Die bevorstehende US-Präsidentschaftswahl hält die Welt in Atem. Besonders in Europa fragt man sich, welche Auswirkungen ein Sieg von Donald Trump oder Kamala Harris auf die transatlantischen Beziehungen und die globale Wirtschaft haben wird. Wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) berichtet, droht Trump mit der Wiedereinführung von Zöllen, während Harris zwar keine neuen Zölle angekündigt hat, aber dennoch einen protektionistischen Kurs, ähnlich dem von Präsident Biden, verfolgen dürfte, angereichert mit eigenen industriepolitischen Akzenten. Der "Inflation Reduction Act" mit seinen klimapolitischen Subventionen dürfte unter Harris ausgebaut werden.
Für Deutschland, dessen Wirtschaft eng mit den USA verflochten ist, steht viel auf dem Spiel. Die USA sind nach China Deutschlands wichtigster Handelspartner. Wie das Ifo-Institut berechnet hat, gehen rund sieben Prozent der deutschen Wirtschaftsleistung in die Vereinigten Staaten. Trumps Idee eines 20-prozentigen Zolls auf alle Importe, zusätzlich zu den angedrohten 60 Prozent auf chinesische Waren, könnte die deutsche Industrie schwer treffen, so die FAZ. Besonders die Chemie-, Fahrzeug- und Maschinenbauindustrie, die bereits mit den Folgen der jüngsten Krisen zu kämpfen haben, würden unter den neuen Handelsschranken leiden.
Bankvolkswirte von ABN Amro warnen laut FAZ vor möglichen Massenentlassungen in Deutschland, sollte Trump seine Zollpläne umsetzen. Modellrechnungen des Ifo-Instituts zeigen, dass im "Tough Trump"-Szenario der deutsche Export um fast zwei Prozent sinken könnte. Besonders betroffen wären die Automobil- und Pharmaindustrie, deren Exporte in die USA um 32 bzw. 35 Prozent einbrechen könnten. Das arbeitgebernahe Institut der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln erwartet im "Tough Trump"-Szenario einen Rückgang des deutschen Bruttoinlandsprodukts um 1,5 Prozent im Jahr 2028.
Aber auch unter einer Präsidentin Harris sind Unsicherheiten nicht ausgeschlossen. So ist unklar, wie sie mit den schwelenden Handelskonflikten um Stahl- und Aluminiumzölle sowie den Streit über Airbus-Subventionen umgehen wird. Harris hat, wie die FAZ berichtet, starke protektionistische Neigungen. Hinzu kommt die Investitionsschwäche in Deutschland, die durch die von Trump angedrohten Zölle weiter verschärft werden könnte.
Ein Interview mit dem Politologen Tim Heinkelmann-Wild von der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU), veröffentlicht auf der LMU-Website, beleuchtet die möglichen Auswirkungen der US-Wahl auf die europäische Außenpolitik. Heinkelmann-Wild betont den Rückzug der USA aus internationalen Institutionen unter Trump und die nur selektive Rückkehr unter Biden. Er analysiert die unterschiedlichen Szenarien für die europäische Außenpolitik je nach Wahlausgang.
Die Tagesschau berichtet über die Vorbereitungen der EU auf eine mögliche zweite Amtszeit Trumps. Man erwägt demnach ein zweistufiges Vorgehen: Zuerst soll Trump ein "schneller Deal" angeboten werden, ähnlich dem Sojabohnen-Deal, den der damalige EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker mit Trump aushandelte. Sollte dies nicht fruchten, könnte die EU Vergeltungsmaßnahmen in Form von Zusatzzöllen ergreifen. Das IW warnt vor den hohen Kosten eines Handelskrieges, hält aber gleichzeitig dagegen, da dies den USA mehr schaden würde als der EU.
Die Deutsche Welle (DW) zitiert eine Umfrage der Meinungsforschungsinstitute Novus und Gallup International, wonach in Westeuropa 69 Prozent und in Osteuropa 46 Prozent für Kamala Harris stimmen würden. Donald Trump hingegen erhielte nur 16 Prozent der Stimmen in Westeuropa und 36 Prozent in Osteuropa. Die DW analysiert die unterschiedlichen Reaktionen in Europa auf einen Sieg von Trump oder Harris und berichtet über die Vorbereitungen der EU auf die Folgen der Wahl.
Der Bayerische Rundfunk (BR) interviewte den USA-Experten Josef Braml zu den möglichen Auswirkungen der Wahl auf Deutschland und Bayern. Braml betont die Notwendigkeit für Europa, die eigene Verteidigung zu stärken, unabhängig vom Wahlausgang. Er warnt vor den wirtschaftlichen Folgen von Trumps Zollplänen und erwartet unter Harris eine weniger schuldenintensive Politik. Braml analysiert auch die Auswirkungen der US-amerikanischen Rivalität mit China auf bayerische Unternehmen.
Die DW beleuchtet die möglichen Auswirkungen der US-Wahl auf Lateinamerika. Die Themen Handel, Migration, Sicherheit, politische Stabilität, Demokratie und Klimapolitik werden im Hinblick auf die unterschiedlichen politischen Agenden von Trump und Harris analysiert. Experten erwarten erhebliche Auswirkungen auf die Beziehungen zwischen den USA und Lateinamerika, je nachdem, wer die Wahl gewinnt.
Der Blog der Förde Sparkasse veröffentlichte ein Interview mit Professor Dr. Harm Bandholz von der FH Kiel zu den Folgen der US-Wahl für die Welt. Bandholz analysiert die möglichen Auswirkungen auf die geopolitische und finanzpolitische Weltordnung, den Ukraine-Konflikt, die Beziehungen zu China und die Klimapolitik. Er erwartet unter Trump einen weiteren Rückzug Amerikas von der Weltbühne und unter Harris eine Fortsetzung der Politik von Joe Biden.
Capital berichtet über den engen Wahlkampf zwischen Trump und Harris. Die Autoren zeichnen ein Bild der beiden Kandidaten und ihrer unterschiedlichen Wahlkampfstrategien. Sie analysieren die Bedeutung der Swing States und die möglichen Folgen des Wahlausgangs für die amerikanische Politik und Wirtschaft.
Quellen: