September 21, 2024
Unbesetzte Freiwilligendienste in Niedersachsen: Chancen für junge Menschen

Freiwilliges Soziales Jahr: Noch unbesetzte FSJ-Stellen in Niedersachsen

Trotz des Starts der meisten Freiwilligendienste in Niedersachsen gibt es weiterhin unbesetzte Stellen im Bereich des Freiwilligen Sozialen Jahres (FSJ) und des Bundesfreiwilligendienstes (BFD). Insbesondere Einrichtungen wie das Technische Hilfswerk (THW) und die Johanniter-Unfall-Hilfe berichten von offenen Positionen, die nicht besetzt werden konnten. Eine stichprobenartige Umfrage der Deutschen Presse-Agentur (dpa) zeigt, dass die Branche besorgt ist und eine Aufwertung des FSJ sowie des BFD fordert.

Die meisten FSJ- und BFD-Stellen beginnen traditionell am 1. August oder 1. September. Dennoch haben die Johanniter kürzlich mitgeteilt, dass auch Stellen, die zum 1. Oktober oder später beginnen, verfügbar sind. Auf der Webseite der Johanniter können Interessierte einen Überblick über offene Stellen erhalten, die beispielsweise in der Ganztagsschulbetreuung in Hannover oder beim Hausnotrufeinsatz in Celle angesiedelt sind.

Im Gegensatz dazu berichten andere Einrichtungen, dass sie keine Schwierigkeiten haben, ihre Stellen zu besetzen. Juliane von Ihlten, die Leiterin der Freiwilligendienste bei der Landesvereinigung Kulturelle Jugendbildung Niedersachsen, erklärt, dass es deutlich mehr Bewerber als Stellen gibt und dass sie noch nie Probleme bei der Besetzung gehabt hätten.

Demografische Daten der Freiwilligen

Ein Freiwilligendienst bietet jungen Menschen ab 16 Jahren die Möglichkeit, sich für maximal 18 Monate ehrenamtlich zu engagieren, sich zu orientieren und persönliche Fähigkeiten weiterzuentwickeln. Im August 2024 waren im Bundesfreiwilligendienst in Niedersachsen 4.070 Menschen aktiv, von denen etwa zwei Drittel weiblich waren. Die Mehrheit der Freiwilligen hatte das Abitur abgeschlossen. Die genaue Anzahl der FSJ-Teilnehmer ist jedoch unklar, da nicht alle Stellen systematisch erfasst werden, wie das Niedersächsische Landesamt für Jugend, Soziales und Familie mitteilte. Laut dem Bundesjugendministerium ist die Zahl der Freiwilligen seit 2019 rückläufig.

Gründe für unbesetzte Stellen

Die Gründe für die unbesetzten Stellen sind vielfältig. Sylke Heun, Pressesprecherin des Regionalverbandes Niedersachsen-Mitte der Johanniter, erklärt, dass das FSJ in Konkurrenz zu anderen Anbietern steht. Zudem sind Freiwilligen-Stellen im ländlichen Raum weniger attraktiv. Dennis Ehrenberg, der Vorsitzende des Sportvereins ASC Göttingen, der das FSJ im Sport koordiniert, stellt fest, dass die Vergabe in Ballungsgebieten deutlich einfacher ist.

Vergütung und finanzielle Aspekte

Freiwilligendienstleistende erhalten für ihre Vollzeittätigkeit lediglich ein Taschengeld. In Niedersachsen beträgt das Taschengeld für ein FSJ maximal 324 Euro, während es für den BFD bis zu 604 Euro betragen kann. Bei den Johannitern liegt das Taschengeld beispielsweise bei 543 Euro, was eine Verpflegungspauschale und Unterkunft umfasst. Dies bedeutet, dass viele Freiwillige während ihres Dienstes bei ihren Eltern wohnen müssen oder auf zusätzliche finanzielle Unterstützung angewiesen sind.

Die rückläufigen Zahlen der Freiwilligen könnten auch Nachwirkungen der Umstellung des Abiturs von acht auf neun Jahre sowie der Corona-Pandemie sein. Im Bereich des FSJ im Sport zeigen sich jedoch Anzeichen einer Erholung der Freiwilligenzahlen.

Attraktivität des FSJ erhöhen

Bodo Dannhöfer, der bei den Johannitern für die Freiwilligendienste verantwortlich ist, betont die Bedeutung des FSJ für die persönliche Entwicklung und den Dienst an der Gemeinschaft. Er äußert den Wunsch, dass mehr Menschen aus finanziell schwächeren Familien die Möglichkeit haben sollten, an einem FSJ teilzunehmen. Das FSJ wird häufig als privilegierte Option für Schulabgänger angesehen, die auf die Unterstützung ihrer Eltern angewiesen sind. Dannhöfer schlägt vor, das staatlich finanzierte Freiwilligengeld an das Bafög-Niveau anzugleichen, um das FSJ attraktiver zu machen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass trotz der Herausforderungen, mit denen das FSJ in Niedersachsen konfrontiert ist, zahlreiche unbesetzte Stellen bestehen, die jungen Menschen die Möglichkeit bieten, sich in verschiedenen Bereichen zu engagieren und wertvolle Erfahrungen zu sammeln.

Quellen: dpa Niedersachsen, Zeit Online

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