Im Prozess gegen einen Narkosearzt nach einem tödlichen Einsatz in einer Zahnarztpraxis in Kronberg im Taunus werden die Plädoyers erwartet. Wie die Zeit berichtet, soll der 67-jährige Anästhesist im September 2021 mehreren Kindern verunreinigtes Narkosemittel verabreicht haben, was zu einer Blutvergiftung führte. Ein Mädchen verstarb noch in der Praxis, die anderen Kinder mussten intensivmedizinisch behandelt werden.
Dem Angeklagten wird unter anderem Körperverletzung mit Todesfolge vorgeworfen. Laut Gericht ist aber auch eine Verurteilung wegen Totschlags und versuchten Totschlags möglich. Während des seit August laufenden Prozesses wurde gegen den Mann Haftbefehl erlassen, der jedoch gegen Zahlung einer Kaution außer Vollzug gesetzt wurde. Wie die Süddeutsche Zeitung berichtet, ist der Anästhesist bereits wegen fahrlässiger Tötung einer erwachsenen Patientin vorbestraft und befindet sich mittlerweile im Ruhestand. Die Plädoyers sollen am Montag fortgesetzt werden.
Die Staatsanwaltschaft wirft dem Arzt eklatante Hygienefehler vor. So soll er unter anderem Einwegspritzen mehrfach verwendet und Narkosemittel aus einer bereits benutzten Flasche für mehrere Patienten verwendet haben. Der Anästhesist räumte, wie ZWP online berichtet, zwar ein, dass ihm unbewusst Fehler bei der Hygiene unterlaufen seien, wies die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft jedoch zurück. Er habe weder Einwegspritzen mehrfach benutzt noch Medikamente überdosiert oder aus Kostengründen eine Flasche mit Narkosemittel für mehrere Patienten genutzt.
Der tragische Vorfall ereignete sich am 28. September 2021 in einer Zahnarztpraxis in Kronberg. Der Anästhesist hatte im Laufe des Tages mehrere Personen für Zahnbehandlungen in Vollnarkose versetzt. Das vierjährige Mädchen, das am Nachmittag behandelt wurde, verstarb zehn Stunden später in der Praxis. Wie FFH berichtet, hatte der Narkosearzt selbst versucht, das Mädchen zu reanimieren, soll dabei aber ebenfalls Fehler gemacht haben. Der Rettungswagen sei zudem erst mit erheblicher Verzögerung alarmiert worden.
Nur wenige Stunden nach dem Tod des Mädchens war der Anästhesist bereits wieder im Einsatz, dieses Mal in einer Zahnarztpraxis in Bensheim. Dort soll er einem Fünfjährigen ebenfalls verunreinigtes Narkosemittel verabreicht haben, woraufhin der Junge hohes Fieber entwickelte. Auch die drei anderen Kinder, die am Vortag in Kronberg behandelt worden waren, erkrankten schwer.
Die zuständige Große Strafkammer hat sieben Verhandlungstage eingeplant. Mit einem Urteil wird Ende September gerechnet.
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