Der Tanz zwischen Freiheit und Risiko: Freeriden
Freeriden, das Skifahren oder Snowboarden im ungesicherten Gelände, verspricht unverspurten Pulverschnee und ein Gefühl der Freiheit. Doch dieses Erlebnis ist untrennbar mit erheblichen Gefahren verbunden. Die Anziehungskraft des Freeridens liegt im Kontakt mit der unberührten Natur, dem Gefühl der Unabhängigkeit und dem Adrenalinschub, den die Abfahrt im steilen, unpräparierten Gelände auslöst. Wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) am 09.12.2024 berichtet, beschreibt die Freeriderin Nadine Wallner dieses intensive Glücksgefühl als untrennbar mit der Lebensgefahr verbunden, die diesen Sport ausmacht. Selbst an so anspruchsvollen Orten wie dem Matterhorn findet sie dieses besondere Glücksmoment.
Die Risiken beim Freeriden sind vielfältig. Lawinen, versteckte Felsen und Gletscherspalten sowie die schwierige Rettung in abgelegenem Gelände stellen eine permanente Bedrohung dar. Hinzu kommt die enorme körperliche und mentale Anstrengung. Die FAZ berichtet von einer Tour Wallners am Arlberg mit fünf Aufstiegen und Abfahrten, insgesamt 29 Kilometern und 3000 Höhenmetern im Aufstieg – eine Herausforderung, deren Abfahrten im extremen Gelände selbst für erfahrene Skitourengeher kaum zu bewältigen wären.
Die Psychologie von Risiko und Vertrauen spielt beim Freeriden eine zentrale Rolle. Wie im Kapitel "Einleitung" des Buches "Psychologie von Risiko und Vertrauen" (Basel & Henrizi, 2023) ausgeführt wird, hängt der Umgang mit Risiko und Vertrauen eng mit der individuellen Wahrnehmung und den kognitiven Fähigkeiten zusammen. Freerider müssen ihre eigenen Fähigkeiten realistisch einschätzen, die Gefahren im Gelände beurteilen und auf ihre Intuition hören. Vertrauen in die Ausrüstung und gegebenenfalls in die Partner ist ebenfalls essentiell.
Die Geschichte der schwedischen Freeriderin Sanne Mona, die laut einem Bericht des Tagesanzeigers vom 23.02.2024 in Engelberg von einer Lawine verschüttet wurde, verdeutlicht die omnipräsenten Gefahren des Freeridens. Dieses traumatische Erlebnis unterstreicht das stets vorhandene Risiko. Trotz des erlittenen Traumas setzt Mona ihre Leidenschaft fort, was die tiefe Verbundenheit vieler Freerider mit diesem Sport zeigt.
Um die Risiken zu minimieren, ist eine gründliche Vorbereitung unerlässlich. Dazu gehört die Analyse der Lawinenlage, das Mitführen der Sicherheitsausrüstung wie LVS-Gerät, Schaufel und Sonde sowie eine fundierte Ausbildung in Lawinenkunde und alpinen Gefahren. Die Wahl der Route und die Anpassung an die aktuellen Wetterbedingungen sind ebenfalls entscheidend.
Trotz aller Gefahren übt Freeriden auf viele eine ungebrochene Faszination aus. Das Gefühl von Freiheit und die Herausforderung, die eigenen Grenzen zu erweitern, überwiegen für manche die Risiken. Es ist jedoch unabdingbar, sich der Gefahren bewusst zu sein und verantwortungsvoll zu handeln, um das Risiko zu minimieren und die Wahrscheinlichkeit eines unvergesslichen Erlebnisses zu maximieren.
Quellen:
- FAZ: Freeriden: Nadine Wallner und das Glücksgefühl unter Lebensgefahr (09.12.2024) https://www.faz.net/aktuell/sport/wintersport/freeriden-nadine-wallner-und-das-gluecksgefuehl-unter-lebensgefahr-110158547.html
- Basel, J., & Henrizi, P. (2023). Einleitung. In Psychologie von Risiko und Vertrauen. Springer. https://link.springer.com/chapter/10.1007/978-3-662-65575-7_1
- Tagesanzeiger: Porträt der Freeriderin Sanne Mona: Und dann kam die Lawine in Engelberg (23.02.2024) https://www.tagesanzeiger.ch/portraet-der-freeriderin-sanne-mona-und-dann-kam-die-lawine-in-engelberg-774571616340