September 20, 2024
Die unerkannte Mangelernährung eines Bonobo-Babys wirft Fragen zur Tierhaltung auf

Trauriger Fund in der Wilhelma: Stuttgarter Zoo - Todesursache von Bonobo-Baby gefunden

Im Stuttgarter Zoo Wilhelma wurde das nur sechs Monate alte Bonobo-Baby Kasita leblos in den Armen seiner Mutter Chipita gefunden. Der Vorfall, der am 9. September 2024 entdeckt wurde, hat nicht nur die Tierpfleger, sondern auch die Öffentlichkeit erschüttert. Nach eingehenden Untersuchungen wurde nun die Todesursache des Jungtieres festgestellt.

Eine Analyse der Muttermilch von Chipita ergab, dass diese nahezu frei von Nährstoffen war. Laut einer Sprecherin des Zoos litt Kasita an Mangelernährung, obwohl sie noch gestillt wurde. Die Untersuchung zeigte, dass in der Muttermilch weder Fett noch Laktose und nur sehr wenig Protein vorhanden war. Dies wirft Fragen zur Ernährung und Gesundheit der Mutter auf, die laut Zoo jedoch als gesund gilt.

Die Tierpfleger der Wilhelma hatten keinen direkten Kontakt zu den Bonobos, was eine regelmäßige Überprüfung der Säuglinge erschwerte. Die Affen leben in Gruppen und die Mütter tragen ihre Jungen rund um die Uhr. Obwohl die Mitarbeiter die Bonobos täglich beobachten, war der schlechte Ernährungszustand von Kasita nicht erkennbar, was zu ihrem unerwarteten Tod führte.

Der Tod von Kasita hat auch eine Welle der Kritik ausgelöst. Die Tierrechtsorganisation Peta äußerte scharfe Bedenken hinsichtlich der Haltungsbedingungen von Menschenaffen in Zoos. In einer Mitteilung wurde darauf hingewiesen, dass unnatürliche und oft mangelhafte Haltungsbedingungen zu plötzlichen Todesfällen und Verhaltensstörungen bei Menschenaffen führen können. Peta betont, dass solche Vorfälle nicht isoliert sind und fordert eine Überprüfung der Haltungspraktiken in Zoos.

Die Sprecherin des Zoos bezeichnete den Tod von Kasita als „tragisch“ und „sehr traurig“. Dennoch stellte sie klar, dass die Wilhelma als wissenschaftlich geführter Zoo die Aufgabe hat, Reservepopulationen für bedrohte Tierarten aufzubauen und diese vor dem Aussterben zu bewahren. Seit 1977 wurden in der Wilhelma insgesamt 44 Bonobos geboren, was die Bedeutung des Zoos für den Erhalt dieser Art unterstreicht.

Kasita wurde am 5. März 2024 geboren und war das dritte Kind von Chipita. Ihre ältere Schwester Mixi lebt seit 2011 in Frankfurt, während ihr Bruder Kasai weiterhin in der Wilhelma bleibt. Der Verlust eines Jungtieres ist nicht nur für die Tierpfleger, sondern auch für die gesamte Bonobo-Gruppe ein traumatisches Ereignis. Dr. Thomas Kölpin, Direktor der Wilhelma, erklärte, dass der unerwartete Verlust von Kasita auch die anderen Gruppenmitglieder stark betroffen hat.

Die Situation wirft grundlegende Fragen zur Tierhaltung in Zoos auf, insbesondere in Bezug auf die Ernährung und das Wohlbefinden von Tieren in Gefangenschaft. Der Fall von Kasita könnte als Anstoß dienen, die Haltungsbedingungen von Menschenaffen in Zoos zu überdenken und gegebenenfalls zu verbessern, um ähnliche Tragödien in Zukunft zu verhindern.

Insgesamt zeigt der traurige Vorfall im Stuttgarter Zoo die Herausforderungen und ethischen Fragen auf, die mit der Haltung von Wildtieren in Gefangenschaft verbunden sind. Der Zoo steht nun in der Verantwortung, die Vorfälle zu analysieren und sicherzustellen, dass die Tiere die bestmögliche Pflege und Ernährung erhalten.

Die Wilhelma hat sich verpflichtet, die Ergebnisse der Untersuchungen zu nutzen, um die Haltungsbedingungen für ihre Tiere zu verbessern und die Gesundheit der Bonobos sowie anderer Tiere im Zoo zu gewährleisten.

Die Öffentlichkeit und Tierschutzorganisationen werden den Zoo weiterhin aufmerksam beobachten, während die Diskussion über die ethischen Implikationen der Zoo-Tierhaltung an Intensität gewinnt.

Quellen: Zeit Online, Stuttgarter Zeitung, Süddeutsche.de.

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