19.10.2024
Schwerin hofft auf Welterbetitel bei Entscheidung in Neu-Delhi

Kulturerbe: Entscheidung zu Schwerin bei Welterbetagung heute erwartet

In der Welt des Kulturerbes ist der Titel „Unesco-Welterbe“ ein begehrtes Zeichen für kulturelle Bedeutung und historische Relevanz. In Deutschland gibt es bereits zahlreiche Orte, die diesen Titel tragen, und nun erwartet die Landeshauptstadt Schwerin mit ihrem beeindruckenden Schloss eine entscheidende Entscheidung während der laufenden Welterbetagung in Neu-Delhi, Indien. Der heutige Tag könnte für Schwerin von historischer Bedeutung sein, da das zuständige Komitee der Unesco voraussichtlich seine Entscheidung bekanntgeben wird.

Die Bewerbung Schwerins konzentriert sich auf das Residenzensemble, das nicht nur das Schloss, sondern auch Teile der historischen Altstadt umfasst. Dieses Ensemble ist ein bedeutendes Zeugnis der Geschichte der Mecklenburger Herzöge und könnte, falls der Antrag angenommen wird, nicht nur zu einem Anstieg des Tourismus führen, sondern auch zu einer vermehrten internationalen Aufmerksamkeit für die Stadt.

Vorbereitungen in Schwerin

In Schwerin sind die Vorbereitungen für eine mögliche Jubelfeier bereits in vollem Gange. An verschiedenen Orten in der Stadt wird die Tagung in Neu-Delhi per Livestream übertragen, sodass die Bürgerinnen und Bürger die Entscheidung live verfolgen können. Die Hoffnungen sind groß, denn eine Ablehnung des Antrags würde eine erhebliche Enttäuschung für die Stadt und ihre Bewohner darstellen. Die Verantwortlichen in Schwerin versprechen sich von der Aufnahme auf die Unesco-Liste eine touristische Aufwertung sowie eine Steigerung der Bekanntheit der Stadt.

Die Unesco hat in der Vergangenheit festgestellt, dass viele Kultur- und Naturerbestätten mit ihrer Einschreibung in die Liste eine gesteigerte Bekanntheit erlangen. Dies führt oft zu einem Anstieg der Besucherzahlen, was sich auch wirtschaftlich positiv auswirken kann. Ein Beispiel für eine erfolgreiche Aufnahme ist die Hansestadt Wismar, die zusammen mit Stralsund im Jahr 2002 in die Liste aufgenommen wurde. Seither haben sich die Übernachtungszahlen dort mehr als verdoppelt, was jedoch nicht von allen Seiten uneingeschränkt positiv gesehen wird. Auch in Schwerin gibt es bereits kritische Stimmen, die vor möglichen negativen Folgen warnen.

Das Residenzensemble Schwerin

Das Residenzensemble in Schwerin, das als Prunkstück der Stadt gilt, umfasst neben dem Schloss 36 weitere Gebäude und Anlagen, die größtenteils aus dem 19. Jahrhundert stammen. Zu den bedeutendsten Bauwerken zählen unter anderem der Marstall, der heute Ministerien beherbergt, sowie Theater und Museen. Auch die Schelfkirche und der Dom, die als Grablegen der Herzöge dienten, sind Teil des Ensembles. Der Hauptbahnhof mit seinem einst für die Herrscherfamilie und deren Gäste reservierten Fürstenzimmer wird ebenfalls in den Antragsunterlagen aufgeführt.

Das Schloss selbst, das auf einer kleinen Insel im Schweriner See erbaut wurde, hat eine lange Geschichte. Im Kern ist es viel älter, erhielt jedoch erst Mitte des 19. Jahrhunderts sein heute bekanntes romantisches Aussehen. Dies hat dazu beigetragen, dass das Schloss nicht nur ein Besuchermagnet ist, sondern auch als Kulisse für internationale Filmproduktionen diente, darunter der Film „Kingsman: The Golden Circle“. Heute beherbergt das Schloss ein Museum und ist der Sitz des Landtags sowie der Verwaltung.

Der Erhalt historischer Gebäude

Die erhaltenen hochherrschaftlichen Gebäude des Ensembles sind aus Sicht der Befürworter des Welterbe-Antrags ein wertvolles Zeugnis der Monarchie und der typischen deutschen Residenzen ihrer Zeit. Die Erhaltung dieser Bauwerke ist von großer Bedeutung, besonders da das historische Zentrum Schwerins im Zweiten Weltkrieg keine Bombenschäden erlitt, aber während der DDR-Zeit zahlreiche Straßenzüge durch Plattenbauten ersetzt wurden.

Die hochherrschaftlichen Gebäude blieben jedoch weitgehend intakt und wurden aufwendig saniert. Heute sind diese Gebäude häufig mit staatlichen Institutionen belegt, was zeigt, dass sie nicht nur historisch wertvoll sind, sondern auch im modernen Leben der Stadt eine wichtige Rolle spielen.

Aktuelle Entwicklungen und Ausblick

Am Freitag wurde die sächsische Kleinstadt Herrnhut einstimmig in die Welterbe-Liste aufgenommen. Herrnhut ist bekannt als der Ursprung der Herrnhuter Brüdergemeine, einer evangelischen Vereinigung, die von Glaubensflüchtlingen aus Mähren vor über 300 Jahren gegründet wurde. Diese Entscheidung könnte einen positiven Einfluss auf die Entscheidung für Schwerin haben, da sie zeigt, dass auch kleinere Orte mit einer bedeutenden Geschichte Anerkennung finden können.

Insgesamt gibt es weltweit über 1200 Welterbestätten, und die Bedeutung eines solchen Titels wird nicht nur durch die touristische Anziehungskraft, sondern auch durch die Verantwortung zur Erhaltung des kulturellen Erbes unterstrichen. Für Schwerin könnte der Titel „Unesco-Welterbe“ nicht nur eine Auszeichnung sein, sondern auch einen Ansporn zur weiteren Pflege und Entwicklung der historischen Stätten und zur Förderung des kulturellen Lebens in der Stadt darstellen.

Die Entscheidung des Unesco-Komitees wird heute mit Spannung erwartet, und die Bürger von Schwerin blicken hoffnungsvoll auf die Bekanntgabe der Ergebnisse, die das zukünftige Bild der Stadt entscheidend prägen könnten.

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