19.10.2024
Weinbau unter Druck: Feuchtwarme Wetterbedingungen und ihre Auswirkungen auf Öko-Winzer
Wein: Feuchtwarmes Wetter macht Öko-Winzern zu schaffen

Wein: Feuchtwarmes Wetter macht Öko-Winzern zu schaffen

Das Jahr 2024 stellt für die Weinbauern in Deutschland eine besondere Herausforderung dar, insbesondere für die Betriebe, die nach ökologischen Richtlinien arbeiten. Die Wetterbedingungen, die durch hohe Temperaturen und eine hohe Luftfeuchtigkeit geprägt sind, haben in vielen Weinregionen zu einem erhöhten Risiko für Pflanzenkrankheiten geführt. Besonders die Ausbreitung von Falschem Mehltau, einer gefürchteten Pilzkrankheit, hat den ökologischen Winzern schwer zu schaffen gemacht.

Herausforderungen durch Falschen Mehltau

Der Vorsitzende des Bundesverbands Ökologischer Weinbau, Ecovin, Georg Forster, beschreibt die Situation als äußerst schwierig. „Der klassische Gewitterregen in der Nacht bei 20 Grad ist der Super-GAU für die Rebe“, sagt Forster. Diese Wetterphänomene begünstigen das Wachstum des Falschen Mehltaus, was zu einem enormen Pilzdruck in den Weinbergen führt. Christian Schwörer, Generalsekretär des Deutschen Weinbauverbands, hebt hervor, dass die Öko-Winzer in diesem Jahr erneut erheblichen Herausforderungen gegenüberstehen.

Pflanzengesundheit und konventionelle Methoden

Die Erhaltung der Pflanzengesundheit war nicht nur für die ökologischen Betriebe eine Herausforderung. Auch konventionelle Weinbauern hatten mit ähnlichen Problemen zu kämpfen. Ernst Büscher vom Deutschen Weininstitut erklärt, dass auch der Echte Mehltau in diesem Jahr ein Problem darstellt. Im Gegensatz zu ihren ökologischen Kollegen dürfen konventionelle Winzer jedoch andere, oft länger wirksame Pflanzenschutzmittel einsetzen, was ihnen hilft, die Situation besser zu bewältigen.

Positive Aspekte des Wetters

Trotz der Herausforderungen gibt es auch positive Aspekte, die mit den aktuellen Wetterbedingungen einhergehen. Die warmen Temperaturen und die ausreichende Wasserversorgung haben das Wachstum der Reben in den letzten Wochen gefördert. Büscher berichtet, dass die Winzer intensiv mit Laubarbeiten beschäftigt sind und die allgemeine Reifeentwicklung der Trauben gut verläuft. Dieses Wachstum ist für die Qualität der Trauben entscheidend und könnte sich langfristig positiv auf die Ernte auswirken.

Die Rolle von Pflanzenschutzmitteln im ökologischen Weinbau

Im ökologischen Weinbau müssen die zugelassenen naturstofflichen Pflanzenschutzmittel präventiv angewendet werden, um ihre volle Wirksamkeit zu entfalten. Die biodynamische Anbauorganisation Demeter weist darauf hin, dass starke Regenfälle diese Mittel abwaschen, was die Wirksamkeit zusätzlich beeinträchtigt. Besonders betroffen sind Regionen, die im Frühjahr durch Spätfröste stark geschädigt wurden und jetzt anfällig für Krankheiten sind.

Frost und Sonnenbrand als zusätzliche Risiken

Frost hat in vielen Weinregionen zu Ernteminderungen geführt und die Arbeit der Winzer erschwert. Schwörer bezeichnet dies als „bittere Pille“, da die von Frost betroffenen Betriebe trotz Ernteausfällen ihre Weinberge weiterhin pflegen müssen. Zudem droht in einigen Regionen auch Sonnenbrand, was die Situation weiter verkompliziert. Die Gefahr von Echtem Mehltau bleibt während kühler Nächte mit nachfolgendem Morgentau kritisch.

Problematik des Kupfereinsatzes

Ein weiteres Problem stellt der Einsatz von Kupfer dar, der in Deutschland auf drei Kilogramm pro Jahr und Hektar begrenzt ist. Forster erklärt, dass andere europäische Länder in Extremsituationen wie diesem bis zu sechs Kilogramm Kupfer verwenden dürfen. Auf EU-Ebene wird derzeit ein Antrag diskutiert, um den ökologischen Winzern ebenfalls die Verwendung von mehr Kupfer zu ermöglichen, um den Pilzdruck zu reduzieren.

Rückkehr von Kalium-Phosphonat gefordert

Die ökologischen Winzer setzen sich zudem für die Wiederzulassung von Kalium-Phosphonat ein, das seit 2013 verboten ist. Forster betont, dass die Phosphor-Ionen die einzige Möglichkeit darstellen, die Pilzkrankheiten effektiv zu bekämpfen. Diese Substanz hat die Fähigkeit, den Pilz abzutöten und gleichzeitig eine Abwehrreaktion in der Pflanze auszulösen, sodass diese sich künftig besser gegen Erkrankungen wappnen kann.

Fazit

Insgesamt zeigt sich, dass das feuchtwarme Wetter von 2024 sowohl Herausforderungen als auch Chancen für die Winzer in Deutschland mit sich bringt. Während die ökologischen Betriebe mit erheblichem Pilzdruck und den damit verbundenen Einschränkungen zu kämpfen haben, gibt es auch positive Entwicklungen im Wachstum der Reben. Die kommenden Monate werden entscheidend dafür sein, wie sich die Ernte entwickeln wird und welche Maßnahmen die Winzer ergreifen müssen, um den Herausforderungen des Klimas zu begegnen.

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