8.12.2024
Rotmilan und Windkraftanlagen Zwischen Koexistenz und Kollisionsgefahr

Beeinflussen Windkraftanlagen Rotmilane? Studien liefern uneinheitliche Ergebnisse

Die Frage nach dem Einfluss von Windkraftanlagen auf das Verhalten von Rotmilanen ist Gegenstand anhaltender Diskussionen. Aktuelle Studien liefern unterschiedliche Ergebnisse und unterstreichen die Komplexität der Thematik. Wie die Zeit am 8. Dezember 2024 berichtete, untersuchte das Rotmilanzentrum in Halberstadt die Auswirkungen von Windparks auf Rotmilane und Mäusebussarde. Das Ergebnis: Im Untersuchungsgebiet zeigten die Greifvögel keine Verhaltensänderungen in der Nähe der Windräder.

Das Rotmilanzentrum verglich zwei angrenzende Gebiete, eines mit und eines ohne Windkraftanlagen. Laut Martin Kolbe, Leiter des Zentrums, gab es keine Unterschiede in der Häufigkeit und Intensität der Nutzung beider Gebiete durch die Vögel. Weder Rotmilane noch Mäusebussarde mieden den Bereich mit den Windrädern. Diese Beobachtung birgt jedoch auch ein Risiko: "Wenn sie sich nicht gestört fühlen, ist die Gefahr einer Kollision groß", so Kolbe gegenüber der dpa. Er betont die Notwendigkeit von Maßnahmen wie höheren Anlagen, um das Kollisionsrisiko zu minimieren.

Seit 2016 stattet das Rotmilanzentrum Rotmilane mit GPS-Sendern aus, um deren Revierentwicklung und Aufenthaltsorte zu verfolgen. Während im Jahr 2023 noch 23 Vögel mit Sendern ausgestattet wurden, waren es 2024 nur noch zehn. Der Aufwand für die Nestsuche und -kontrolle sei sehr hoch, erklärt Kolbe. Die landesweite Erfassung des Rotmilanbestands in Sachsen-Anhalt ergab 2021/2022 über 2300 Brutpaare, etwas mehr als zehn Jahre zuvor. Obwohl diese Zahlen keine eindeutige Tendenz erkennen lassen, widerlegen sie die Befürchtung eines Bestandsrückgangs. Der Rotmilan ist gemäß der EU-Vogelschutzrichtlinie geschützt. Laut NABU brüten rund 60 Prozent der weltweit etwa 24.000 Rotmilanpaare in Deutschland, hauptsächlich in Ostdeutschland.

Andere Studien und Projekte zeigen jedoch, dass Rotmilane durchaus von Windkraftanlagen beeinträchtigt werden können. So berichtete die Bild-Zeitung am 14. August 2024 über ein Projekt in Schleswig-Holstein, bei dem Kamerasysteme mit künstlicher Intelligenz an Windrädern getestet werden. Diese Systeme erkennen Vögel im Umkreis von 1000 Metern und schalten die Rotoren ab, sobald sich ein Tier auf Kollisionskurs befindet. Dieses Projekt verdeutlicht, dass das Thema Vogelschlag ernst genommen wird und innovative Lösungen gesucht werden.

Auch der NABU engagiert sich intensiv für den Schutz des Rotmilans. Auf seiner Webseite betont der Verband die Bedeutung der Standortwahl für Windkraftanlagen, um Konflikte mit dem Artenschutz zu minimieren. Projekte wie "Mäuse für den Milan" zielen darauf ab, die Lebensbedingungen des Greifvogels zu verbessern und somit das Kollisionsrisiko an Windrädern zu verringern. Der NABU weist zudem darauf hin, dass der Rotmilan als "Verantwortungsart" in Deutschland einen besonderen Schutzstatus genießt.

Die Diskussion um Windkraftanlagen und Artenschutz bleibt komplex. Während einige Studien keine signifikante Beeinträchtigung der Rotmilane durch Windparks feststellen, belegen andere die Notwendigkeit von Schutzmaßnahmen. Innovative Technologien wie Kamerasysteme und ein sorgfältiges Flächenmanagement können dazu beitragen, Energiewende und Artenschutz in Einklang zu bringen.

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