19.12.2024
Stabile Strompreise Nach Rekordhoch Experten Warnen Vor Neuen Spitzen

Strompreise in Deutschland: Nach Rekordwerten wieder Ruhe, aber Experten warnen

Nach den extremen Preisausschlägen der letzten Woche haben sich die Strompreise in Deutschland vorläufig stabilisiert. Die Frankfurter Allgemeine Zeitung (F.A.Z.) berichtet von einem Rückgang der Preise im Day-Ahead-Handel am Mittwoch auf durchschnittlich 56 Euro pro Megawattstunde, nachdem am vorhergehenden Donnerstag noch ein Rekordwert von 936 Euro pro Megawattstunde erreicht worden war. Energieexperten mahnen jedoch zur Vorsicht und warnen vor einer Wiederholung solcher Spitzen in diesem Winter. Der Energieökonom Lion Hirth äußerte gegenüber der F.A.Z. die Befürchtung, dass ähnliche Preissprünge "alle paar Wochen" möglich seien, insbesondere bei hohem Strombedarf, geringer Windenergieerzeugung und fehlender Sonneneinstrahlung. Auch die Bundesnetzagentur hält weitere Preisausschläge für möglich, besonders kritisch könnte die Lage bei kalten Temperaturen und damit verbundenem erhöhtem Heizbedarf werden.

Die starken Preisschwankungen sind auf die Volatilität des Strommarktes zurückzuführen, der maßgeblich von Wetterbedingungen und der Verfügbarkeit erneuerbarer Energien beeinflusst wird. Sogenannte Dunkelflauten, also Phasen mit wenig Wind und Sonne, führen zu einer verstärkten Nutzung konventioneller Kraftwerke und treiben die Preise in die Höhe. Agrarheute berichtet, dass der Anteil erneuerbarer Energien an der Stromproduktion am Mittwoch, den 6. November, auf knapp 20 Prozent gefallen war, wobei die Windenergie weniger als 1 Prozent beisteuerte. Konventionelle Energieträger wie Braunkohle, Steinkohle und Erdgas mussten die entstehende Lücke füllen. Diese Situation verdeutlicht die Herausforderungen der Energiewende und die Notwendigkeit einer zuverlässigen Backup-Lösung für Zeiten geringer erneuerbarer Energieerzeugung.

Die hohen Strompreise belasten sowohl Verbraucher als auch Unternehmen. Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) unterstreicht die Bedeutung niedriger Strompreise für die Akzeptanz der Energiewende und fordert politische Maßnahmen zur Entlastung von Haushalten und Wirtschaft. Eine mögliche Lösung wäre die staatliche Finanzierung des Netzausbaus und der Netzentgelte, da der Netzausbau eine Aufgabe von gesellschaftlichem Interesse ist. Wie das Forum Energienetz diskutiert, bleibt die Versorgungssicherheit trotz des Ausbaus erneuerbarer Energien ein zentrales Thema. Die Diskussion dreht sich um die Frage, wie die Versorgungssicherheit gewährleistet werden kann, wenn immer mehr konventionelle Kraftwerke abgeschaltet werden. Expertenmeinungen gehen auseinander: Einige halten die bestehenden Marktmechanismen für ausreichend, andere plädieren für Reservemärkte.

Neben den wetterbedingten Schwankungen tragen auch steigende Kosten des Stromsystems zu den hohen Preisen bei. Das IW weist darauf hin, dass die durch den Ausbau erneuerbarer Energien, Speichertechnologien und Netze entstehenden Systemkosten die Strompreise langfristig erhöhen könnten. Hinzu kommen staatliche Abgaben und Steuern, die einen erheblichen Anteil am Strompreis für private Haushalte ausmachen.

Die F.A.Z. berichtet außerdem über Kritik an unflexibel ladenden Elektroautos und Fehlanreizen für die Industrie, die die Situation am Strommarkt zusätzlich verschärfen. Die fortschreitende Elektrifizierung des Verkehrs bei gleichzeitiger Instabilität der Stromversorgung stellt eine Herausforderung dar, die innovative Lösungen erfordert.

Quellen: - Frankfurter Allgemeine Zeitung: https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/klima-nachhaltigkeit/fachleute-extreme-strompreise-koennen-jederzeit-wieder-auftreten-110183150.html - agrarheute: https://www.agrarheute.com/energie/strom/strompreise-explodieren-schlimme-dunkelflaute-folgen-fuer-stromkunden-628401 - Institut der deutschen Wirtschaft: https://insm.de/aktuelles/oekonomenblog/hohe-strompreise-und-keine-anzeichen-fuer-eine-besserung - Forum Energienetz: https://forum.energienetz.de/index.php?topic=10447.5;wap2 - Frankfurter Rundschau: https://www.fr.de/verbraucher/strompreise-schnellen-in-die-hoehe-experten-erklaeren-was-das-fuer-verbraucher-bedeutet-93467344.html - Profil Bayern: https://www.profil.bayern/03-2022/praxis/stromversorgung-die-boerse-macht-den-preis/ - Frankfurter Allgemeine Zeitung (Print Edition): https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/edition/
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