19.10.2024
Thyssenkrupp prüft neue Wege für nachhaltige Stahlproduktion

Thyssenkrupp hinterfragt Zukunftspläne für grüne Stahlproduktion

Der angeschlagene Stahlkonzern Thyssenkrupp steht vor richtungsweisenden Entscheidungen. Wie die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (FAZ) berichtet, werden die ambitionierten Pläne für eine klimaschonende Stahlproduktion derzeit auf den Prüfstand gestellt.

Das Unternehmen bestätigte, dass der Businessplan überarbeitet wird und dabei auch die „grüne Transformation“ des Stahlbereichs unter die Lupe genommen wird. „Technologie- und ergebnisoffen“ prüfe man die „besten und wirtschaftlich tragfähigsten Lösungen“, um die Sparte langfristig klimaneutral aufzustellen, so das Unternehmen.

Hintergrund der Überprüfung sind offenbar auch die gestiegenen Kosten für das geplante Herzstück der grünen Transformation: eine Direktreduktionsanlage, die mit Wasserstoff betrieben werden soll und deutlich weniger CO2-intensiv ist als herkömmliche Hochöfen.

Ursprünglich sollte die Anlage im Jahr 2027 in Betrieb gehen. Bund und Land Nordrhein-Westfalen haben dafür Fördermittel in Höhe von zwei Milliarden Euro zugesagt. Doch wie das „Handelsblatt“ berichtet, drohen nun Mehrkosten in dreistelliger Millionenhöhe.

Die finanzielle Situation des Konzerns ist ohnehin angespannt. Thyssenkrupp steckt mitten in einem Konzernumbau und will sich von seiner Stahlsparte trennen. Konzernchef Miguel Lopez plant ein Joint Venture mit der Energieholding des tschechischen Milliardärs Daniel Křetínský.

Die Überprüfung der Pläne für die grüne Stahlproduktion dürfte auch im Zusammenhang mit den Verhandlungen über die Zukunft der Stahlsparte stehen. Es ist unklar, ob und in welcher Form die Pläne für eine klimaschonende Produktion unter diesen Umständen weiterverfolgt werden können.

Die Entscheidung von Thyssenkrupp hat auch eine politische Dimension. Die Bundesregierung hat sich ambitionierte Klimaziele gesetzt und setzt dabei auch auf die Transformation der Industrie hin zu mehr Nachhaltigkeit. Die Stahlbranche gehört zu den größten CO2-Emittenten in Deutschland.

Sollte Thyssenkrupp seine Pläne für eine grüne Stahlproduktion tatsächlich auf Eis legen, wäre dies ein Rückschlag für die deutsche Klimapolitik. Es würde auch die Frage aufwerfen, wie die Bundesregierung die Dekarbonisierung der Industrie in Zukunft vorantreiben will.

Quellen:

- https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/thyssenkrupp-ueberprueft-plaene-zum-gruenen-umbau-110030700.html - https://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/thyssenkrupp-ueberprueft-plaene-fuer-gruenen-stahl-a-f16f8f88-46a3-4d79-91a5-32a9fa2efd58 - Handelsblatt (keine URL verfügbar) - Reuters (keine URL verfügbar)
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