Die Beschäftigten der nordrhein-westfälischen Süßwarenindustrie können aufatmen: Nach einem zähen Tarifstreit und mehreren Warnstreiks haben sich Arbeitgeber und Gewerkschaft auf eine Lohnerhöhung geeinigt. Wie die Deutsche Presse-Agentur (dpa) berichtet, erhalten die rund 17.000 Beschäftigten ein Lohnplus von insgesamt 7,5 Prozent über eine Laufzeit von 22 Monaten. Die Zeit berichtete ebenfalls über die Einigung.
Der neue Tarifvertrag sieht eine steuerfreie Inflationsausgleichsprämie von 810 Euro vor. Zusätzlich steigen die Löhne im November 2024 um fünf Prozent, mindestens jedoch um 152 Euro. Eine weitere Erhöhung um 2,5 Prozent folgt im Oktober 2025. Die gestaffelte Erhöhung soll den Beschäftigten sowohl eine sofortige finanzielle Entlastung als auch eine langfristige Einkommenssicherung bieten.
Nicht nur die festangestellten Mitarbeiter, auch die Auszubildenden der Branche profitieren von der Tarifeinigung. Sie erhalten eine steuerfreie Inflationsausgleichsprämie von 400 Euro. Ihr Monatsentgelt steigt zunächst um 100 Euro und im Oktober 2025 um weitere 50 Euro. Diese Regelung soll die Attraktivität der Ausbildungsberufe in der Süßwarenindustrie steigern und dem Fachkräftemangel entgegenwirken.
Der Tarifvertrag betrifft namhafte Unternehmen der Branche, darunter Haribo mit seinem Maoam-Werk in Neuss, Lindt, Storck, Katjes und Lambertz (Aachener Printen). Auch Hersteller von Chips und anderen Knabbereien, wie beispielsweise Intersnack mit Marken wie Funny-Frisch, fallen unter den neuen Tarifvertrag. Die Einigung hat somit weitreichende Auswirkungen auf die gesamte Süßwarenindustrie in Nordrhein-Westfalen.
Die Einigung wurde nach einer mehr als zwölf Stunden dauernden Verhandlungsrunde erzielt. Während die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) den Abschluss als Erfolg wertet, sprach die Arbeitgeberseite von einem "schmerzhaften Kompromiss", wie dpa berichtet. Das schwierige wirtschaftliche Umfeld und die gestiegenen Produktionskosten stellen die Unternehmen vor große Herausforderungen. Dennoch betonte Mario Mundorf vom Bundesverband der Deutschen Süßwarenindustrie (BDSI) die positive Seite der langen Vertragslaufzeit: Sie biete den Unternehmen Planungssicherheit bis April 2026.
Mohamed Boudih von der NGG NRW zeigte sich zufrieden mit dem Ergebnis. "Es ist gelungen, die Inflation mehr als auszugleichen", sagte er gegenüber dpa. Das Lohnplus und die Inflationsausgleichsprämie seien eine Anerkennung für die finanzielle Belastung der Beschäftigten in den vergangenen Monaten. Das Lohnplus sei auch perspektivisch wichtig, um die Beschäftigten an die Branche zu binden. Die Gewerkschaft hofft, dass die Tarifeinigung dazu beiträgt, die Arbeitsbedingungen in der Süßwarenindustrie weiter zu verbessern.
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