September 25, 2024
Stellenabbau und Programmreform beim SRF: Herausforderungen im digitalen Zeitalter
Sparmaßnahmen beim SRF: Schweizer Fernsehen baut 75 Stellen ab

Sparmaßnahmen beim SRF: Schweizer Fernsehen baut 75 Stellen ab

Das Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) hat angekündigt, in den kommenden Monaten rund 75 Vollzeitstellen abzubauen. Diese Maßnahme ist Teil des strategischen Unternehmensprojekts „SRF 4.0“, das darauf abzielt, die Organisation zu verschlanken und den digitalen Wandel voranzutreiben. Die Entscheidung wurde von der SRF-Direktorin Nathalie Wappler während einer Mitarbeiterinformation bekannt gegeben.

Hintergründe der Sparmaßnahmen

Die Notwendigkeit für diesen Stellenabbau ergibt sich aus mehreren Faktoren. Rückläufige kommerzielle Einnahmen, steigende Produktionskosten und ein früherer Deal mit der Gewerkschaft SSM, der einen verlangsamten Personalabbau vorsieht, haben das Unternehmen unter Druck gesetzt. Darüber hinaus hat eine Entscheidung des Bundesrats zur Kürzung des Teuerungsausgleichs auf die Medienabgabe ab 2025 die Situation weiter verschärft, was zusätzliche Einsparungen im Umfang von 50 Millionen Franken erforderlich macht, wovon 6,3 Millionen Franken auf das SRF entfallen.

Details zum Stellenabbau

Von den 75 abzubauenden Vollzeitstellen entfallen etwa 10 Prozent auf Kaderpositionen. Die SRF-Direktorin betonte, dass der Abbau schmerzhaft sei, jedoch notwendig, um ein finanzielles Defizit zu vermeiden. Ein Großteil der Stellen soll durch natürliche Fluktuation und Frühpensionierungen abgebaut werden. Die SRG, die Muttergesellschaft des SRF, wird weiterhin durch die von jedem in der Schweiz zu zahlende Medienabgabe finanziert, was sie mit den öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten in Deutschland vergleichbar macht.

Änderungen im Programmangebot

Im Rahmen der Sparmaßnahmen wird das Informationsangebot des SRF ebenfalls reduziert. So werden die Mittags- und die frühe Abendausgabe der „Tagesschau“ durch moderierte Newsflashes ersetzt, und die Mittagsausgabe am Wochenende entfällt gänzlich. Auch die Sendungen „Club“ und „Gesichter & Geschichten“ werden künftig im Sommer pausiert. Diese Maßnahmen sind Teil der Strategie, sich auf die Nutzung der SRF News-App als Hauptnachrichtenkanal zu konzentrieren.

Organisatorische Veränderungen

Ein weiterer wichtiger Schritt in der Umstrukturierung ist die Fusion der Chefredaktionen von Video und Audio/Digital. Diese Entscheidung wurde getroffen, um Synergien zu schaffen und die Effizienz zu steigern. Die SRF-Direktorin erklärte, dass die Trennung der Chefredaktionen im digitalen Zeitalter nicht mehr zeitgemäß sei und im Tagesgeschäft zunehmend hinderlich werde. Die genaue Ausgestaltung der neuen multimedialen Chefredaktion soll bis 2025 erarbeitet werden, mit dem Ziel, die Umsetzung 2026 zu beginnen.

Reaktionen auf die Sparmaßnahmen

Die Ankündigung des Stellenabbaus und der Programmänderungen hat bereits Reaktionen ausgelöst. Die Mediengewerkschaft SSM äußerte sich schockiert über die geplanten Einsparungen und warnte vor einem Verlust an Vielfalt und Qualität in den Informationsangeboten. Besonders die Kürzungen bei der „Tagesschau“ und in den regionalen Angeboten wurden als bedauerlich angesehen. Die Gewerkschaft fordert einen Stopp der Um- und Abbaupläne, um die Vielfalt und die interne Konkurrenz zwischen den Chefredaktionen und Standorten zu erhalten.

Fazit

Die Sparmaßnahmen beim SRF sind ein deutliches Zeichen für die Herausforderungen, vor denen öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalten in der heutigen Medienlandschaft stehen. Der Stellenabbau und die Programmänderungen sind Teil eines umfassenden Plans, um die finanzielle Stabilität des Unternehmens zu sichern und sich gleichzeitig auf den digitalen Wandel einzustellen. Die kommenden Monate werden zeigen, wie sich diese Maßnahmen auf die Qualität und Vielfalt des Medienangebots auswirken werden.

Quellen

FAZ.NET

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