Eine Studie der Bertelsmann Stiftung, über die die Zeit am 4. Dezember 2024 berichtete, zeigt einen besorgniserregenden Rückgang des Fachkräfteanteils in Kindertagesstätten in Rheinland-Pfalz. Das Ländermonitoring Frühkindliche Bildungssysteme der Stiftung verdeutlicht einen bundesweiten Trend, der auch in Rheinland-Pfalz deutlich zu beobachten ist. Der Anteil der Kitas mit einer hohen Fachkraftquote – definiert als mindestens 8 von 10 pädagogisch tätigen Personen mit entsprechendem Fachschulabschluss – sank von knapp 41 Prozent im Jahr 2017 auf etwa 33 Prozent im Jahr 2023. Dieser Rückgang von über neun Prozentpunkten entspricht dem bundesweiten Durchschnitt. Wie die Zeit unter Berufung auf die dpa berichtet, ist der Rückgang in einigen Bundesländern, darunter Berlin, Mecklenburg-Vorpommern und Nordrhein-Westfalen, jedoch noch gravierender.
Kathrin Bock-Famulla, Expertin für frühkindliche Bildung bei der Bertelsmann Stiftung, führt diesen Trend auf den steigenden Druck zurück, Personalengpässe in Kitas durch den Einsatz von Mitarbeitenden ohne pädagogische Fachausbildung zu kompensieren. Diese Entwicklung führt laut Bock-Famulla zu weiteren Problemen. Nicht ausgebildete Kräfte benötigen zusätzliche Unterstützung und Anleitung durch die Fachkräfte, was deren Arbeitsbelastung zusätzlich erhöht. Erschwerend kommt hinzu, dass in Rheinland-Pfalz bereits drei Viertel der Kita-Kinder in Gruppen betreut werden, deren Betreuungsschlüssel die wissenschaftlichen Empfehlungen übersteigt. Diese Faktoren führen laut einer Studie der Justus-Liebig-Universität Gießen zu einer hohen Belastung des Kita-Personals. Bock-Famulla zufolge schätzt ein Viertel der befragten Kita-Beschäftigten die Wahrscheinlichkeit, ihren Beruf in naher Zukunft aufzugeben, auf 80 Prozent oder höher. Ein weiterer Rückgang der Fachkraftquote würde diese Situation verschärfen und den Fachkräftemangel in den Kitas weiter verschlimmern.
Auch der Kita-Fachkräfteverband unterstreicht die Wichtigkeit qualifizierter Fachkräfte für die kindliche Entwicklung. Zu wenig Personal, mangelnde Fachkompetenz und häufige Wechsel der Bezugspersonen belasten die Kinder erheblich. Die komplexen Anforderungen im Kita-Alltag erfordern fundierte Kenntnisse in Pädagogik, Entwicklungspsychologie und Frühpädagogik. Das Recht des Kindes auf Bildung, Erziehung und Betreuung gehe über die reine Versorgung hinaus.
Kathrin Gröning, Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) in Rheinland-Pfalz, betont die Notwendigkeit, die Arbeitsbedingungen in den Kitas zu verbessern. Der Anteil nicht kindgerechter Personalschlüssel liege in Rheinland-Pfalz sowohl bei Krippenkindern als auch bei den Über-Dreijährigen deutlich über dem Bundesschnitt. Positiv bewertet sie die Zunahme berufsbegleitender Ausbildungen zum Erzieher oder zur Erzieherin im Land.
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