September 21, 2024
Ukrainische Vorbereitungen auf anhaltende Energiebedrohungen durch Russland

Die Lage im Überblick: Ukraine wappnet sich für russische Angriffe auf Energieziele

Die Ukraine bereitet sich auf die Abwehr weiterer russischer Luftangriffe auf die Energieproduktion vor. Präsident Wolodymyr Selenskyj erklärte in seiner täglichen Videobotschaft, dass die Gefahren, die von Russland für die Stromerzeugung ausgehen, ernst genommen werden. Er betonte, dass Maßnahmen ergriffen werden, um diesen Bedrohungen entgegenzuwirken. Zuvor hatten Regierungschef Denys Schmyhal und Energieminister Herman Haluschtschenko über Schutzbauten für Energieanlagen berichtet.

EU-Kommissionspräsidentin in Kiew

Im Vorfeld des Winters war die Energieversorgung auch ein zentrales Thema bei Gesprächen mit der EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, die zum achten Mal seit Beginn des Krieges in die Ukraine reiste. Selenskyj berichtete, dass eine Vereinbarung über den Ausbau von Stromimporten aus der EU erzielt wurde. Diese Unterstützung sei für das Land und die Bevölkerung in schwierigen Zeiten von entscheidender Bedeutung.

Laut ukrainischen Angaben können derzeit 1,7 Gigawatt aus der EU und dem Nachbarland Moldau importiert werden. Die ukrainische Regierung strebt eine Erhöhung auf über 2,2 Gigawatt an. In den Gesprächen mit von der Leyen wurde auch erörtert, wie man mindestens ein Viertel der Stromerzeugung aufrechterhalten kann.

Finanzhilfen und EU-Integration

Ein weiterer wichtiger Punkt der Gespräche war die finanzielle Unterstützung der Ukraine durch die EU. Die ukrainische Führung hofft, dass die EU im kommenden Jahr Finanzhilfen in Höhe von 16 Milliarden Euro bereitstellt. Bislang sind von den geplanten 16 Milliarden bereits 12 Milliarden eingetroffen. Schmyhal schlug vor, die Finanzhilfe im EU-Haushalt für den Zeitraum von 2028 bis 2034 auf 400 Milliarden Euro zu verdoppeln und ein spezielles Haushaltsprogramm für die Ukraine einzuführen.

Zusätzlich wurde das EU Defence Innovation Office eröffnet, um die Zusammenarbeit im Rüstungsbereich zwischen der EU und der Ukraine zu intensivieren. Dabei standen insbesondere die Waffenproduktion und Entwicklungen im IT-Bereich im Fokus.

Personalumstellungen im Verteidigungsministerium

Im ukrainischen Verteidigungsministerium gibt es Berichte über Personalumstellungen. Medienberichten zufolge wurden zwei Stellvertreter des Militärgeheimdienstchefs Kyrylo Budanow durch Verteidigungsminister Rustem Umjerow entlassen. Diese Entscheidung soll ohne Rücksprache mit Budanow getroffen worden sein, was Spekulationen über interne Machtkämpfe aufwirft.

Darüber hinaus wird berichtet, dass Umjerow plant, etwa 20 Generäle und hochrangige Mitarbeiter zu entlassen. Weder Umjerow noch Budanow haben sich bislang zu diesen Berichten geäußert.

Rekrutierung und Soldatenmangel

Das Verteidigungsministerium meldet steigende Rekrutierungszahlen. Im Durchschnitt werden monatlich 6.500 Freiwillige rekrutiert. Der Bevollmächtigte des Ministeriums, Olexij Beschewez, erklärte, dass aktuell mehr als 10.000 Stellen in der Armee, Nationalgarde und im Grenzschutz ausgeschrieben sind. Insgesamt hat das Ministerium bereits 38 Rekrutierungszentren im ganzen Land eingerichtet.

Gleichzeitig kursieren in sozialen Medien Videos von gewaltsamen Rekrutierungen, bei denen Männer von uniformierten Personen gezwungen werden, sich zu melden. Trotz dieser Berichte über einen Soldatenmangel an der Front wird weiterhin eine verschärfte Mobilisierung durchgeführt, die sich gegen Männer im Alter von 25 bis 60 Jahren richtet.

Fazit

Die Ukraine steht vor der Herausforderung, sich gegen anhaltende russische Angriffe auf ihre Energieinfrastruktur zu wappnen. Die Gespräche mit der EU und die geplanten Maßnahmen zur Erhöhung der Stromimporte sind entscheidend für die Aufrechterhaltung der Energieversorgung während des bevorstehenden Winters. Gleichzeitig bleibt die Situation im Verteidigungsministerium angespannt, und die Rekrutierungsmaßnahmen zeigen, dass das Land weiterhin auf die Unterstützung seiner Bürger angewiesen ist, um die militärischen Herausforderungen zu bewältigen.

Quellen: Zeit Online, Tagesspiegel

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