Angola, ein Land reich an natürlichen Ressourcen, rückt zunehmend in den Fokus der deutschen Energiepolitik. Das südafrikanische Land verfügt über ein enormes Potenzial für die Produktion von grünem Wasserstoff, der als Schlüssel zur Energiewende gilt. Deutsche Unternehmen und die Bundesregierung zeigen großes Interesse an einer Zusammenarbeit und investieren in ambitionierte Projekte.
Anders als in vielen anderen Teilen der Welt, wo der Ausbau erneuerbarer Energien noch vor großen Herausforderungen steht, verfügt Angola über ungenutzte Kapazitäten an Wasserkraft. Insbesondere das Wasserkraftwerk Laúca, etwa vier Autostunden südöstlich der Hauptstadt Luanda, steht im Mittelpunkt des Interesses. Das Kraftwerk, das 2017 in Betrieb genommen wurde, arbeitet derzeit nur mit einem Bruchteil seiner Kapazität. „Die Maschinen würden sich freuen“, sagte Moisés Jaime, Direktor des Kraftwerks Laúca, gegenüber der Deutschen Welle.
Genau diese ungenutzte Energie wollen deutsche Unternehmen nutzen, um grünen Wasserstoff zu produzieren. Die Nürnberger Projektentwicklungsfirma Gauff Engineering und das Hamburger Beratungsunternehmen Conjuncta haben sich mit dem staatlichen Energiekonzern Angolas, Sonangol, zusammengetan, um ein ehrgeiziges Projekt zu realisieren. Geplant ist, einen Teil der Energie aus dem Wasserkraftwerk Laúca in Wasserstoff umzuwandeln und nach Deutschland zu exportieren.
Das Projekt, dessen Kosten sich auf rund eine Milliarde Euro belaufen, soll bereits im Jahr 2025 grünen Wasserstoff liefern. „Das Vorhaben in Angola ist ein wichtiger Testlauf für Deutschland“, berichtete die F.A.Z. am 04.10.2024. Das Auswärtige Amt eröffnet derzeit Wasserstoffbüros in Ländern wie Nigeria und Saudi-Arabien, um die internationale Zusammenarbeit in diesem Bereich zu fördern. In Namibia und Marokko sind bereits privatwirtschaftliche Projekte in Planung. Der Vorteil des Projekts in Angola: Die Energie ist bereits vorhanden, was einen schnelleren Start der Wasserstoffproduktion ermöglicht.
Die Produktion von grünem Wasserstoff in Angola bietet nicht nur Chancen für die deutsche Energiewende, sondern auch für die wirtschaftliche Entwicklung des afrikanischen Landes. Derzeit machen Öl und Gas 85 Prozent der Exporteinnahmen Angolas aus. Wasserstoff könnte eine zukunftsträchtige Alternative darstellen und neue Einnahmequellen erschließen.
Allerdings gibt es auch Herausforderungen. Kritiker weisen darauf hin, dass ein Großteil der angolanischen Bevölkerung keinen Zugang zu Strom hat. Sérgio Calundungo, Koordinator der Beobachtungsstelle für Politik und Soziales in Angola, betonte gegenüber der Deutschen Welle: „Es liegt nicht an mangelnder Nachfrage.“ Seiner Meinung nach mangelt es an Investitionen in die notwendige Infrastruktur, um die Bevölkerung mit Strom zu versorgen.
Trotz der Herausforderungen sehen Experten die Produktion von grünem Wasserstoff in Angola als Chance für eine nachhaltige Entwicklung. Wichtig sei jedoch, dass die Energieversorgung der eigenen Bevölkerung verbessert und gleichzeitig der Export von Wasserstoff vorangetrieben wird. „Ich glaube, dass wir beides gleichzeitig machen müssen“, so Calundungo.
Die deutsche Bundesregierung unterstützt die Entwicklung einer grünen Wasserstoffwirtschaft in Angola und anderen afrikanischen Ländern. Ziel ist es, eine Partnerschaft auf Augenhöhe zu etablieren, von der beide Seiten profitieren. Ob und inwieweit dies gelingt, wird sich in den kommenden Jahren zeigen.
Quellen:
- Frankfurter Allgemeine Zeitung - Deutsche Welle - Germany Trade & Invest - German Energy Solutions - Gauff Engineering - Deutsche Welle - Focus Online - Wirtschaftswoche - Africa Business Guide