19.10.2024
Politische Weichenstellung in Brandenburg: BSW-Chef betont Werte über Macht

Wahlen: BSW-Landeschef: Kein Mitregieren um jeden Preis

In der politischen Landschaft Brandenburgs zeichnet sich ein spannendes Szenario ab, insbesondere im Hinblick auf die bevorstehenden Landtagswahlen. Robert Crumbach, der Landesvorsitzende des Bündnisses Sahra Wagenknecht (BSW), hat sich in jüngsten Äußerungen zur möglichen Regierungsbeteiligung seiner Partei geäußert und dabei betont, dass eine Mitregierung nicht um jeden Preis angestrebt werde. Dies könnte sowohl für die Wähler als auch für politische Beobachter von Bedeutung sein, da die BSW in den letzten Umfragen an Zustimmung gewonnen hat.

Offene Haltung zur Regierungsbeteiligung

Crumbach erklärte, dass er eine mögliche Regierungsbeteiligung nach der Wahl offenhalte, jedoch unter bestimmten Bedingungen. „Man kann auch als Opposition sehr wirkmächtig sein“, sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Seine Aussage deutet darauf hin, dass die BSW bereit ist, konstruktiv zur politischen Debatte beizutragen, unabhängig von ihrer Rolle im Landtag. „Es ist nur die Frage, in welcher Rolle“, fügte er hinzu.

Ein zentrales Anliegen Crumbachs ist es, die Grundwerte seiner Partei nicht aufzugeben. „Auf gar keinen Fall um jeden Preis, sondern wir haben Grundwerte, die sind uns wichtig und die werden wir nicht aufgeben“, betonte er. Diese Aussage reflektiert die Position der BSW, die sich von anderen Parteien abheben möchte, insbesondere in Bezug auf die Art und Weise, wie politische Entscheidungen getroffen werden.

Voraussetzungen für eine Regierungsbeteiligung

Crumbach nannte spezifische Voraussetzungen für eine mögliche Regierungsbeteiligung. Er stellte klar, dass die BSW nicht als „billiger Mehrheitsbeschaffer“ fungieren wolle, der von erfahreneren Parteien übergangen wird. „Wir wollen Sachen anders machen und das muss sich dann da auch finden“, erklärte er. Dies zeigt, dass die BSW nicht nur an Macht interessiert ist, sondern auch an der Umsetzung ihrer politischen Agenda.

Bildungspolitische Differenzen zur CDU

Ein weiteres Thema, das Crumbach ansprach, sind die Differenzen zwischen der BSW und der CDU, insbesondere in der Bildungspolitik. Er äußerte, dass die Ansichten der beiden Parteien in der Problemanalyse erheblich voneinander abweichen. Während die CDU für eine frühzeitige Separation von Schülern plädiert, lehnt die BSW diese Praxis ab. „Das entspricht überhaupt nicht dem, was wir denken“, so Crumbach.

Vorbehalte gegenüber der CDU

Crumbach verwies auch auf „erhebliche Vorbehalte“ innerhalb seiner Partei gegenüber dem CDU-Landeschef Jan Redmann, insbesondere nach einem Vorfall, bei dem Redmann wegen einer Alkoholfahrt auf einem Elektroroller verurteilt wurde. Crumbach betonte, dass nicht jeder in seiner Partei diese Situation so gelassen sehe wie er selbst. Diese Vorbehalte könnten die Verhandlungen über eine mögliche Koalition erschweren.

Koalition mit der AfD ausgeschlossen

Ein weiteres wichtiges Thema ist die Haltung der BSW zur AfD. Crumbach schloss eine Koalition mit der AfD aus, die vom Verfassungsschutz als rechtsextremer Verdachtsfall eingestuft wird. Er kritisierte einen Antrag der AfD im Landtag, der ein Betretungsverbot öffentlicher Veranstaltungen für Asylberechtigte forderte. Crumbach verglich diesen Antrag mit den Nürnberger Gesetzen und erklärte, dass er mit einer solchen Partei nicht zusammenarbeiten könne.

Dennoch schloss er nicht aus, dass die BSW Anträge der AfD unterstützen könnte, wenn diese inhaltlich sinnvoll seien. „Wenn wir einen Antrag in der Sache für richtig halten, dann werden wir zustimmen“, sagte er. Dies zeigt, dass die BSW bereit ist, pragmatisch zu handeln, wenn es um die Umsetzung ihrer politischen Ziele geht.

Populismus als politisches Element

In einer aktuellen Studie der Universität Potsdam wird das Bündnis Sahra Wagenknecht als populistische Partei eingestuft. Crumbach sieht dies jedoch gelassen und betrachtet Populismus als ein grundlegendes Element der Politik. „Ich glaube, dass Politik grundsätzlich populistische Elemente hat“, sagte er und nannte den ersten Abschiebeflug nach Afghanistan seit drei Jahren als Beispiel. Diese Sichtweise könnte darauf hindeuten, dass die BSW versucht, sich als eine Partei zu positionieren, die die Sorgen und Anliegen der Bürger ernst nimmt.

Ausblick auf die Landtagswahl

Die Landtagswahl in Brandenburg, die am 22. September stattfinden wird, könnte für die BSW entscheidend sein. In den letzten Umfragen erreichte die Partei 15 Prozent, was einen leichten Rückgang im Vergleich zu den vorherigen Umfragen darstellt. Dennoch bleibt die BSW eine relevante politische Kraft, die möglicherweise die politische Landschaft in Brandenburg beeinflussen könnte.

Die Aussagen von Crumbach zeigen, dass die BSW eine klare Position in der politischen Debatte einnehmen möchte, ohne ihre Grundwerte zu gefährden. Dies könnte sowohl für die Wähler als auch für die politischen Mitbewerber von Bedeutung sein, da die BSW versucht, sich als ernstzunehmender Akteur in der brandenburgischen Politik zu etablieren.

Fazit

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Robert Crumbach und die BSW sich auf die bevorstehenden Wahlen vorbereiten, indem sie klare Positionen und Bedingungen für eine mögliche Regierungsbeteiligung formulieren. Die Differenzen zur CDU und die Ablehnung einer Zusammenarbeit mit der AfD verdeutlichen, dass die BSW sich als eigenständige politische Kraft positionieren möchte. Ob dies ausreicht, um bei der Wahl erfolgreich zu sein, bleibt abzuwarten.

Quellen: dpa, Zeit Online, Tagesspiegel

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