19.10.2024
Schweigefuchs in Schulen: Ein unproblematisches Thema in der Extremismusdebatte
Extremismus: Umfrage: Schweigefuchs-Verbot in Schulen kein Thema

Extremismus: Umfrage: Schweigefuchs-Verbot in Schulen kein Thema

In den letzten Jahren hat das Thema Extremismus in Deutschland zunehmend an Relevanz gewonnen. Insbesondere im Kontext von Schulen und Kindertagesstätten (Kitas) wird darüber diskutiert, wie mit verschiedenen Symbolen und Gesten umgegangen werden soll. Ein aktuelles Beispiel hierfür ist der sogenannte Schweigefuchs, eine Handgeste, die in Kitas und Schulen verwendet wird, um Kinder zur Ruhe zu mahnen. Diese Geste ähnelt stark dem Wolfsgruß, einem Erkennungszeichen, das mit der türkischen rechtsextremen Ülkücü-Bewegung assoziiert wird. Trotz dieser Ähnlichkeit hat ein Verbot des Schweigefuchses in deutschen Bildungseinrichtungen bislang keine breite Diskussion ausgelöst.

Hintergrund des Schweigefuchses und des Wolfsgrußes

Der Schweigefuchs ist eine Handgeste, bei der Daumen, Mittel- und Ringfinger zu einer Schnauze geformt werden, während Zeigefinger und kleiner Finger die Ohren darstellen. Diese Geste wird in der Regel verwendet, um Kinder aufzufordern, leise zu sein oder sich zu beruhigen. Im Gegensatz dazu drückt der Wolfsgruß eine Zugehörigkeit oder Sympathie zur Ülkücü-Bewegung aus, die in bestimmten Kreisen als extremistisch gilt. Die Verwendung des Wolfsgrußes hat in der Vergangenheit immer wieder für Kontroversen gesorgt, insbesondere während der Fußball-Europameisterschaft, als ein türkischer Nationalspieler diesen bei einem Torjubel zeigte.

Umfrage unter Bildungsministerien

Eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur (dpa) hat ergeben, dass ein Verbot des Schweigefuchses in keinem der befragten Bundesländer zur Debatte steht. Während einige Bildungsministerien eine stärkere Sensibilisierung für die politischen Hintergründe der Handgeste fordern, sehen die meisten Länder keinen Handlungsbedarf. Aus Thüringen wurde beispielsweise erklärt, dass die Befürchtung, die Geste könnte falsch interpretiert werden, als „stark konstruiert“ angesehen wird. Der Schweigefuchs sei ein kindgerechtes Handsymbol, das in den Schulen nicht infrage gestellt werde.

Positionen der Bildungsministerien

Ein Sprecher des sächsischen Kultusministeriums bezeichnete ein Verbot als „völlig überzogen“. Lehrer und Erzieher, die die Geste verwenden, wüssten genau, was damit gemeint sei. Auch das Schulministerium in Nordrhein-Westfalen betonte, dass Lehrkräfte die Bedeutung des Schweigefuchses erläutern sollten, um Missverständnisse zu vermeiden. In Bremen wird jedoch darauf hingewiesen, dass die „eher reglementierende Art“ des Schweigefuchses keine zeitgemäße Antwort auf die Herausforderungen einer modernen pädagogischen Praxis sei. Die Verwendung solcher Handsymbole könne missverständlich sein und sei nicht mehr zeitgemäß.

Aktuelle Situation in Schulen und Kitas

Einige Länder berichten, dass der Schweigefuchs ohnehin selten Verwendung findet und dass es den Pädagogen obliegt zu entscheiden, ob sie diese Geste anwenden. In Bayern wurde festgestellt, dass die Entscheidung, ob und wann der Schweigefuchs eingesetzt wird, ganz im Ermessen der Lehrkräfte liege. Bislang gab es keine gemeldeten Vorfälle oder Beschwerden bezüglich der Verwendung des Wolfsgrußes in Kitas und Schulen. Die Ministerien haben jedoch klargestellt, dass sie bereit sind, aufzuklären, falls dies notwendig wird.

Fazit und Ausblick

Insgesamt zeigt sich, dass das Thema des Schweigefuchs und seine Ähnlichkeit mit dem Wolfsgruß in den deutschen Bildungseinrichtungen bislang nicht als dringliches Problem angesehen wird. Die Meinungen der Bildungsministerien variieren, jedoch besteht eine klare Tendenz, die Geste als unproblematisch einzustufen, solange sie im richtigen Kontext verwendet wird. Dennoch bleibt abzuwarten, ob sich die öffentliche Wahrnehmung in Zukunft ändern wird und ob möglicherweise weitere Diskussionen über die Verwendung solcher Gesten in Schulen und Kitas geführt werden.

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