Der Parteitag der Demokraten in Chicago hat eine emotionale und bedeutende Wendung für die US-Politik genommen. Joe Biden, der 81-jährige Präsident, der kürzlich aus dem Rennen um eine zweite Amtszeit ausgestiegen war, wurde von seinen Parteikollegen mit großem Applaus und stehenden Ovationen empfangen. Die Veranstaltung diente nicht nur als Plattform für Bidens Abschiedsrede, sondern auch als feierliche Einsetzung von Kamala Harris als neue Präsidentschaftskandidatin der Demokraten.
Bei seinem Auftritt nutzte Biden die Gelegenheit, um auf die Errungenschaften seiner Präsidentschaft hinzuweisen. Er erklärte: „Amerika, ich habe mein Bestes für dich gegeben“, und bezog sich dabei auf die Herausforderungen und Erfolge seiner Amtszeit. Seine Rede war geprägt von emotionalen Momenten, insbesondere als seine Tochter Ashley ihn auf der Bühne begrüßte. Biden wischte sich die Tränen aus den Augen, als er von den liebevollen Worten seiner Familie hörte, die ihn als „Kämpfer“ bezeichnete.
Die First Lady, Jill Biden, schloss sich ebenfalls an und machte ihrem Mann eine öffentliche Liebeserklärung. Sie betonte die Bedeutung der Familie und die tiefen Gefühle, die sie füreinander hegen, selbst nach fast 50 Jahren Ehe. Diese emotionalen Momente trugen zur Atmosphäre des Parteitags bei und zeigten die menschliche Seite des Präsidenten, der oft als politischer Veteran wahrgenommen wird.
Kamala Harris, die Vizepräsidentin, trat während des Parteitags überraschend auf und würdigte Biden für seine „historische Führung“. Sie bezeichnete ihn als einen Menschen mit Charakter und Integrität. Harris, die am 5. November gegen den Republikaner Donald Trump antreten wird, hat die Unterstützung der Partei hinter sich versammelt und wird als die erste Frau in der Geschichte der USA, die für das Präsidentenamt kandidiert, gefeiert. Biden erklärte, dass die Wahl von Harris die beste Entscheidung seiner politischen Karriere gewesen sei.
Der Parteitag fand jedoch nicht ohne Kontroversen statt. Rund um die Veranstaltung kam es zu großen pro-palästinensischen Demonstrationen, die sich gegen die militärische Unterstützung der USA für Israel richteten. Diese Proteste verdeutlichten die internen Spannungen innerhalb der Demokratischen Partei, insbesondere hinsichtlich der Israel-Palästina-Politik. Trotz der friedlichen Natur der meisten Demonstrationen gab es einige Zwischenfälle, bei denen Demonstranten Sicherheitszäune durchbrachen.
Ein weiterer bemerkenswerter Moment des Parteitags war der Auftritt von Hillary Clinton, die die Nominierung von Harris als einen wegweisenden Schritt für Frauen in der Politik bezeichnete. Clinton, die 2016 selbst als erste Frau für das Präsidentenamt kandidierte, betonte die Bedeutung von Harris' Kandidatur und die Notwendigkeit, die „gläserne Decke“ zu durchbrechen, die Frauen in der Politik oft im Weg steht.
Der Parteitag der Demokraten in Chicago markiert einen wichtigen Übergang in der US-Politik. Joe Biden, der als „guter Verlierer“ auftrat, stellte die Weichen für Kamala Harris und Tim Walz, die nun die Verantwortung für die Wahlkampagne übernehmen. Während Biden auf eine erfolgreiche Amtszeit zurückblickt, steht Harris vor der Herausforderung, die Wähler zu überzeugen und die Partei zu einen, während sie sich auf die bevorstehenden Wahlen vorbereitet. Die Emotionen, die während des Parteitags sichtbar wurden, spiegeln die Komplexität der gegenwärtigen politischen Landschaft in den USA wider.
Quellen: dpa, FAZ, Tagesschau, Spiegel, t-online
