Die Alte Pinakothek in München widmet der niederländischen Malerin Rachel Ruysch eine umfassende Ausstellung, die ihr gesamtes Lebenswerk präsentiert. Wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) berichtet, bietet diese einzigartige Schau, die im Anschluss nach Toledo und Boston weiterreist, einen tiefen Einblick in das Schaffen der Künstlerin, deren Blumenstillleben einst in ganz Europa von Fürstenhäusern und wohlhabenden Bürgern gleichermaßen geschätzt wurden.
Ruysch, geboren 1664 in Amsterdam, war eine außergewöhnliche Frau ihrer Zeit. Dank ihres Vaters Frederik Ruysch, einem renommierten Anatom und Direktor des Amsterdamer Botanischen Gartens, erhielt sie eine Ausbildung bei dem Stilllebenmaler Willem van Aelst. Nach dem Tod ihres Lehrmeisters machte sie sich bereits mit 19 Jahren selbstständig und erlangte rasch große Anerkennung. Die FAZ beschreibt, wie ein Familienporträt von 1716 Ruyschs Selbstbewusstsein eindrucksvoll belegt: Ihr Ehemann, der Maler Juriaen Pool, steht halb im Schatten und deutet auf eines ihrer Blumenstillleben, während sie selbst im Vordergrund, dem Betrachter zugewandt, in einer Pose souveräner Künstlerschaft dargestellt ist.
Ruyschs Renommee führte 1708 zu ihrer Ernennung als Hofmalerin des pfälzischen Kurfürsten Johann Wilhelm. Die FAZ betont jedoch, dass sie ihn keineswegs exklusiv belieferte. Ihr Kundenkreis erstreckte sich über ganz Europa, von Wien bis Florenz. Die Ausstellung in München ist daher auch deshalb passend, weil ein großer Teil der Gemäldegalerie Johann Wilhelms nach dessen Tod an die bayerischen Kurfürsten ging.
Die Hamburger Kunsthalle, die ebenfalls Werke von Ruysch in ihrer Sammlung besitzt, beschreibt online zwei ihrer Blumenstillleben. Eines, datiert auf 1690-1695, zeigt ein detailreiches Blumenarrangement mit Insekten, das die Schönheit und zugleich die Vergänglichkeit der Natur symbolisiert. Das andere Stillleben aus dem Jahr 1691 beeindruckt durch die botanische Präzision der Darstellung und Ruyschs virtuose Maltechnik. Sie erzeugte die Illusion von Natürlichkeit, indem sie sogar echte Schmetterlingsflügel auf die Leinwand applizierte.
Die Ausstellung in der Alten Pinakothek, wie auf der Museumswebsite beschrieben, ist in fünf Abschnitte gegliedert und beleuchtet verschiedene Facetten von Ruyschs Leben und Werk. Von ihren Anfängen bis zu ihrem späten Schaffen, das bis zu ihrem Tod 1750 andauerte, wird die Entwicklung ihres Stils und ihrer Themenwahl verfolgt. Besonders betont wird die für Ruysch charakteristische Verbindung von Kunst und Naturwissenschaft.
Auch das Städel Museum in Frankfurt, welches ein Blumenstillleben Ruyschs von 1698 in seiner digitalen Sammlung zeigt, hebt die Bedeutung der Künstlerin als eine der gefragtesten Stilllebenmalerinnen ihrer Epoche hervor. Das Gemälde präsentiert einen locker komponierten Blumenstrauß in einer Glasvase, belebt durch kleine Tiere wie Schmetterlinge und Libellen. Der Vergänglichkeitsgedanke, der in anderen Werken Ruyschs präsent ist, tritt hier in den Hintergrund.
Wie der Blog "In Reiselaune" in einem Artikel über die Ausstellung "In voller Blüte" im Mauritshuis in Den Haag ausführt, war Ruysch eine von mehreren Künstlerinnen, die im 17. Jahrhundert, dem "Goldenen Zeitalter" der Niederlande, trotz der patriarchalischen Gesellschaftsstrukturen erfolgreich waren. Die Ausstellung im Mauritshuis, die auch Werke von Clara Peeters und Maria van Oosterwyck präsentierte, rückte die Leistungen dieser oft verkannten Künstlerinnen in den Mittelpunkt.
Die Ausstellung in der Alten Pinakothek bietet somit eine einzigartige Möglichkeit, das Œuvre dieser außergewöhnlichen Künstlerin in seiner gesamten Bandbreite zu entdecken und in die faszinierende Welt Rachel Ruyschs zwischen Kunst, Naturwissenschaft und meisterhafter Feinmalerei einzutauchen.
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