19.10.2024
Vielfalt im Tanz: Ramon John und sein Streben nach Ausdruck und Freiheit

Tänzer Ramon John: Zu schnell in eine Schublade gesteckt

Ramon John ist eine herausragende Figur im Hessischen Staatsballett, die sich durch ihre künstlerische Vielseitigkeit und ihre Leidenschaft für den Tanz auszeichnet. In den letzten Jahren hat er sich als einer der besten Tänzer des Ensembles etabliert und wurde für seine Rolle als „Wanderer“ in Tim Plegges „Die Winterreise“ mit dem Theaterpreis „Faust“ ausgezeichnet. Trotz dieser Anerkennung strebt John nicht nach einer Sonderrolle, sondern sucht vielmehr nach Momenten voller Schönheit und Ausdruck in seiner Kunst.

Geboren und aufgewachsen in Fulda, begann Ramon John seine Tanzkarriere in einer Schautanz-Gruppe, die seine Mutter für ihn ins Leben rief. Ursprünglich wollte sie ihn dazu bringen, sportlich aktiv zu sein, doch John entwickelte schnell eine Leidenschaft für den Tanz. Mit 15 Jahren begann er mit klassischem Ballett und wechselte bald darauf an die Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Frankfurt, wo er seine Ausbildung im zeitgenössischen und klassischen Tanz vertiefte.

Nach sechs Jahren im Ballettensemble des Saarbrücker Staatstheaters wechselte John 2016 zum Hessischen Staatsballett. In dieser Zeit hat er sich nicht nur als Tänzer, sondern auch als kreative Persönlichkeit hervorgetan. Er hat an verschiedenen Produktionen mitgewirkt und seine Fähigkeiten als Choreograf in den „Jungen Choreografen“-Abenden unter Beweis gestellt. Diese Erfahrungen haben ihm geholfen, seine eigene künstlerische Stimme zu finden und sich weiterzuentwickeln.

Ein zentrales Thema in Johns künstlerischem Schaffen ist die Idee, nicht in eine Schublade gesteckt zu werden. Er sieht es als wichtig an, dass Tänzer die Freiheit haben, verschiedene Rollen und Stile auszuprobieren, ohne auf eine bestimmte Kategorie reduziert zu werden. Diese Haltung spiegelt sich in seiner Arbeit wider, wo er oft herausfordernde und komplexe Charaktere verkörpert, die über die traditionellen Rollen hinausgehen.

John hat in Interviews betont, dass er es schätzt, wenn Choreografen klare Vorgaben machen, da ihm dies die Möglichkeit gibt, innerhalb dieser Struktur kreativ zu sein. Er findet Freiheit in der Klarheit der Anweisungen und sieht es als seine Aufgabe, die Vision des Choreografen zum Leben zu erwecken. Gleichzeitig bleibt er offen für spontane kreative Ausbrüche, die seine Performances bereichern.

Die Herausforderungen, die mit dem Tanzberuf verbunden sind, sind für John nicht nur technischer Natur. Er sieht das Tanzen auch als eine Form des Geschichtenerzählens, bei der jede Bewegung eine Bedeutung hat. Diese Philosophie hat ihm geholfen, seine Rollen tiefer zu verstehen und eine emotionale Verbindung zu seinem Publikum herzustellen.

In seiner Freizeit findet John Ausgleich durch sportliche Aktivitäten wie Radfahren. Während der Corona-Pandemie hat er sich ein E-Bike angeschafft, um die Trainingswege zu erleichtern. Diese Entscheidung zeigt, dass er auch außerhalb des Tanzes Wert auf Gesundheit und Fitness legt und sich nicht nur auf seine künstlerische Karriere konzentriert.

Die Diskussion um die Kategorisierung von Künstlern ist nicht neu, doch John bringt eine frische Perspektive in diese Debatte. Er plädiert dafür, dass Tänzer die Freiheit haben sollten, sich selbst zu definieren und nicht von anderen in eine Rolle gedrängt zu werden. Diese Haltung könnte dazu beitragen, die Vielfalt und Kreativität im Tanz zu fördern und neue Wege für die nächste Generation von Tänzern zu öffnen.

Ramon Johns Ansatz, sich nicht in eine Schublade stecken zu lassen, ist ein Aufruf zur Offenheit und zur Akzeptanz von Vielfalt in der Kunst. Sein Streben nach Schönheit und Ausdruck zeigt, dass der Tanz mehr ist als nur Technik – es ist eine Form der Kommunikation, die Herzen berührt und Geschichten erzählt.

Insgesamt ist Ramon John ein Beispiel für einen modernen Tänzer, der die Herausforderungen seines Berufs annimmt und gleichzeitig die Freiheit und Kreativität schätzt, die mit der Kunst des Tanzes verbunden sind. Seine Karriere wird weiterhin mit Interesse verfolgt, da er nicht nur als Tänzer, sondern auch als kreativer Kopf im Hessischen Staatsballett eine wichtige Rolle spielt.

Quellen: FAZ

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