30.11.2024
Tegel als Flüchtlingsunterkunft Zukunftsperspektiven und Herausforderungen

Tegel wohl länger als Notunterkunft benötigt: Mindestens bis 2026

Die Notunterkunft am ehemaligen Flughafen Tegel wird Berlin voraussichtlich länger in Anspruch nehmen als ursprünglich geplant. LAF-Präsident Mark Seibert rechnet laut Deutscher Presse-Agentur (dpa) damit, dass die Unterkunft mindestens bis 2026 gebraucht wird. Die derzeitige Betriebsgenehmigung für die aus Leichtbauhallen bestehende Unterkunft mit einer Kapazität von bis zu 8.000 Menschen läuft Ende 2025 aus. Verhandlungen über eine Verlängerung finden bereits statt. (ZEIT ONLINE, 30.11.2024)

Integrationssenatorin Cansel Kiziltepe (SPD) möchte die Unterkunft verkleinern, da die Lebensbedingungen dort schwierig sind. 14 Personen teilen sich einen Raum, was kaum Privatsphäre ermöglicht. Seibert hält einen Rückbau der ersten drei Hallenkomplexe gegen Ende 2025 für denkbar. Dies sei jedoch nur möglich, wenn der Bau neuer Unterkünfte in Berlin planmäßig voranschreitet und die Finanzierung durch das Abgeordnetenhaus gewährleistet ist. Verzögerungen könnten einen Rückbau in Tegel verhindern, da sonst ein Mangel an Unterbringungsplätzen entstünde, so Seibert. Auch die globale politische Lage spiele eine Rolle. (ZEIT ONLINE, 30.11.2024)

Der LAF-Präsident betonte, dass die Belegung der Hallen im kommenden Jahr zunächst reduziert werden soll. Ziel ist es, die Anzahl der Bewohner pro Abteil von 14 auf zwei bis zehn zu verringern und Familien ohne zusätzliche fremde Personen unterzubringen. Außerdem sollen Sitzgelegenheiten geschaffen werden. Ein entsprechender Testlauf wird bereits in einer Halle durchgeführt. Sollte es im Winter zu einem starken Anstieg der Flüchtlingszahlen kommen, könnte die Kapazität in Tegel jedoch schnell wieder erhöht werden. (ZEIT ONLINE, 30.11.2024)

Die Zahl der neu in Berlin ankommenden Geflüchteten ist im Vergleich zum Vorjahr deutlich gesunken. Von Januar bis Oktober 2024 wurden knapp 18.000 Menschen aufgenommen, im gleichen Zeitraum 2023 waren es 32.000. Trotzdem spricht Seibert nicht von Entspannung, da viele der im Vorjahr angekommenen Geflüchteten weiterhin in Berlin untergebracht sind. Zudem seien die zukünftigen Flüchtlingszahlen schwer vorhersehbar, vor allem mit Blick auf die Ukraine und andere Krisengebiete. (ZEIT ONLINE, 30.11.2024)

Der Rückgang der Zugänge ermöglicht es jedoch, Menschen aus Tegel in andere Unterkünfte zu verlegen, beispielsweise in das Hotel in der Landsberger Allee, das schrittweise auf 1.200 Plätze erweitert werden soll. Im kommenden Jahr sollen weitere Unterkünfte, darunter Modulbauten in verschiedenen Bezirken, fertiggestellt werden. Der Tagesspiegel berichtete bereits im Oktober über die Möglichkeit einer Erweiterung der Tegel-Unterkunft und einer Nutzung über 2025 hinaus. (Tagesspiegel, 17.10.2024)

Die taz berichtete im August über die Meinungsverschiedenheiten zwischen SPD und CDU zur Zukunft von Tegel. Während die SPD die Unterkunft verkleinern möchte, hält die CDU an Großunterkünften fest. Die taz thematisierte auch die hohen Kosten der Unterkunft und die Kritik des Flüchtlingsrats an den als menschenunwürdig empfundenen Bedingungen. (taz, 09.08.2024)

Auch die geplante Großunterkunft in der Soorstraße in Westend, die 2026 eröffnen und Bewohner aus Tegel aufnehmen soll, wurde bereits in den Medien diskutiert. (Tagesspiegel, 13.11.2024)

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