Der Energiekonzern RWE äußert sich skeptisch hinsichtlich der ambitionierten Ausbauziele für Elektrolyseure in Deutschland. Wie die Zeit (Quelle) berichtet, bezweifelt Finanzvorstand Michael Müller, dass die Ziele der Bundesregierung bis 2030 erreicht werden können. Der Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft werde deutlich mehr Zeit in Anspruch nehmen als geplant. Bei einer Telefonkonferenz betonte Müller: „Die ehrgeizigen Ausbauziele für Elektrolyseure werden kaum zu erreichen sein.“
Elektrolyseure sind das Herzstück der Wasserstoffproduktion. Mittels Wasserelektrolyse wird Wasser mithilfe von Strom in Wasserstoff und Sauerstoff gespalten. Die Bundesregierung strebt laut der Fortschreibung der Nationalen Wasserstoffstrategie aus dem Sommer 2023 eine Elektrolyseur-Kapazität von mindestens zehn Gigawatt bis 2030 an, um grünen Wasserstoff zu erzeugen. Gleichzeitig plant die Regierung, 50 bis 70 Prozent des Wasserstoffbedarfs im Jahr 2030 durch Importe zu decken. Die verbleibende Menge soll durch heimische Elektrolyseure produziert werden.
Eine RWE-Sprecherin bestätigte die Einschätzung des Finanzvorstands. Die Ziele der Bundesregierung seien sehr ambitioniert. RWE selbst habe sich ein internes Ziel von zwei Gigawatt Elektrolyseur-Kapazität bis 2030 gesetzt, sehe aber auch hier die Erreichbarkeit in Frage gestellt. Wie die Süddeutsche Zeitung (Quelle) berichtet, kritisierte Müller insbesondere die fehlenden Anreize auf der Nachfrageseite. Obwohl Deutschland den Bau eines Wasserstoffkernnetzes beschlossen habe, fehlten weiterhin Anreize, um grünen Wasserstoff für industrielle Abnehmer attraktiv zu machen. Ohne eine starke Nachfrage würden sich Investitionen in die Technologie verzögern.
Ein weiterer Kritikpunkt Müllers sind die „engen Eingrenzungen“ bei der Definition von grünem Wasserstoff. Diese strengen Vorgaben verteuerten die Wasserstoffproduktion erheblich. Müller verwies auf den Bau eines 300-Megawatt-Elektrolyseurs in Lingen (Niedersachsen). Gleichzeitig betonte er aber, dass im Umfeld nur wenige weitere Investitionen getätigt würden. Eine Vereinfachung und Pragmatisierung der Regulatorik sei dringend erforderlich.
Während RWE die Herausforderungen beim Elektrolyseur-Ausbau betont, sieht die Westfalen AG, wie die IHK Nord Westfalen (Quelle) berichtet, große Chancen für Wasserstoff im Schwerlastverkehr. Das Unternehmen plant den Bau von bis zu 70 Wasserstofftankstellen in NRW und Niedersachsen bis 2030, in Zusammenarbeit mit RWE. Vorstandsvorsitzender Dr. Thomas Perkmann ist überzeugt, dass der Schwerlastverkehr als erste Branche im Wasserstoffzeitalter ankommen wird. Schnelles Tanken und hohe Reichweiten seien die entscheidenden Vorteile der Wasserstofftechnologie gegenüber batterieelektrischen Antrieben.
Die Wasserstoffwirtschaft steht vor großen Herausforderungen. Während die Bundesregierung ambitionierte Ausbauziele verfolgt, weisen Akteure wie RWE auf die bestehenden Hürden hin. Die fehlende Nachfrage, die strenge Regulierung und die hohen Kosten bremsen den Hochlauf der Technologie. Gleichzeitig gibt es aber auch positive Signale, wie das Engagement der Westfalen AG im Bereich der Wasserstoffmobilität zeigt. Die kommenden Jahre werden entscheidend sein, um die Weichen für eine erfolgreiche Wasserstoffwirtschaft in Deutschland zu stellen.
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