Nach sechs Jahren Bauzeit wurde die 230 Kilometer lange Stromtrasse Wahle-Mecklar, die Niedersachsen mit Hessen verbindet, feierlich eingeweiht. Die Einweihungsfeier fand laut Zeit Online im niedersächsischen Einbeck statt. Die beiden grünen Landesminister für Energie (Niedersachsen) und Wirtschaft (Hessen), Christian Meyer und Tarek Al-Wazir, unterstrichen die Bedeutung des Projekts für den Erfolg der Energiewende. Die von Tennet betriebene Höchstspannungsleitung soll Windstrom aus Norddeutschland in den Süden transportieren.
Die 566 Masten umfassende Trasse erstreckt sich von Mecklar bei Bad Hersfeld bis Wahle bei Peine. Ein Teilstück von etwa 20 Kilometern Länge wurde unterirdisch verlegt. Der letzte fertiggestellte Abschnitt liegt in der Region Göttingen. Der 65 Kilometer lange Abschnitt in Hessen wurde bereits im September 2023 vollendet. Wie der NDR berichtet, führten Erdarbeiten bei Göttingen Mitte 2022 zu einer archäologischen Sensation, als Funde aus der Steinzeit entdeckt wurden. Die Gesamtkosten des Projekts belaufen sich laut früheren Angaben von Tennet auf 1,3 Milliarden Euro.
Minister Meyer hob die zukünftige Rolle Niedersachsens als wichtiges Zentrum ("Powerhouse") der Energiewende in Deutschland hervor. Dort werde ein Großteil der erneuerbaren Energie erzeugt und weitergeleitet. Ein schneller Ausbau des Stromnetzes sei unerlässlich, um hohe Kosten durch das Abschalten von Windkraftanlagen aufgrund von Netzengpässen zu vermeiden. Die Erdverkabelung von Teilen der Trasse trage zur Akzeptanz des Projekts in der Bevölkerung bei. Laut Tennet ist Wahle-Mecklar eines von vier Pilotprojekten, bei denen Höchstspannungskabel mit Wechselstrom unterirdisch verlegt werden.
Die neue Stromverbindung sei entscheidend für die Stromversorgung in Nord- und Osthessen und führe zu einer Senkung der Netzentgelte, erklärte Minister Al-Wazir laut Hessenschau. Jede neue Nord-Süd-Verbindung reduziere den Bedarf an teuren Maßnahmen zur Stabilisierung des Stromnetzes. Tennet-Chef Tim Meyerjürgens bezeichnete das Projekt als bedeutenden Fortschritt für die Energiewende und den Netzausbau in Deutschland. Zukünftig könnten durch das Projekt 350 Millionen Euro an Kosten für das Engpassmanagement eingespart werden. Die Investition amortisiere sich somit bereits nach vier Jahren.
Die Stromtrasse Wahle-Mecklar ist jedoch nicht ohne Kritik. Wie der NDR berichtet, gab es bereits während der Planungsphase in den 2000er Jahren, die im Rahmen des Energieleitungsausbaugesetzes (EnLAG) begann, Widerstand von Anwohnern und Umweltverbänden. Die Bedenken reichten von der Beeinträchtigung des Landschaftsbildes durch die etwa 100 Meter hohen Strommasten bis zu möglichen gesundheitlichen Auswirkungen durch elektromagnetische Felder. Die Forderung nach einer Erdverkabelung, die jedoch technisch und finanziell anspruchsvoller ist, wurde in einigen Regionen laut.
Mit einem Erdkabelanteil von 20 Kilometern dient die Trasse auch als Pilotprojekt für den Einsatz dieser Technologie. Der längste unterirdische Abschnitt misst 13 Kilometer – ein Rekord für diese Spannungsebene. Der Bau der Erdkabel war komplex und umfasste unter anderem die Verlegung von 155 Kilometern Leerrohren und die Bewegung von 300.000 Kubikmetern Erde, so der NDR. Trotz der aufwendigen Bauweise und der damit verbundenen Eingriffe in den Boden konnten die Auswirkungen auf die Umwelt laut Tennet minimiert werden.
Die Fertigstellung der Wahle-Mecklar-Trasse markiert den Beginn weiterer Stromtrassenprojekte in Niedersachsen. Wie der NDR berichtet, haben die Bauarbeiten für die 700 Kilometer lange "Südlink"-Trasse bereits begonnen. Auch die "A-Nord"-Trasse zwischen Emden und Osterath steht in den Startlöchern.
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