Vier Museen in Rheinland-Pfalz lassen ihre Sammlungen auf NS-Raubgut überprüfen. Wie die Deutsche Presse-Agentur (dpa) berichtet, handelt es sich um das Roentgen-Museum Neuwied, das Stadtmuseum Bad Dürkheim, das Eifelmuseum Mayen und das Erkenbert-Museum Frankenthal (Pfalz). Die Provenienzforschung wird vom Deutschen Zentrum Kulturgutverluste finanziert und vom Museumsverband Rheinland-Pfalz koordiniert. Das Projekt ist auf sechs Monate angelegt und wird mit maximal 40.000 Euro gefördert. Laut Museumsverband besteht bei allen vier Museen der Verdacht auf NS-Raubgut. Die Provenienzforscherin Katja Terlau aus Köln wird den sogenannten „Erstcheck“ durchführen. Im Anschluss erhalten die Museen einen detaillierten Forschungsbericht, der ihnen als Grundlage für ihre weitere Arbeit dient. (Zeit Online, 18.11.2024)
Die Untersuchung der Herkunft von Kunstwerken und Kulturgütern in Museen ist ein wichtiger Schritt zur Aufarbeitung der NS-Vergangenheit. Wie der Tagesspiegel (10.12.2019) berichtet, geriet die Provenienzforschung erst durch den Gurlitt-Skandal 2013 stärker in den Fokus der Öffentlichkeit. Der Fund von über 1500 Kunstwerken in der Wohnung von Cornelius Gurlitt, dessen Vater Hildebrand Gurlitt als Kunsthändler für das „Führer“-Museum tätig war, löste international große Diskussionen aus.
Die systematische Überprüfung von Museumsbeständen auf NS-Raubgut ist eine komplexe und aufwendige Aufgabe. Das Deutsche Schifffahrtsmuseum (DSM) in Bremerhaven überprüft seit 2017 seine Sammlungen mit Unterstützung des Deutschen Zentrums Kulturgutverluste, wie auf der Webseite des Museums zu lesen ist. Dabei werden sowohl die Objekte selbst (Rückseitenbeschriftungen, Stempel, etc.) als auch externe Quellen (Kataloge, Akten, etc.) untersucht. Im DSM stehen insbesondere Objekte aus dem „Gründungsbestand“ im Fokus der Forschung, da deren Provenienz für den Zeitraum 1933-1945 nicht immer lückenlos dokumentiert ist.
Auch das Landesmuseum Kunst & Kultur Oldenburg forscht seit 2011 intensiv zur Herkunft seiner Objekte. Wie auf der Museumswebseite erläutert wird, müssen rund zwei Drittel der Bestände, die nach 1933 erworben wurden oder vor 1945 entstanden sind, überprüft werden. Das Museum hat bereits mehrere Objekte als NS-Raubgut identifiziert und restituiert. Darüber hinaus hat das Museum die sogenannte „Restitutionssammlung“ gegründet, in der Privatpersonen potentielles NS-Raubgut treuhänderisch hinterlegen können, um die Restitution zu ermöglichen.
Die Mitteldeutsche Zeitung (MZ) berichtete am 31.03.2018 über den „Erstcheck“ am Museum für Naturkunde und Vorgeschichte in Dessau. Auch dieses Museum ließ seine Bestände von einer externen Kunsthistorikerin auf NS-Raubgut überprüfen. Das Museum hatte sich zwar bereits nach der Wende mit dem Thema beschäftigt, wollte aber durch den „Erstcheck“ eine erneute Prüfung durch externe Fachleute gewährleisten.
Die Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden (SLUB) forscht ebenfalls seit 2009 systematisch zur Herkunft ihrer Bestände. Auf ihrer Webseite betont die SLUB die Bedeutung der Provenienzforschung für die Aufarbeitung der eigenen Geschichte und die Restitution unrechtmäßig erworbener Bestände. Die SLUB konzentriert sich dabei auf die Ermittlung von NS-Raubgut und veröffentlicht ihre Forschungsergebnisse transparent im SLUB-Katalog und auf ihrer Webseite.