Die von Präsident Wladimir Putin als Gegenstück zu den Olympischen Spielen ins Leben gerufenen "Weltfreundschaftsspiele" wurden erneut verschoben, diesmal auf unbestimmte Zeit. Wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung (F.A.Z.) berichtet, geht dies aus einem am Montag vom Kreml veröffentlichten Dekret hervor. Die Spiele waren ursprünglich als Antwort auf die Sanktionen gegen russische Athlet*innen infolge des Angriffskrieges gegen die Ukraine konzipiert und sollten im September 2024 in Moskau und Jekaterinburg stattfinden. Nach einer ersten Verschiebung auf 2025 folgt nun die erneute Vertagung.
Die russische Regierung begründet die Entscheidung mit dem "Schutz der Rechte von Athleten und Sportorganisationen auf freien Zugang zu internationalen Sportaktivitäten". Nähere Details zu den Gründen werden jedoch nicht genannt. Auf Nachfrage russischer Journalist*innen verwies Kremlsprecher Dmitri Peskow an das Sportministerium, so die F.A.Z.
Die Spiele waren von Anfang an kontrovers. Das Internationale Olympische Komitee (IOC) hatte die Veranstaltung scharf kritisiert und Athlet*innen von einer Teilnahme abgeraten. Trotzdem hatten laut Alexej Sorokin, dem Generaldirektor des Organisationskomitees, im Frühjahr mehrere Dutzend Länder ihre Teilnahme zugesagt, berichtet die F.A.Z..
Innerhalb Russlands wird die Vertagung unterschiedlich bewertet. Jelena Välbe, Präsidentin des Russischen Skiverbandes, begrüßte Putins Entscheidung. Sie argumentierte, die russischen Sportler*innen sollten sich auf nationale Wettkämpfe konzentrieren, wie die F.A.Z. berichtet. Andere Medien, wie die Süddeutsche Zeitung (SZ) und der General-Anzeiger (GA), heben die anhaltende Isolation des russischen Sports und die Schwierigkeiten hervor, eine international anerkannte Alternative zu den Olympischen Spielen zu schaffen.
Die Verschiebung auf unbestimmte Zeit lässt Fragen nach der Zukunft der "Weltfreundschaftsspiele" offen. Die Umwidmung der vorgesehenen Gelder für den russischen Breiten- und Spitzensport, wie unter anderem die Borkener Zeitung und die Westdeutsche Zeitung (WZ) berichten, deutet darauf hin, dass das Projekt in seiner bisherigen Form möglicherweise nicht weiterverfolgt wird. Auch SRF Sport berichtet über die Vertagung und die Kritik des IOC an den Spielen als "zynischen Versuch der Russischen Föderation, den Sport zu politisieren".
Die F.A.Z. kommentiert die "Weltfreundschaftsspiele" in einem weiteren Artikel als "infame Attacke des Kremls" und vergleicht Putins Vorgehen mit dem aus George Orwells Roman "1984". Der Autor argumentiert, Putin verfolge mit der Veranstaltung das Gegenteil von Freundschaft und unternehme einen weiteren Versuch einer "feindlichen Übernahme" im Sport.