19.10.2024
Sabin Tambreas Vaterländer Familiengeschichte zwischen Flucht und Diktaturerfahrung

Der renommierte Schauspieler Sabin Tambrea, bekannt für seine Bühnenpräsenz am Berliner Ensemble und seine Rollen in Film und Fernsehen, hat sich mit seinem zweiten Roman „Vaterländer“ einem sehr persönlichen Thema gewidmet. Das Buch, das er auf der Frankfurter Buchmesse vorstellte, erzählt die Fluchtgeschichte seiner eigenen Familie aus Rumänien nach Deutschland.

Im Gespräch mit Maria Wiesner am F.A.Z.-Stand auf der Buchmesse beschrieb Tambrea die Motivation hinter seinem Werk. Angesichts der aktuellen Flüchtlingsthematik und der Tendenz, Geflüchtete auf Zahlen zu reduzieren, sei es ihm ein Anliegen gewesen, die individuelle Geschichte hinter diesen Zahlen aufzuzeigen. „Vaterländer“ ist ein Plädoyer für Empathie und ein Versuch, die Leserinnen und Leser für die Erfahrungen und Herausforderungen von Menschen zu sensibilisieren, die ihre Heimat verlassen müssen.

Der Roman ist in drei Teile gegliedert, die jeweils die Perspektive einer anderen Generation der Familie Tambrea einnehmen. Der erste Teil erzählt aus der Sicht des kleinen Sabin, der 1987 als Kleinkind mit seiner Mutter und seiner Schwester nach Deutschland kommt, wo der Vater die Familie bereits sehnsüchtig erwartet. Béla, Sabins Vater, hatte sich zuvor auf einer Orchesterreise nach Deutschland abgesetzt und als Violinist das Glück gehabt, in einem Orchester für geflüchtete Musiker aufgenommen zu werden.

Der dritte Teil des Romans widmet sich der Vorgeschichte der Flucht und beleuchtet die Liebesgeschichte zwischen Béla und seiner Frau Rodica sowie die schwierigen Lebensumstände in Rumänien unter der Ceaușescu-Diktatur. Zwischen diesen beiden Teilen lässt Tambrea seinen Großvater Horea zu Wort kommen. Horea wurde 1949 vom rumänischen Geheimdienst verhaftet und ohne Angabe von Gründen zu Gefängnis- und Arbeitslagerhaft verurteilt. Nach dem Zusammenbruch des Regimes 1989 verfasste er einen Bericht über seine Erlebnisse, den er im Kleiderschrank versteckte. Die Familie entdeckte die Aufzeichnungen erst nach seinem Tod. Sabin Tambrea übersetzte die Texte seines Großvaters und integrierte sie in seinen Roman.

„Vaterländer“ zeichnet ein eindrückliches Porträt einer Familie, deren Zusammenhalt selbst durch geheimdienstlichen Terror und die räumliche Trennung durch die Flucht nicht gebrochen werden konnte. Wie WDR 5 berichtet, ist der Roman vor allem dort besonders berührend, wo die Liebe und der Respekt des Autors für die beschriebenen Personen spürbar werden. Tambrea gelingt es, dem Mut seines Vaters Béla und der stillen Würde seines Großvaters Horea ein literarisches Denkmal zu setzen.

Darüber hinaus bietet „Vaterländer“ authentische Einblicke in den Alltag in der Ceaușescu-Diktatur und vermittelt einfühlsam, welche tiefgreifenden Brüche Menschen erleben, die sich zur Flucht in ein anderes Land entschließen.

Quelle: FAZ.NET (https://www.faz.net/podcasts/f-a-z-buecher-podcast/podcast-sabin-tambrea-ueber-seinen-neuen-roman-vaterlaender-110035891.html)

Quelle: WDR 5 (https://www1.wdr.de/radio/wdr5/sendungen/buecher/autor-im-gespraech/sabin-tambrea-104.html)

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