Frankreichs politische Krise: Ein Warnsignal für Deutschland?
Der Fall der französischen Regierung unter Premierminister Michel Barnier durch ein ungewöhnliches Bündnis aus Rechts- und Linksextremen wirft Fragen zur Stabilität demokratischer Systeme auf und liefert auch Deutschland Denkanstöße. Wie die FAZ berichtet, wurde die Minderheitsregierung Barnier, die aus Zentristen und Rechtsbürgerlichen bestand, trotz fehlender eigener Mehrheit der extremen Parteien im Parlament gestürzt. Ermöglicht wurde dies durch die Unterstützung der gemäßigten Linken für den Misstrauensantrag der Linksextremen.
Präsident Macron hatte die letztlich gescheiterte Koalition unter anderem mit dem Ziel gebildet, seine wirtschaftspolitischen Reformen, die Frankreichs Wirtschaftskraft stärken sollen, vor den Linken zu schützen. Im F.A.Z. Artikel vom 3. Dezember 2024 erläutert Niklas Záboji, dass dazu neben der Rentenreform weitere Maßnahmen gehören, die ausländische Investitionen angezogen haben.
Macrons politische Strategie erforderte jedoch die Duldung der Regierung Barnier durch das rechtsextreme Rassemblement National. Marine Le Pen, die laut FAZ ihren Frieden mit der EU und dem Euro geschlossen hat, strebt jedoch nach der uneingeschränkten Macht und ging dafür ein taktisches Bündnis mit der extremen Linken ein.
Die von Barnier befürchteten Turbulenzen an den Finanzmärkten blieben laut FAZ zunächst aus. Der Haushalt 2024 bleibt vorerst in Kraft und Macron wird voraussichtlich einen neuen Premierminister ernennen. Záboji von der F.A.Z. weist jedoch auf das anhaltende Risiko einer Finanzkrise hin. Frankreichs hohe Staatsverschuldung erfordert einen unpopulären finanzpolitischen Kurswechsel. Eine gemäßigte Regierung, die diesen Wandel vollzieht, könnte den extremen Parteien in die Hände spielen.
Wie das ZDFheute Update vom 3. Dezember 2024 meldet, liegt Frankreichs Staatsverschuldung bei 110 Prozent der Wirtschaftsleistung. Premierminister Barnier hatte versucht, dieses Defizit zu reduzieren, doch das von den Linken – aufgrund des Sozialhaushaltes – mitgetragene Misstrauensvotum machte diese Bemühungen zunichte. Ein Sturz Barniers wäre laut ZDF auch ein Rückschlag für Präsident Macron und könnte eine europäische Finanzkrise auslösen.
Die FAZ zieht Parallelen zu Deutschland und warnt vor der Zusammenarbeit gemäßigter Parteien mit extremen Kräften. Während Le Pen sich von Moskau distanziert habe, pflege die AfD weiterhin eine "gefährliche Russland-Romantik", die auch in Teilen der deutschen Linken und SPD zu finden sei. Die von Rechtsaußen propagierte bürgerliche Mehrheit aus Union, AfD und möglicherweise FDP sei laut FAZ unrealistisch.
Wie stern.de am 2. Dezember 2024 berichtete, lenkte die französische Regierung kurz vor der Abstimmung über den Sozialhaushalt bei einer weiteren Forderung der Rechtspopulisten ein, um einen Regierungssturz abzuwenden. Die Zuzahlungen für Medikamente sollten unverändert bleiben. Marine Le Pen hatte zuvor angedroht, sich am Sturz der Regierung zu beteiligen, falls ihre Forderungen nicht erfüllt würden.
finanzmarktwelt.de analysiert die Situation am 3. Dezember 2024 als "Moment der Wahrheit" für Frankreich. Der Regierungssturz könnte bereits am Mittwoch erfolgen, da die Parteien, die Barnier unterstützen, nicht stark genug sind, um ein gemeinsames Vorgehen von Le Pens Rassemblement National und der Linkskoalition zu verhindern. Die Unsicherheit über den Haushalt und die politischen Schwierigkeiten Frankreichs haben laut finanzmarktwelt.de zu Strafzahlungen für französische Staatsanleihen durch Investoren geführt.
Die ZEIT ONLINE berichtet über die schwierige Regierungsbildung in Frankreich nach den Parlamentswahlen. Keines der Lager erreichte eine absolute Mehrheit. Macron lehnt eine Koalition mit dem stimmenstärksten Linksbündnis ab.
Die Frankfurter Rundschau berichtet über Spekulationen zum Zeitpunkt des Sturzes der Barnier-Regierung und die Rolle von Marine Le Pen, die sich durch ihre Aktionen ins Zentrum der französischen Politik manövriert. Über Le Pen schwebt ein Damoklesschwert: Im Prozess wegen Veruntreuung von EU-Geldern wurden belastende Beweise vorgelegt. Die Staatsanwaltschaft fordert eine Haftstrafe und mehrjährige Unwählbarkeit, was eine Kandidatur Le Pens bei den Präsidentschaftswahlen 2027 verhindern könnte.
Quellen:
- FAZ.NET: https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/deutschland-kann-aus-dem-sturz-barniers-einiges-lernen-110154813.html
- F.A.Z.: https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/wie-es-um-frankreichs-wirtschaft-bestellt-ist-110151130.html
- ZDFheute Update: https://www.zdf.de/nachrichten/briefing/frankreich-afd-junge-alternative-clubs-zdfheute-update-100.html
- finanzmarktwelt.de: https://finanzmarktwelt.de/frankreich-am-moment-der-wahrheit-regierung-vor-dem-kollaps-331685/
- stern.de: https://www.stern.de/news/frankreichs-regierung-unter-druck--premier-macht-zugestaendnis-an-rechtspopulisten-35276250.html
- Table Media: https://table.media/europe/professional-briefing/wie-es-fuer-macron-weitergeht-evp-autopapier/
- ZEIT ONLINE: https://www.zeit.de/thema/frankreich
- Frankfurter Rundschau: https://www.instagram.com/frankfurterrundschau/p/DC41eHiorqe/