19.10.2024
Politischer Eklat um Italien als Gastland der Frankfurter Buchmesse

Die bevorstehende Frankfurter Buchmesse sieht sich mit einem politischen Spannungsfeld konfrontiert, da Italien, das diesjährige Gastland, eine Welle des Protests von Schriftstellern erlebt, die sich gegen die Politik der Regierung unter Giorgia Meloni auflehnen. Wie die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" berichtet, hat der Ausschluss des bekannten Autors Roberto Saviano aus der offiziellen Delegation für die Buchmesse für Empörung gesorgt und eine Debatte über die Einmischung der Politik in die Kulturlandschaft Italiens entfacht.

Roberto Saviano, bekannt für sein Enthüllungsbuch "Gomorrha" über die Machenschaften der neapolitanischen Camorra, steht seit Jahren unter Polizeischutz. Sein kritischer Blick auf die organisierte Kriminalität und seine pointierten Äußerungen gegen die Politik der Rechten haben ihn zur Zielscheibe von Angriffen und Einschüchterungsversuchen gemacht. Die Entscheidung, ihn nicht zur Buchmesse einzuladen, wurde von vielen als ein Akt der Zensur und als Versuch gewertet, unliebsame Stimmen zum Schweigen zu bringen.

Die italienische Regierung, vertreten durch Kulturminister Gennaro Sangiuliano, weist die Vorwürfe der Zensur zurück und betont die kulturelle Vielfalt, die Italien auf der Buchmesse präsentieren möchte. Der von der Regierung eingesetzte Buchmessen-Kommissar Mauro Mazza hatte Savianos Ausschluss zunächst mit dem Wunsch nach mehr unbekannten Autoren begründet, später jedoch eine nachträgliche Einladung ausgesprochen, die Saviano ablehnte.

Dieser Eklat hat eine Welle der Solidarität unter italienischen Schriftstellern ausgelöst. Zahlreiche prominente Autoren, darunter Paolo Giordano, Sandro Veronesi und Nicola Lagioia, haben ihren Protest gegen den Ausschluss Savianos und die Einflussnahme der Politik auf den Kulturbetrieb zum Ausdruck gebracht. In einem offenen Brief, der von 41 Schriftstellern unterzeichnet wurde, kritisieren sie die Regierung Meloni scharf und sprechen von Zensur und einem Klima der Angst und Einschüchterung.

Die Kontroverse um Savianos Ausschluss wirft ein Schlaglicht auf die gesellschaftspolitischen Spannungen im heutigen Italien. Die Regierung Meloni, die sich selbst als konservativ und patriotisch bezeichnet, steht in der Kritik, die Freiräume der Kunst und Kultur einzuschränken und Andersdenkende mundtot machen zu wollen. Die Buchmesse in Frankfurt wird nun zum Schauplatz einer Auseinandersetzung, die weit über den Literaturbetrieb hinausreicht und die Frage nach der Freiheit der Kunst und der Meinungsfreiheit in einer demokratischen Gesellschaft stellt.

Die Organisatoren der Frankfurter Buchmesse stehen vor der Herausforderung, dieser Kontroverse gerecht zu werden und gleichzeitig dem Gastland Italien eine Plattform für seine literarische Vielfalt zu bieten. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Situation weiterentwickelt und welche Auswirkungen sie auf das kulturelle Leben in Italien und Europa haben wird.

- https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/frankfurter-buchmesse-wie-sich-italiens-schriftsteller-gegen-meloni-auflehnen-110041033.html - https://www.zeit.de/2024/26/frankfurter-buchmesse-italien-roberto-saviano-giorgia-meloni-rechts - https://www.sueddeutsche.de/kultur/buchmesse-frankfurt-italien-gastland-meloni-postfaschismus-literatur-lux.KJAocG9MujCYLYa7ECQS9S?reduced=true - https://www.srf.ch/audio/kontext/kultur-talk-italien-unter-giorgia-meloni-literatur-im-gegenwind?id=12668477 - https://ga.de/news/kultur-und-medien/ueberregional/italien-ist-das-gastland-der-frankfurter-buchmesse-2024_aid-119954407 - https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/medien/tatort/ - https://www.zeit.de/kultur/literatur/2024-06/frankfurter-buchmesse-italien-gastland-roberto-saviano
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