September 21, 2024
Zunehmende Gewalt gegen Mediziner als gesellschaftliche Herausforderung

Praxen und Kliniken: Ärztepräsident: Zunehmende Aggressivität gegen Mediziner

In den letzten Jahren hat die Aggressivität gegenüber Ärzten und medizinischem Personal in Deutschland zugenommen, was zunehmend besorgniserregende Ausmaße annimmt. Uwe Ebmeyer, der Präsident der Ärztekammer Sachsen-Anhalt, äußerte in einer Pressekonferenz in Magdeburg, dass die Gewaltbereitschaft in Praxen, Krankenhäusern und Notaufnahmen deutlich gestiegen sei. Diese Entwicklung wird von vielen Fachleuten als alarmierend wahrgenommen.

Die genaue Anzahl der Übergriffe auf medizinisches Personal ist schwer zu erfassen. Laut Ebmeyer gibt es keine umfassenden Statistiken, sondern lediglich anekdotische Berichte. Diese Berichte zeigen jedoch, dass in vielen Notaufnahmen Sicherheitsdienste eingesetzt werden müssen, um das Personal zu schützen. In einigen Fällen ist sogar polizeiliche Unterstützung erforderlich geworden, um die Sicherheit von Ärzten und Pflegekräften zu gewährleisten.

Die Kassenärztliche Vereinigung (KV) hat ebenfalls auf die steigende Aggressivität reagiert. Jörg Böhme, der Vorstandsvorsitzende der KV, erklärte, dass im Bereitschaftsdienst ursprünglich jeder Arzt allein unterwegs war. Um das Risiko von Übergriffen zu minimieren, werden nun die Ärzte in Gruppen zu den Hausbesuchen geschickt. Diese Maßnahme soll die Hemmschwelle für potenzielle Angreifer erhöhen.

Die Ärztekammer prüft derzeit, wie die Vorfälle von Aggressionen und Gewalt gegen Mediziner systematisch erfasst werden können. Ebmeyer betonte, dass es wichtig sei, belastbare Zahlen zu erhalten, um die Situation besser zu verstehen und geeignete Maßnahmen zu ergreifen. Zudem wird überlegt, wie betroffene Ärzte und Pflegekräfte besser unterstützt werden können, insbesondere wenn sie sich in ihrer Arbeit allein gelassen fühlen.

Fortbildungsmaßnahmen für Notärzte sind ebenfalls ein Thema, das in den kommenden Jahren an Bedeutung gewinnen wird. Die Schwerpunkte werden auf Deeskalationstechniken und Selbstschutz liegen. Der Bedarf an solchen Schulungen ist laut Ebmeyer unbestreitbar, da die Situation in den Praxen und Kliniken immer herausfordernder wird.

Die Zunahme von Aggressionen gegen medizinisches Personal ist nicht nur ein lokales Phänomen, sondern spiegelt einen gesamtgesellschaftlichen Trend wider. Berichte aus verschiedenen Bundesländern zeigen, dass Ärzte und Pflegekräfte zunehmend mit verbalen und körperlichen Angriffen konfrontiert werden. Diese Entwicklung wird von vielen als besorgniserregend angesehen, da sie nicht nur die Sicherheit des medizinischen Personals gefährdet, sondern auch die Qualität der medizinischen Versorgung beeinträchtigen kann.

Die Corona-Pandemie hat diese Problematik zusätzlich verschärft. Während der Pandemie waren Ärzte und Pflegekräfte häufig Ziel von Wutausbrüchen, insbesondere im Zusammenhang mit Impfungen und Testungen. Die aufgeheizte Stimmung in der Gesellschaft hat dazu geführt, dass viele Menschen ihre Frustration an denjenigen auslassen, die versuchen, ihnen zu helfen.

Die Politik ist gefordert, Maßnahmen zu ergreifen, um die Sicherheit von Ärzten und Pflegekräften zu gewährleisten. Es wird diskutiert, ob die bestehenden Gesetze zur Bekämpfung von Gewalt gegen medizinisches Personal verschärft werden sollten. Andreas Gassen, der Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, fordert deutlichere und schnellere Strafen für Übergriffe auf Ärzte und Pflegekräfte.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die zunehmende Aggressivität gegen Mediziner ein ernstzunehmendes Problem darstellt, das sowohl die Sicherheit des medizinischen Personals als auch die Qualität der Gesundheitsversorgung gefährdet. Es ist entscheidend, dass sowohl die Ärzteschaft als auch die Politik gemeinsam an Lösungen arbeiten, um die Situation zu verbessern und die Sicherheit derjenigen zu gewährleisten, die tagtäglich für die Gesundheit der Bevölkerung sorgen.

Quellen: ZEIT ONLINE, ZDF, Stern.

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