19.10.2024
Weltoffenheit als Schlüssel zur akademischen Stärke in Thüringen

Landtagswahl: Uni Jena: Weltoffenheit ist wichtig für uns

Die bevorstehende Landtagswahl in Thüringen am 1. September 2024 hat an der Friedrich-Schiller-Universität Jena (FSU) eine Diskussion über die Bedeutung von Weltoffenheit und Diversität in der akademischen Welt angestoßen. Der neue Präsident der Universität, Andreas Marx, betont, dass Universitäten eine wichtige Rolle in der Förderung von Weltoffenheit spielen sollten, ohne sich jedoch parteipolitisch zu positionieren. „Wir sind nur stark, wenn wir divers und bunt bleiben. Und da brauche ich mich nicht auf eine Parteiseite zu stellen. Das ergibt sich daraus, was für die Universität wichtig ist“, erklärte Marx in einem Interview.

Marx, der Anfang August 2024 von der Universität Konstanz nach Jena kam, sieht in der Offenheit der Universität eine Quelle für Kreativität und wissenschaftliche Stärke. Diese Werte seien entscheidend für die Entwicklung der Region und des Landes. „Ich würde mich freuen, wenn das wieder mehr in den Vordergrund rückt“, fügte er hinzu. Diese Aussagen kommen in einem Kontext, in dem die politische Landschaft in Thüringen von Spannungen geprägt ist, insbesondere im Hinblick auf den Aufstieg der Alternative für Deutschland (AfD).

Die Universität Jena hat sich in den letzten Monaten aktiv an verschiedenen Kampagnen beteiligt, die darauf abzielen, Studierende zur Wählerregistrierung zu ermutigen und sie dazu zu bewegen, an ihrem Studienort zu wählen. Diese Initiativen wurden jedoch von einigen politischen Akteuren, insbesondere von der AfD, kritisiert. Das Neutralitätsgebot für Hochschulen spielt hierbei eine zentrale Rolle, da Universitäten sich nicht politisch positionieren dürfen.

Ein weiterer Aspekt, der die Diskussion um Weltoffenheit an der Universität Jena prägt, ist die Solidarität mit Professor Jens-Christian Wagner, der nach kritischen Äußerungen zur AfD Morddrohungen erhalten hat. Wagner ist nicht nur Stiftungsdirektor der Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora, sondern lehrt auch Geschichte in Medien und Öffentlichkeit an der FSU. Die Universität hat öffentlich ihre Unterstützung für Wagner bekundet, was in Anbetracht der aktuellen politischen Lage von großer Bedeutung ist.

Die Universität Jena hat eine lange Tradition der Internationalität. Etwa ein Viertel der Studierenden stammt nicht aus Deutschland, was die Diversität und den internationalen Charakter der Hochschule unterstreicht. Der Anteil internationaler Studierender an der FSU liegt bei etwa 14 Prozent, während an der Ernst-Abbe-Hochschule sogar 19 Prozent der Studierenden aus dem Ausland kommen. Diese Vielfalt ist nicht nur ein Gewinn für das akademische Umfeld, sondern auch für die Stadt Jena, die von den kulturellen und wirtschaftlichen Impulsen der internationalen Gemeinschaft profitiert.

Angesichts der politischen Herausforderungen, die Thüringen derzeit prägen, ist die Förderung von Weltoffenheit und Toleranz wichtiger denn je. Marx hebt hervor, dass eine offene Gesellschaft nicht nur für die Wissenschaft, sondern auch für die Wirtschaft und das kulturelle Leben von entscheidender Bedeutung ist. „Wenn wir in einer intoleranten Gesellschaft leben, verlieren wir nicht nur Menschen, sondern auch wirtschaftliche und kulturelle Werte“, warnt er.

In den letzten Monaten haben Hochschulpräsidenten in Thüringen berichtet, dass die politische Lage Vorbehalte bei Bewerbern hervorruft. Dennoch zeigt Marx Optimismus und betont, dass Jena eine große Strahlkraft habe und ein attraktives Umfeld für Unternehmen biete. „Das muss so bleiben. Wenn das zerstört wird, dann geht auch viel an materiellen Werten kaputt“, so Marx weiter.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Universität Jena in der aktuellen politischen Situation eine klare Botschaft für Weltoffenheit und Diversität sendet. Die Aussagen von Andreas Marx und die Solidarität mit bedrohten Akademikern verdeutlichen das Engagement der FSU, ein Umfeld zu schaffen, das Vielfalt fördert und gleichzeitig die akademische Neutralität wahrt. In einer Zeit, in der politische Spannungen zunehmen, ist die Rolle der Hochschulen als Orte der Offenheit und des Dialogs von zentraler Bedeutung.

Quellen: dpa Thüringen, Zeit Online

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