Der Anteil befristeter Arbeitsverträge bei Neueinstellungen in Thüringen ist rückläufig. Wie die ZEIT unter Berufung auf eine dpa-Meldung berichtet, erhielten im ersten Halbjahr 2023 nur noch 27 Prozent der neu eingestellten Arbeitskräfte einen befristeten Vertrag. Dies geht aus einer vom Thüringer Arbeitsministerium veröffentlichten Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) hervor und stellt den niedrigsten Wert seit 2010 dar. Auch die Süddeutsche Zeitung berichtete über die Ergebnisse des Betriebspanels (SZ). Das IAB, das zur Bundesagentur für Arbeit gehört, sieht einen direkten Zusammenhang mit dem anhaltenden Arbeits- und Fachkräftemangel. Dieser stärkt die Verhandlungsposition der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer und führt dazu, dass befristete Arbeitsverträge zunehmend an Attraktivität für Bewerber verlieren.
Die geschäftsführende Arbeitsministerin Heike Werner (Linke) erklärte, dass 42 Prozent der befragten Unternehmen Schwierigkeiten haben, ihren Personalbedarf zeitnah zu decken. Dies zwingt die Unternehmen dazu, attraktivere Arbeitsbedingungen zu bieten, um im Wettbewerb um qualifizierte Fachkräfte bestehen zu können. Die Studie des IAB, für die zwischen Juli und November 2023 1091 Thüringer Betriebe befragt wurden (IAB), beleuchtet neben der Beschäftigungsentwicklung auch Themen wie Aus- und Weiterbildung sowie Tarifbindung.
Zum Stichtag 30. Juni 2023 waren in 14 Prozent der Thüringer Betriebe befristet Beschäftigte tätig, was in etwa dem Bundesdurchschnitt entspricht. Insgesamt waren zu diesem Zeitpunkt sechs Prozent aller Beschäftigten in Thüringen befristet angestellt. Die Studie zeigt, dass befristete Arbeitsverträge vor allem von größeren Unternehmen genutzt werden, während kleinere Betriebe seltener auf diese Beschäftigungsform zurückgreifen.
Zwei Drittel der befragten Unternehmen sehen in attraktiveren Arbeitsbedingungen einen wichtigen Faktor zur Deckung des Fachkräftebedarfs. Besonders die Vereinbarkeit von Beruf und Familie sowie Weiterbildungsmöglichkeiten für die Beschäftigten werden als entscheidend erachtet. Arbeitsministerin Werner betonte die Bedeutung von Tarifverträgen für die Attraktivität von Arbeitsplätzen. In Thüringen sind jedoch nur 19 Prozent der befragten Betriebe tarifgebunden, während 46 Prozent der Beschäftigten von Tarifverträgen profitieren. Die kleinteilige Wirtschaftsstruktur Thüringens mit rund 55.000 Betrieben spielt dabei eine Rolle. Werner wies auch darauf hin, dass der zu erwartende Arbeitskräfterückgang durch den demografischen Wandel ohne Zuwanderung aus dem Ausland kaum zu kompensieren sein wird. Dies unterstreicht die Notwendigkeit langfristiger Strategien zur Fachkräftesicherung.
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