19.10.2024
Deutschlands Wirtschaft im Stillstand: Kein Ende der Stagnationsphase in Sicht
Die Wirtschaft Deutschlands zeigt ein Bild der Stagnation. Nach einem Rückgang des Bruttoinlandsprodukts (BIP) im dritten Quartal des Jahres 2023, deuten die aktuellen Konjunkturindikatoren auf eine Fortsetzung der schwachen gesamtwirtschaftlichen Entwicklung hin. Im vierten Quartal ist ebenfalls nur mit einer marginalen Besserung zu rechnen. Die Industrieproduktion sank im Oktober gegenüber dem Vormonat um 0,4 Prozent, was den seit dem Sommer beobachtbaren negativen Trend verstärkt. Besonders die Bereiche Maschinenbau und elektrische Ausrüstungen verzeichneten Rückgänge, während die Energieerzeugung ein Plus meldete. Die Auftragseingänge der Industrie ließen keine klare Trendwende erkennen, obwohl Stimmungsindikatoren wie das ifo-Geschäftsklima auf eine mögliche Bodenbildung hindeuten. Im Einzelhandel hingegen zeigten die realen Umsätze im Oktober ein leichtes Wachstum von 1,1 Prozent gegenüber dem Vormonat, was auf eine gewisse Stabilisierung des privaten Konsums schließen lässt. Diese Entwicklung wird durch die wieder steigenden Reallöhne und sinkende Inflationsraten gestützt. Die Neuzulassungen von Pkw durch Privatpersonen sind jedoch im November zurückgegangen, was auf eine weiterhin verhaltene Verbraucherstimmung hindeutet. Die Inflationsrate sank im November auf 3,2 Prozent und erreichte damit den niedrigsten Stand seit Juni 2021. Dies ist auf einen Basiseffekt durch die hohen Energiepreise des Vorjahres zurückzuführen. Die Preise für Nahrungsmittel und Energie verzeichneten einen Rückgang gegenüber den Vorjahresmonaten, wobei die Energiepreise eine Abnahme von 4,5 Prozent aufwiesen. Die Arbeitsmarktentwicklung bleibt schwach. Die Arbeitslosigkeit stieg saisonbereinigt im November um 22.000 Personen an, während die Erwerbstätigkeit nur leicht zunahm. Die Unternehmensinsolvenzen stabilisierten sich auf einem hohen Niveau, mit einer leichten Zunahme von 0,1 Prozent gegenüber dem Vormonat und einem Anstieg von 26,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. Die weltwirtschaftlichen Rahmenbedingungen tragen ebenfalls zur wirtschaftlichen Stagnation in Deutschland bei. Die globale Industriekonjunktur bleibt schwach und die Nachfrage nach deutschen Exporten ist verhalten. Die nominalen Ausfuhren stiegen zwar im Oktober saison- und kalenderbereinigt leicht an, doch die Frühindikatoren lassen keine deutliche Belebung des Außenhandels erwarten. Insgesamt steht die deutsche Wirtschaft vor mehreren Herausforderungen: Die Kaufkraftverluste durch die Energiepreiskrise, die nachlassende Wachstumsdynamik der Weltwirtschaft sowie geopolitische Spannungen und Krisen üben Druck aus. Die wirtschaftliche Erholung bleibt fragil und ist von Unsicherheiten geprägt. Insbesondere die Ausgestaltung der öffentlichen Haushalte und die fiskalpolitischen Implikationen des Urteils des Bundesverfassungsgerichts zum zweiten Nachtragshaushalt 2021 könnten weitere Belastungen darstellen. Während die Unternehmen und privaten Haushalte eine leicht positivere Erwartung für das kommende Jahr haben, bleibt die Lage angespannt. Für eine nachhaltige Erholung der Wirtschaft wird eine Belebung der globalen Konjunktur benötigt, ebenso wie eine Stabilisierung der geopolitischen Lage und weiterhin unterstützende Maßnahmen auf nationaler Ebene.
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