19.10.2024
Zukunft der Bildung in Bayern: Stimmen der Schüler für Veränderung

Schule in Bayern: Wenn ich morgen Kultusminister wäre …

Die Diskussion um Bildungspolitik in Bayern ist ein zentrales Thema, das nicht nur Schülerinnen und Schüler, sondern auch Eltern, Lehrkräfte und politische Entscheidungsträger betrifft. Die Frage, welche Veränderungen notwendig sind, um die Schulbildung zu verbessern, wird immer wieder aufgeworfen. Bei einer jüngsten Diskussionsveranstaltung, organisiert vom Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverband (BLLV), hatten Schülervertreter die Gelegenheit, ihre Wünsche und Vorschläge zu äußern, wie sie die bayerische Bildungspolitik gestalten würden, wenn sie die Macht dazu hätten.

In einer offenen Runde, die im Heck-Salon der „Alten Utting“ stattfand, sprachen die Teilnehmenden über ihre Vorstellungen von einer fairen und modernen Bildung. Ein zentrales Anliegen war der Wunsch nach weniger Notendruck. Viele Schülerinnen und Schüler berichten von erheblichem Stress, der durch das bestehende Bewertungssystem entsteht. „Wir möchten, dass Lernen wieder Spaß macht und nicht nur auf Noten reduziert wird“, äußerte eine Schülerin, die anonym bleiben wollte. Der allgemeine Tenor war, dass Noten oft nicht das tatsächliche Wissen oder die Fähigkeiten der Schüler widerspiegeln.

Ein weiteres Anliegen war die Forderung, Barrieren abzubauen, die insbesondere Schüler mit Beeinträchtigungen im Bildungssystem erleben. Ein Beispiel brachte Alanay Gel, Landesschülersprecherin und selbst gehörlos, in die Diskussion ein. Sie berichtete von ihrer Erfahrung an einer Förderschule, wo die Kommunikation in Gebärdensprache nicht immer gegeben war, obwohl die Lehrkräfte diese Sprache beherrschten. „Ich möchte, dass jeder Schüler mit seinen Stärken wahrgenommen wird und nicht nur mit seinen Schwächen“, sagte Gel und forderte eine bessere Unterstützung für alle Schülerinnen und Schüler, unabhängig von ihren Voraussetzungen.

Die Frage des dreigliedrigen Schulsystems in Bayern war ein weiterer zentraler Punkt der Diskussion. Viele Schüler sind der Meinung, dass dieses System zu Bildungsungerechtigkeiten führt. Dalton Sly Del Salto Blanco, ein Schüler der Münchner Mittelschule, machte deutlich, dass der Übergang auf weiterführende Schulen oft zu früh erfolgt. Er sprach sich für einen späteren Übergang ab der sechsten Klasse aus, um allen Schülern die Möglichkeit zu geben, sich in einem gemeinsamen Lernumfeld zu entwickeln, bevor sie in unterschiedliche Schulformen aufgeteilt werden. „Die Stigmatisierung, die wir erfahren, ist nicht fair. Wir sollten die Möglichkeit haben, uns zu beweisen“, erklärte Del Salto Blanco.

Obwohl die Mehrheit der Schüler für ein längeres gemeinsames Lernen plädiert, ist eine Aufhebung des gegliederten Schulsystems in der bayerischen Landespolitik nicht in Sicht. Das aktuelle Grundsatzprogramm der CSU bekräftigt die Überzeugung, dass das differenzierte und durchlässige bayerische Schulsystem in Bildungsrankings regelmäßig gute Ergebnisse erzielt. Diese politische Haltung zeigt, dass es in der bayerischen Bildungspolitik eine klare Linie gibt, die vorerst nicht geändert werden wird.

Ein weiterer Vorschlag, der in der Diskussionsrunde aufkam, war die Umbenennung der verschiedenen Schularten, um Vorurteile abzubauen. Georg von Kotzebue, ein 18-jähriger Schüler, schlug vor, die Mittelschule in „angewandte Schule“ umzubenennen, um den Wert der Bildung, die dort vermittelt wird, zu betonen. „Es sollte klar sein, dass jede Schulform ihre Berechtigung hat und dass alle Schüler wichtig sind“, betonte von Kotzebue.

Die Diskussion war nicht nur ein Ventil für die Sorgen und Wünsche der Schüler, sondern auch ein Aufruf zur Politik, auf die Bedürfnisse der jungen Generation zu hören. Die Anwesenden waren sich einig, dass Veränderungen in der Bildungspolitik notwendig sind, um eine gerechtere und inklusivere Schullandschaft in Bayern zu schaffen. Die Schülervertretung zeigt, dass die Stimmen der jungen Menschen gehört werden sollten, wenn es um ihre Bildung und Zukunft geht.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Herausforderungen im bayerischen Bildungssystem vielschichtig sind. Von der Notwendigkeit, den Notendruck zu reduzieren, über die Verbesserung der Inklusion bis hin zur Reform des Schulsystems: Die Vorschläge, die während der Diskussion geäußert wurden, spiegeln die realen Erfahrungen und Bedürfnisse der Schülerinnen und Schüler wider. Wenn man in Betracht zieht, was die nächste Generation von der Bildungspolitik erwartet, wird deutlich, dass ein offenes Ohr und ein Willen zur Veränderung erforderlich sind, um die Bildungslandschaft in Bayern zukunftsfähig zu gestalten.

Weitere
Artikel