25.10.2024
Soziale Interaktion im Dunst der Flughäfen: Raucherkabinen als Orte der Begegnung

Raucherkabinen an Flughäfen: Ein letzter Rückzugsort

Raucherkabinen an Flughäfen – Orte der Zuflucht für Nikotinsüchtige, die dem Reisetrubel für einen Moment entfliehen wollen. Wie Laurens Greschat in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) am 25. Oktober 2024 beschreibt, sind diese kleinen, oft verqualmten Räume mehr als nur Orte zum Rauchen. Sie sind soziale Schmelztiegel, in denen sich Reisende aus aller Welt begegnen und ungewöhnlich schnell ins Gespräch kommen.

Greschat schildert in der FAZ eine Begegnung mit einem japanischen Geschäftsmann und einem österreichischen Tunnelbauer in einer Frankfurter Raucherkabine. Diese zufällige Begegnung wirft die Frage auf: Was macht diese Orte so besonders kommunikativ? Liegt es an der gemeinsamen „Sucht“, wie der Tunnelbauer im Artikel vermutet? Oder sind es die besonderen Umstände eines Flughafens, die die Menschen zusammenbringen?

Die Atmosphäre in den Kabinen selbst trägt sicherlich dazu bei. Der dichte Rauch, der Geruch von abgestandenem Tabak und die beengte Situation schaffen eine intime Atmosphäre, die Hemmschwellen abbaut. Wie Greschat in der FAZ schreibt, liegt vielleicht gerade in dieser skurrilen Umgebung der Schlüssel zur offenen Kommunikation. Man sucht nach Ablenkung von den Sinneseindrücken und findet sie im Gespräch mit dem Unbekannten nebenan.

Gleichzeitig bieten die Kabinen eine kurze Ruhepause vom Flughafenlärm. Hinter der geschlossenen Tür verschwinden die Durchsagen, das Gepäckgeratter und das Kindergeschrei. Diese Ruhe, gepaart mit der Erleichterung, endlich dem Laster frönen zu können, lockert die Zungen, so Greschat in der FAZ.

Flughäfen sind zudem Orte der Anonymität und der Durchreise. Man trifft Menschen, die man wahrscheinlich nie wiedersehen wird. Diese Flüchtigkeit der Begegnungen ermutigt dazu, offen über Dinge zu sprechen, die man sonst eher für sich behalten würde. Es gibt kein Urteil, keine Konsequenzen – "Hier muss einem nichts peinlich sein", wie es im Titel des FAZ-Artikels heißt.

Die Raucherkabine wird so zum Mikrokosmos der Gesellschaft. Hier treffen sich Menschen unterschiedlicher Herkunft und sozialer Schichten, vereint durch ihr gemeinsames Laster. Man teilt Zigaretten, Feuerzeuge und Geschichten. Das gemeinsame Rauchen schafft ein Gefühl der Vertrautheit und des Zusammenhalts.

Doch die Tage der Raucherkabinen sind gezählt. Immer mehr Flughäfen, wie beispielsweise der Hartsfield-Jackson Atlanta International Airport, verbannen das Rauchen komplett aus ihren Gebäuden (aerotelegraph.com, 14. Januar 2020). Damit verschwinden auch diese besonderen Orte der Kommunikation. Ob sich an anderer Stelle ähnliche soziale Nischen bilden werden, bleibt abzuwarten.

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