19.10.2024
Segeln als Chance für Kinder mit Förderbedarf am Ammersee
Kinder mit Förderbedarf: Keine Probleme an der Pinne

Kinder mit Förderbedarf: Keine Probleme an der Pinne

In der heutigen Gesellschaft ist es von großer Bedeutung, dass alle Kinder, unabhängig von ihren individuellen Herausforderungen, die Möglichkeit erhalten, wichtige Erfahrungen zu sammeln und ihre Fähigkeiten zu entwickeln. Dies gilt insbesondere für Kinder mit Förderbedarf, die oft mit besonderen sozialen und emotionalen Herausforderungen konfrontiert sind. In diesem Kontext findet ein bemerkenswerter Segelkurs am Ammersee statt, der speziell für Kinder und Jugendliche aus dem Sonderpädagogischen Förderzentrum München organisiert wurde.

Ein unvergessliches Erlebnis am Ammersee

Der Segelkurs, der von der Bayerischen Seglervereinigung (BSV) und der Münchner Steuerberatungsgesellschaft Terratax angeboten wird, ist ein Beispiel dafür, wie soziale Integration und persönliche Entwicklung gefördert werden können. Acht Kinder und Jugendliche aus dem Förderzentrum haben die Möglichkeit, an diesem kostenlosen dreitägigen Kurs teilzunehmen. Für viele von ihnen ist dies das erste Mal, dass sie einen See sehen oder überhaupt die Gelegenheit haben, einen Urlaub zu erleben.

Der Kursaufbau und die ersten Schritte

Zu Beginn des Kurses werden die Kinder mit den Grundlagen des Segelns vertraut gemacht. Jörg Heinemann, der Schatzmeister der BSV und ein erfahrener Segler, führt die Teilnehmer in die Segelsprache ein. Begriffe wie "Bug" und "Heck" werden erklärt, und die Kinder lernen, wie sie einen Achterknoten binden können. Diese theoretischen Grundlagen sind entscheidend, um ein sicheres Verständnis für das Segeln zu entwickeln. Heinemann ist beeindruckt von der schnellen Auffassungsgabe der Kinder: „Kinder können das fast besser als die Erwachsenen“, bemerkt er.

Der Übergang vom Trockenen ins Wasser

Nachdem die Kinder die Grundlagen erlernt haben, geht es endlich auf das Wasser. „Segeln lernt man nur durch Segeln“, erklärt Heinemann. Dies führt dazu, dass die Kinder mit einer Mischung aus Aufregung und Nervosität die ersten Schritte auf den Booten unternehmen. Mit der Pinne in der Hand erlernen sie, das Boot zu steuern. Für einige Kinder, wie den 15-jährigen William, ist es nicht das erste Mal, dass sie segeln, doch auch sie müssen sich erst wieder an die Bewegungen und die Technik gewöhnen.

Die Herausforderungen des Wassers

Die Segelbedingungen sind an den ersten beiden Tagen günstig, mit einer Windgeschwindigkeit von etwa zehn bis fünfzehn Stundenkilometern. Dies ermöglicht es den Kindern, sich sicher auf dem Wasser zu bewegen und Vertrauen in ihre Fähigkeiten zu gewinnen. Der 17-jährige Felix beschreibt das Gefühl, auf dem Wasser zu sein: „Man denkt, man bleibt stehen, aber irgendwie geht es dann doch weiter.“

Ein unvergesslicher Moment der Herausforderung

Ein Schreckmoment tritt auf, als Franzi, eine 13-jährige Teilnehmerin, sich am Bug des Bootes setzt, um die Aussicht besser genießen zu können. Plötzlich frischt der Wind auf, und es entsteht eine gefährliche Situation. Glücklicherweise kann sie sich am Boot festhalten und bleibt unverletzt. Solche Erfahrungen sind wichtig, um die Kinder auf die Unvorhersehbarkeiten des Lebens vorzubereiten und ihre Resilienz zu stärken.

Der Kurs als Urlaubserlebnis

Für die Kinder fühlt sich dieser Segelkurs wie ein kleiner Urlaub an. Sie haben die Möglichkeit, verschiedene Bootsklassen auszuprobieren, darunter Jollen und Yachten. Diese Vielfalt ermöglicht es den Teilnehmern, unterschiedliche Erfahrungen zu sammeln und ihre Fähigkeiten weiterzuentwickeln. Segeln fördert nicht nur die motorischen Fähigkeiten, sondern auch Teamarbeit und Verantwortungsbewusstsein.

Die Bedeutung von Projekten wie diesem

Projekte wie dieser Segelkurs sind von entscheidender Bedeutung für die persönliche Entwicklung von Kindern mit Förderbedarf. Sie bieten nicht nur eine willkommene Abwechslung vom Schulalltag, sondern tragen auch zur Stärkung des Selbstbewusstseins und der sozialen Kompetenz bei. Die positive Rückmeldung der Teilnehmer zeigt, dass solche Initiativen einen nachhaltigen Einfluss auf die Lebensqualität der Kinder haben können.

Fazit

Insgesamt ist der Segelkurs am Ammersee ein hervorragendes Beispiel dafür, wie soziale Einrichtungen und gemeinnützige Organisationen zusammenarbeiten können, um benachteiligten Kindern wertvolle Erfahrungen zu bieten. Durch das Segeln lernen die Kinder nicht nur eine neue Sportart kennen, sondern entwickeln auch Fähigkeiten, die ihnen in ihrem späteren Leben von Nutzen sein werden. Die Kombination aus Theorie und Praxis, gepaart mit der Unterstützung durch erfahrene Trainer, schafft eine Umgebung, in der die Kinder wachsen und sich entfalten können.

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