für die Lega kandidierte, zog Vannacci ins EU-Parlament ein und ist dort nun stellvertretender Fraktionschef der „Patrioten für Europa“, zu der unter anderem AfD, FPÖ und die Partei von Marine Le Pen gehören.
Fedez' positive Haltung gegenüber Vannacci ist nicht neu. Bereits Ende November lobte er in der Radiosendung „La Zanzara“ Vannaccis Kommunikationsstil und stellte ihn über den der sozialdemokratischen Oppositionsführerin Elly Schlein. Im Podcast „Pulp“, den Fedez gemeinsam mit Mr. Marra moderiert, unterhielten sich Rapper und Ex-General in entspannter Atmosphäre. Die F.A.Z. schildert eine Szene, in der Vannacci die vulgäre Sprache in Rap-Songs kritisierte, woraufhin Fedez mit „Das ist ja das Coole daran, General!“ konterte. Ein weiterer bemerkenswerter Moment: Fedez bot Vannacci einen Joint an, den dieser nach eingehender Betrachtung ablehnte.
Fedez und seine Ex-Frau Chiara Ferragni galten lange als Lieblinge der linken italienischen Medien. Sie engagierten sich öffentlich für Migrantenrechte und die LGBTQ+-Community und nutzten ihre starke Social-Media-Präsenz, um ihren Einfluss zu erweitern. Nach der Trennung des Paares verloren beide an Followern. Ferragni wurde außerdem von der italienischen Wettbewerbsbehörde wegen irreführender Werbung zu Strafzahlungen verurteilt.
Die Einladung Vannaccis in seinen Podcast wirkt zunächst überraschend, fügt sich jedoch in ein größeres Bild ein. Wie die F.A.Z. berichtet, ging Fedez kurz nach der Trennung von Ferragni einen Vertriebsdeal für seinen Energydrink mit Ultras des AC Mailand ein, die dem extrem rechten Spektrum zugeordnet werden. Dass Fedez während des Podcasts ein Che-Guevara-T-Shirt trug, sieht die F.A.Z. nicht im Widerspruch zu seiner Annäherung an die rechte Szene. Der Autor argumentiert, Che Guevara selbst habe Homosexuelle und Schwarze verachtet und deren Deportation in Arbeitslager veranlasst.
Auch Der Standard berichtet über Vannaccis Einfluss auf die italienische Rechte und bezeichnet ihn als Herausforderer etablierter Parteien. Die Zeit analysiert die Fragmentierung der europäischen Rechten und sieht in Vannaccis Aufstieg ein Beispiel dafür. Der Freitag erinnert an einen früheren Vorfall, bei dem Fedez die Lega für ihre homophobe Haltung kritisierte und dem Staatssender RAI Zensur vorwarf. Der Stern beschreibt Vannaccis Buch als meistgelesenes des Sommers in Italien und seinen Aufstieg zum Helden derer, denen Meloni zu gemäßigt ist. Die taz berichtet ebenfalls über Fedez' Kritik an der Lega und seinen Zensurvorwurf gegen die RAI.
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