October 5, 2024
Leverkusens ungewollter Punktverlust gegen Kiel sorgt für Nachdenken

Bayer Leverkusen hat den Anschluss an die Tabellenspitze überraschend und trotz früher Führung verpasst. Beim 100. Pflichtspiel von Trainer Xabi Alonso mit Bayer kam der Meister nicht über ein 2:2 (2:1) gegen Aufsteiger Holstein Kiel hinaus.

Bei drückender Überlegenheit in der Anfangsphase trafen Victor Boniface (4. Minute) und Jonas Hofmann (8.) für Leverkusen, das kurz vor der Pause aber überraschend nachließ. Erst sorgte Max Geschwill (45.+5) für den Anschluss, dann erzielte Jann-Fiete Arp (69./Foulelfmeter) den Ausgleich für den Neuling, der über das Remis wie über einen Sieg jubelte.

Bayer nur zu Beginn ganz stark

Wenn man den Leverkusenern einen Vorwurf machen konnte, dann vor allem, dass sie kurz vor der Pause rätselhaft einbrachen. Der Meister kontrollierte das Geschehen zunächst von Beginn an. Der Aufsteiger dagegen rannte dem Ball fast die gesamte Zeit nur hinterher.

Nach gerade mal vier Minuten landete der Ball über Exequiel Palacios bei Boniface, der aus spitzem Winkel das 1:0 erzielte. An seinem 26. Geburtstag legte der argentinische Weltmeister auch das zweite Tor auf, als er auf halbrechts Hofmann sah, der flach ins lange Eck vollstreckte. 13 Abschlüsse hatte Leverkusen im ersten Durchgang – so viele wie noch kein anderes Team in dieser Saison.

Doch unmittelbar vor der Pause ließ Bayer plötzlich nach. Erst kam Shuto Machino zu einer guten Schusschance (45.+3). Und dann war der Ball plötzlich im Leverkusener Tor, als Geschwill den Ball nach einer Ecke mit der Schulter hineinbugsierte. Es passierte also genau das, wovor Alonso gewarnt hatte. Auch darum stapfte der Baske schnell und mit ernster Miene in die Kabine.

Doch was er seiner Mannschaft in der Pause sagte, zeigte nicht die erhoffte Wirkung. Kiel agierte defensiv nun deutlich sicherer und lauerte auf Konter. Und die Gäste ärgerten den Titelverteidiger sogar noch mehr. Nach einem Foul von Jeremie Frimpong gab es Elfmeter, den der eingewechselte Arp sicher verwandelte. Anschließend drückte Leverkusen auf den späten Sieg – blieb aber erfolglos.

Lukas Hradecky war nach dem Spiel kaum zu bremsen, der Leverkusener Kapitän schlug Alarm. Von der Mentalität, die seine Mannschaft in der Vorsaison zum Double getragen hatte, sei nichts mehr zu spüren, schimpfte der Torhüter: „Wir waren Meister, weil wir jedes Spiel angegangen sind wie die Verrückten. Heute habe ich nicht den endlosen Willen gesehen, das Spiel zu killen.“ Stattdessen „lassen wir metaphorisch gesagt den Patienten am Leben“, führte Hradecky aus. Er habe „Eifrigkeit und Bissigkeit“ nicht gesehen, die Kieler „haben sich den Punkt verdient, ganz ehrlich“.

Quelle: ad./dpa

„Vielleicht haben wir nach dem 2:0 gedacht, das Spiel sei vorbei“, sagte Leverkusens Trainer Xabi Alonso im Sportschau-Interview. „Aber das passiert in der Bundesliga nicht. Daraus müssen wir lernen für die Zukunft.“ Beim Austeiger aus Kiel waren sie hingegen natürlich nicht unzufrieden mit dem Ergebnis. „Es ist ein Punkt beim Meister, nicht mehr und nicht weniger“, sagte Kiels Trainer Marcel Rapp der Sportschau.

Leverkusen hätte das Vorbild für Kiel sein können. In der Vorwoche hatte der Meister dem zuvor deutlich formstärkeren FC Bayern München im Topspiel mit einer extrem defensiven und destruktiven Spielweise ein 1:1-Remis abgetrotzt. Doch der Aufsteiger nutzte die Blaupause zu Beginn nicht, Kiel setzte auf mutigen Fußball und hohes Anlaufen - und wurde dafür ganz schnell bitterböse bestraft.

Schon in der vierten Minute zeigten die Leverkusener, was sie mit ihrer Klasse gegen einen Gegner anstellen können, der ihnen viel Platz bietet. Bayer konterte schnell, am Ende steckte Exequiel Palacios auf Boniface durch, der früh das 1:0 erzielte. Kurz darauf ermöglichte Kiel den Gastgebern eine ähnliche Situation, Timon Weiner konnte mit einer starken Parade allerdings den Boniface-Doppelpack noch verhindern (6.).

Die zweite Aktion des Kieler Keepers ging allerdings nach hinten los. Seinen Fehler im Aufbau nutzte Palacios, der diesmal für Hofmann auflegte und das 2:0 für Bayer ermöglichte (8.). Für den Argentinier war es nach langer Verletzungspause der erste Startelfeinsatz in dieser Saison und er vergoldete diesen mit zwei schnellen Assists - das alles an seinem 26. Geburtstag.

Kiel passt sich an - und kommt sogar wieder ran

Kiel wurde dann aber etwas zurückhaltender mit dem Verteilen von Geschenken. Boniface erzielte zwar seinen zweiten Treffer, stand aber einige Zentimeter im Abseits (26.). Leverkusen vergab noch einige weitere Halbchancen, der Aufsteiger passte seine Spielweise allerdings an, damit der Nachmittag nicht zu einer ganz bitteren Angelegenheit werden würde. Und weil die Alonso-Elf auch nicht mit voller Wucht aufs dritte Tor ging, blieb Kiel das zumindest in der ersten Halbzeit erspart.

Doch nicht nur das. Das Team von Trainer Rapp bestrafte sogar kurz vor dem Pausenpfiff die Passivität der Werkself. Nach einem Eckball kam Geschwill in der fünften Minute der Nachspielzeit zum Anschlusstreffer für den bisher einzigen Bundesliga-Klub aus Schleswig-Holstein.

Kiel baut Bollwerk auf und hat Hoffnung

Schon mehrfach war Leverkusen in der noch jungen Saison trotz eines Zwei-Tore-Vorsprungs in Nöte geraten, auch bei der Niederlage gegen RB Leipzig (2:3) lag das Alonso-Team mit 2:0 in Führung - und nun schnupperte auch der Aufsteiger am Comeback beim Meister. Denn Leverkusen zog nach der Pause zwar wieder das Tempo an, Kiel stand aber sehr tief und konnte sich gegen die Angriffe wehren.

Bayer hatte zwar die ganze Zeit den Ball und ließ ihn um den Kieler Strafraum zirkulieren, Chancen gab es aber so gut wie keine. Die Gäste lauerten auf ihre Chance, mit einem Konter zuzuschlagen und einen Punkt aus Leverkusen zu entführen - und diese Gelegenheit ergab sich in der 67. Minute. Da stürmte Benedikt Pichler Richtung Bayer-Tor, Edmond Tapsoba konnte im letzten Moment aber noch blocken.

Arp schockt Leverkusen

Und dann gab es die ganz große Chance für Kiel. Nach einem Foul von Jeremie Frimpong gab es Elfmeter für den Außenseiter - und den verwandelte Arp tatsächlich zum Ausgleich (69.). Unglaublich, aber schon wieder brachte Leverkusen einen sicher geglaubten Sieg in Gefahr. Schon zum dritten Mal kassierte die Werkself nach 2:0-Führung das 2:2 - konnte sie wie schon beim Saisonauftakt gegen Borussia Mönchengladbach (3:2) noch mal zurückschlagen?

Zunächst musste Lukas Hradecky sogar das 2:3 verhindern, als Pichler ganz frei aus kurzer Distanz zum Kopfball kam (73.). Die Leverkusener Angriffe wurden dann deutlich vehementer, aber die Bemühungen wirkten auch verkrampft. Und zwar so sehr, dass auch der sonst so häufige Lucky Punch in der Nachspielzeit ausblieb - es blieb beim 2:2 und den beiden aus Bayer-Sicht verschenkten Punkten.

So kann der FC Bayern am Sonntag (bei Eintracht Frankfurt) bereits auf fünf Zähler davonziehen, zudem ist Leverkusen erstmals seit ganz langer Zeit aus den Top vier der Bundesliga gerutscht. Derweil wartet Kiel zwar weiter auf den ersten Sieg im deutschen Oberhaus, das Erlebnis in der BayArena war aber ein nicht für möglich gehaltenes Erfolgserlebnis, das viel Mut für die Zukunft machen dürfte.

Wie die Süddeutsche Zeitung berichtet, zeigte Bayer Leverkusen erneut Führungs-Schwächen und spielte am Samstag 2:2 gegen Holstein Kiel.

Quellen:

  • https://www.sueddeutsche.de/sport/leverkusen-kiel-bundesliga-remis-lux.9tkAntBkc7LpRXryqjfZqd
  • https://www.sportschau.de/fussball/bundesliga/leverkusen-verschlampt-zwei-tore-fuehrung-gegen-kiel,bundesliga-b04-ksv-100.html
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