16.10.2024
Thomas Tuchel und die Mission Titel für die Three Lions

Thomas Tuchel in England: Der, der die Dämonen vertreiben soll

Die Nachricht hallte durch die Fußballwelt: Thomas Tuchel, ehemaliger Trainer von Chelsea, Paris Saint-Germain und Bayern München, übernimmt das Ruder der englischen Nationalmannschaft. Die Erwartungen sind hoch, der Druck ist immens. Kann der deutsche Taktiker die "Three Lions" zum lang ersehnten Titel führen und die Fußball-Dämonen auf der Insel vertreiben?

Skepsis und Hoffnung auf der Insel

Die Reaktionen auf Tuchels Ernennung fallen, wie so oft bei Personalentscheidungen im Fußball, gemischt aus. In England selbst schwanken die Meinungen zwischen Euphorie und Skepsis. Wie die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (F.A.Z) berichtet, sieht Barney Ronay, einer der bekanntesten Fußballexperten des „Guardian“, die Personalie mit einer gewissen ironischen Distanz. Er fragt sich, ob Tuchel wohl die englische Hymne „God Save the King“ singen wird, schließlich sei der Monarch, dem das Lied gewidmet ist, George II., „mehr Deutscher als Engländer“ gewesen.

Doch nicht alle teilen Ronays ironischen Unterton. Vor allem im Boulevard ist die Skepsis, ja sogar die Ablehnung, deutlich zu spüren. Die „Daily Mail“, bekannt für ihre zugespitzten Schlagzeilen, titelt: „England muss bis zum letzten Mann im Trikot englisch sein. Wir brauchen keinen Thomas Tuchel, sondern einen Patrioten, für den das Land an erster, zweiter und dritter Stelle steht.“ Die Zeitung spricht sich damit deutlich gegen einen ausländischen Trainer aus und fordert einen „Patrioten“ für den vakanten Posten.

Doch es gibt auch andere Stimmen. Rio Ferdinand, ehemaliger Nationalspieler und heutiger TV-Experte, kommentierte die Bekanntgabe mit einem knappen „Love it“ auf der Plattform X (ehemals Twitter). Ferdinand ist überzeugt, dass Tuchel mit England ein Turnier gewinnen kann. Für ihn steht fest: „Du willst den Besten haben.“ Und genau das ist der Punkt, der für viele Experten für Tuchel spricht.

Der beste Mann für den Job?

Tatsächlich ist die Auswahl an englischen Trainern mit Weltklasse-Format überschaubar. Namen wie Eddie Howe, Frank Lampard oder Graham Potter wurden zwar gehandelt, doch keiner von ihnen kann auf eine vergleichbare Erfolgsbilanz wie Tuchel zurückblicken. Der Deutsche hat bewiesen, dass er auf höchstem Niveau Titel gewinnen kann. Mit Chelsea holte er die Champions League, mit Bayern München wurde er Deutscher Meister.

Doch mehr noch als die Titel ist es Tuchels taktisches Verständnis und seine Fähigkeit, Spieler zu entwickeln, die ihn für den Job in England qualifizieren. Der 51-Jährige gilt als detailbesessen und akribisch in seiner Arbeit. Er fordert seinen Spielern alles ab, fördert sie aber auch und gibt ihnen das Gefühl, wichtig zu sein.

Die Herausforderung: Den Fußball nach Hause bringen

Die Aufgabe, die vor Tuchel liegt, ist dennoch gewaltig. England wartet seit 1966 auf einen großen Titel. Die "Three Lions" sind zwar gespickt mit Weltklasse-Spielern, doch der erhoffte Triumph bei einem großen Turnier blieb ihnen bisher verwehrt. Tuchel soll nun derjenige sein, der den Fußball endlich "nach Hause" bringt.

Ob ihm das gelingt, wird maßgeblich davon abhängen, ob es ihm gelingt, die hohen Erwartungen zu erfüllen und die Skeptiker zu überzeugen. Der Druck in England ist enorm, die Medienlandschaft gnadenlos. Tuchel muss liefern – und zwar schnell. Sollte er scheitern, wird der Ruf nach einem englischen Trainer schnell wieder laut werden.

Eines ist sicher: Die Fußballwelt wird Thomas Tuchels Reise mit der englischen Nationalmannschaft mit Spannung verfolgen. Es ist die Geschichte eines deutschen Trainers, der die Herausforderung angenommen hat, die Fußball-Dämonen auf der Insel zu vertreiben.

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