7.12.2024
Truppenabzug in Daraa und Suweida Rückzug der Armee und Eskalation im Süden Syriens

Rückzug der syrischen Armee aus Daraa und Suweida verschärft Bürgerkrieg

Die syrische Armee hat sich aus den südlichen Provinzen Daraa und Suweida zurückgezogen. Die staatliche Nachrichtenagentur Sana spricht von einer „Neupositionierung“ der Truppen als Reaktion auf Angriffe „terroristischer Elemente“ auf Militärposten. Laut ZEIT ONLINE, die sich auf dpa, AFP und eigene Quellen beruft, befinden sich Daraa und Suweida nun fast vollständig unter der Kontrolle von lokalen Oppositionskräften (ZEIT ONLINE, 07.12.2024). Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte bestätigt diese Entwicklung und hebt die strategische Bedeutung dieser Region im andauernden Konflikt hervor. Daraa gilt als Ausgangspunkt des syrischen Bürgerkriegs, da dort im März 2011 die ersten Proteste nach der Verhaftung Jugendlicher wegen regierungskritischer Graffiti begannen. Die harte Reaktion der Sicherheitskräfte führte zur Eskalation und schließlich zum Ausbruch des Bürgerkriegs (ZEIT ONLINE, 07.12.2024).

Der Truppenabzug hat auch Auswirkungen auf das benachbarte Israel. Die israelische Armee (IDF) kündigte laut dpa zum zweiten Mal innerhalb von 24 Stunden Truppenverstärkungen auf den Golanhöhen an der Grenze zu Syrien an (ZEIT ONLINE, 07.12.2024). Die IDF begründet dies mit der veränderten Sicherheitslage durch den Vormarsch der Rebellen. Daraa und Suweida liegen in unmittelbarer Nähe zu den Golanhöhen, die 1967 von Israel erobert und 1981 annektiert wurden – ein international nicht anerkannter Schritt.

Während die Rebellen im Süden Erfolge verzeichnen, kommt ihr Vormarsch in der strategisch wichtigen Stadt Homs zum Erliegen. Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte vermutet, dass es den Rebellen an Ausrüstung oder Truppenstärke für die Einnahme der drittgrößten Stadt Syriens mit etwa 1,4 Millionen Einwohnern fehlt. Regierungstruppen halten weiterhin Positionen im Umland von Homs und führen von dort Angriffe durch (ZEIT ONLINE, 07.12.2024). Die von der islamistischen Miliz Hajat Tahrir al-Scham (HTS) angeführte Rebellenallianz hatte Ende November eine Offensive gestartet und dabei mehrere Gebiete, darunter die Großstädte Aleppo und Hama im Nordwesten Syriens, erobert (ZEIT ONLINE, 07.12.2024). Die HTS strebt den Sturz des Assad-Regimes an.

Die Vereinten Nationen reagieren auf die Eskalation mit dem Abzug nicht essenziellen Personals aus Syrien. Ein UN-Sprecher versicherte jedoch, dass die Organisation weiterhin im Land präsent bleiben und die syrische Bevölkerung unterstützen werde (ZEIT ONLINE, 07.12.2024). Die Frankfurter Allgemeine Zeitung berichtet, dass auch die USA ihre Bürger zur Ausreise aus Syrien aufgerufen haben (FAZ, 07.12.2024). Das US-Außenministerium begründet dies mit der instabilen und unvorhersehbaren Sicherheitslage.

Die Neue Zürcher Zeitung meldet über 130 Tote nach Kämpfen zwischen der syrischen Armee und Rebellen im Gouvernement Aleppo (NZZ, 28.11.2024). Unter den Opfern seien 50 Soldaten und zahlreiche Aufständische. Auslöser der Kämpfe war ein Angriff eines islamistischen Bündnisses auf Stellungen der syrischen Streitkräfte. Die Armee reagierte mit Luftangriffen, die auch Wohngebiete trafen.

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