Die Sehnsucht nach der Wildnis, nach dem Ursprünglichen, sie schlummert in vielen von uns. Doch im dicht besiedelten Deutschland, wo selbst der Wald meist akkurat bewirtschaftet ist, scheint echte Wildnis eine Rarität. Doch mit der richtigen Einstellung, so zeigt sich, findet man sie gleich um die Ecke. Wie wäre es zum Beispiel mit einem Wildniswochenende in der Eifel? Survivaltrainings boomen, auch hierzulande, und versprechen, uns die vergessenen Fähigkeiten unserer Vorfahren wieder näherzubringen.
Wer sich darauf einlässt, dem wird schnell klar: Der Wald ist des Menschen Meister. Nicht im Sinne einer Übermacht, sondern als Lehrmeister, der uns Geduld, Demut und Respekt lehrt. Denn so einfach, wie es in manchen Ratgebern scheint, ist es nicht, mit einfachsten Mitteln in der Natur zu überleben. Das musste auch der Autor dieser Zeilen feststellen, als er sich mit Feuereifer daran machte, mittels Feuerbohrer ein Lagerfeuer zu entfachen. „Holz reibt an Holz und quietscht wie Kreide auf einer Schiefertafel“, beschreibt er seine Erfahrung. Doch der ersehnte Funke, der den Zunder entfacht, will einfach nicht überspringen. Stattdessen schmerzt der Rücken, der Arm wird schwer, und der Schweiß brennt in den Augen.
Solche Erfahrungen sind es aber, die ein Survivaltraining so wertvoll machen. Es geht nicht darum, mit brachialer Gewalt die Natur zu bezwingen, sondern im Einklang mit ihr zu leben. Zu lernen, ihre Zeichen zu lesen, ihre Ressourcen klug zu nutzen und ihre Grenzen zu respektieren. Wie „Die Zeit“ berichtet, erleben Survivaltrainings in Deutschland einen regelrechten Boom. Immer mehr Menschen suchen die Herausforderung und die Möglichkeit, sich selbst und ihre Fähigkeiten in der Natur auf die Probe zu stellen.
Dabei geht es den meisten Teilnehmern nicht darum, sich auf eine postapokalyptische Welt vorzubereiten. Vielmehr steht der Wunsch im Vordergrund, dem Alltag zu entfliehen, Stress abzubauen und neue Kraft zu tanken. Der Wald, mit seiner Stille und Weite, bietet dafür die ideale Kulisse. Hier können wir uns auf das Wesentliche besinnen, unsere Sinne schärfen und wieder lernen, uns auf unsere Intuition zu verlassen. „Frieden findet man nur in den Wäldern“, wusste schon Michelangelo. Und tatsächlich scheint der Wald, je weiter wir uns von ihm entfernen, umso mehr zu einem Sehnsuchtsort zu werden. Ein Ort, an dem wir uns selbst wiederfinden können, fernab von der Hektik und den Anforderungen des modernen Lebens.
Doch der Wald ist nicht nur ein Ort der Ruhe und Entspannung. Er ist auch ein komplexes Ökosystem, in dem jedes Lebewesen, jede Pflanze, seinen Platz und seine Aufgabe hat. Der Mensch, so lehrt uns der Wald, ist nur ein Teil dieses Systems, nicht sein Herrscher. Wer sich auf die Weisheit des Waldes einlässt, der wird mit unvergesslichen Erlebnissen und wertvollen Erkenntnissen belohnt. Und vielleicht sogar mit einem neuen Blick auf sich selbst und die Welt, in der wir leben.
Quellen:
- https://www.faz.net/aktuell/reise/survivaltrainings-boomen-ein-lehrreiches-wildniswochenende-in-der-eifel-110062190.html
- https://www.der-waldbademeister.com/Zum Inhalt springen
- https://waldworte.eu/2021/10/18/mit-meister-eckhart-im-wald-eine-entdeckung/Close menu
- https://www.deutschlandfunk.de/georg-meister-die-zukunft-des-waldes-plaedoyer-fuer-mehr-100.html
- https://www.thalia.de/shop/home/artikeldetails/A1056793581
- https://www.amazon.de/Waldes-Bilderreise-Geschichte-Zukunft-unserer/dp/3861506300
- https://www.planet-wissen.de/natur/landschaften/deutscher_wald/deutscher-wald-sehnsuchtsort-100.html
- https://www.baysf.de/de/medienraum/pressemitteilungen/nachricht/detail/ehemaliger-forstamtsleiter-dr-meister-ist-hoch-erfreut-ueber-die-positive-entwicklung-des-schutzwaldes-in-der-weisswand.html
- https://de.wikipedia.org/wiki/Deutscher_Wald