19.10.2024
Zukunft der Meyer Werft: Bund sichert Unterstützung zu

Bund will angeschlagene Meyer Werft retten

Die Meyer Werft in Papenburg, ein traditionsreiches Unternehmen der deutschen Schiffbauindustrie, steht vor einer kritischen Phase. Bundeskanzler Olaf Scholz hat nun Unterstützung des Bundes zugesichert, um die Werft, die um ihre Existenz kämpft, zu retten. Während einer Betriebsversammlung in Papenburg erklärte Scholz: „Der Bund trägt seinen Teil der Lösung bei.“ Diese Unterstützung wird als entscheidend angesehen, um die Werft durch die gegenwärtigen Herausforderungen zu navigieren.

Die Meyer Werft gilt als ein „industrielles Kronjuwel“ der maritimen Wirtschaft in Deutschland. Scholz betonte, dass die Werft nicht nur für die Region, sondern auch für die gesamte deutsche Wirtschaft von großer Bedeutung sei. Die Werft sei systemrelevant, was auch eine Voraussetzung dafür ist, dass die EU-Kommission den staatlichen Beihilfen zustimmt. „Ich bin sicher: Es geht weiter mit der Meyer Werft hier in Papenburg. Meine Unterstützung habt ihr“, fügte der Kanzler hinzu.

Hintergrund der Krise

Die Werft hat in den vergangenen Jahren unter den Auswirkungen der Corona-Pandemie gelitten, die den globalen Tourismusmarkt stark beeinträchtigt hat. Infolgedessen wurden bestehende Aufträge in Absprache mit den Kunden zeitlich gestreckt. Die Verträge sehen jedoch keine Preisanpassungen vor, was angesichts der gestiegenen Rohstoff- und Energiepreise zu erheblichen finanziellen Schwierigkeiten führte. Die Banken haben aufgrund dieser Verluste die Kreditwürdigkeit der Meyer Werft in Frage gestellt.

Im Schiffbau wird der Großteil des Kaufpreises erst bei der Ablieferung des Schiffes bezahlt, was bedeutet, dass die Werft die Baukosten zwischenfinanzieren muss. Bis 2027 wird die Werft voraussichtlich fast 2,8 Milliarden Euro benötigen, um ihre Projekte abzuschließen. Trotz dieser Herausforderungen sind die Auftragsbücher der Werft voll. Vor kurzem wurde der größte Auftrag in der Unternehmensgeschichte über vier Kreuzfahrtschiffe für den US-amerikanischen Disney-Konzern abgeschlossen.

Politische Unterstützung und Finanzierungspläne

Um die Meyer Werft zu retten, haben der Bund, das Land Niedersachsen und die Eigentümer in den letzten Wochen intensive Verhandlungen mit den Banken geführt. Es wird berichtet, dass Bund und Land zusammen etwa 400 Millionen Euro Eigenkapital zuschießen wollen, um die finanzielle Stabilität der Werft zu gewährleisten. Zudem sind Bürgschaften für Bankkredite und eine vorübergehende Übernahme von mindestens 80 Prozent der Werft durch den Staat im Gespräch.

Die genauen Details dieser Unterstützung müssen jedoch noch geklärt werden, und sowohl der Bundestag als auch die EU-Kommission müssen zustimmen. Der Vizechef der Liberalen im Bundestag, Christoph Meyer, wies darauf hin, dass es noch einige offene Fragen mit der EU-Kommission und den Banken zu klären gebe. „Die Hauptverantwortung liegt beim Land Niedersachsen, der Bund kann bei dieser regionalen wirtschaftspolitischen Frage nur nachgelagert tätig sein“, so Meyer.

Regionale Auswirkungen

Ein Aus der Meyer Werft hätte gravierende Folgen für die Region und darüber hinaus. Schätzungen zufolge sind bis zu 18.000 Beschäftigte direkt und indirekt von der Werft abhängig. Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil betonte während der Betriebsversammlung, dass es sich um das größte Engagement handelt, das das Land Niedersachsen jemals für die Rettung eines Unternehmens übernommen hat. „Wir stehen an der Seite der Meyer Werft“, sagte er und verwies auf die vollen Auftragsbücher von elf Milliarden Euro.

Die Meyer Werft hat eine „ganz starke Zukunft“, so Weil weiter. Er sprach sich dafür aus, dass auch Firmenpatriarch Bernard Meyer an Bord bleiben sollte, um die Kontinuität und das Know-how des Unternehmens zu sichern. „Ich habe kein schlechtes Gewissen, ein solches Unternehmen zu retten“, fügte er hinzu, da die Werft jährlich eine halbe Milliarde Euro an Steuern und Sozialversicherungsbeiträgen zahlt und von entscheidender Bedeutung für die gesamte Region Emsland ist.

Ausblick

Die finalen Details zur Rettung der Meyer Werft sollen bis etwa Mitte September festgelegt werden. Die Gespräche zwischen den beteiligten Parteien laufen weiter, und es wird erwartet, dass alle Beteiligten an einem Strang ziehen, um die Werft und die damit verbundenen Arbeitsplätze zu sichern. „Der Ball ist noch nicht im Tor“, so Weil, aber die Zeichen stehen gut, dass eine Lösung gefunden werden kann.

Insgesamt zeigt die Situation der Meyer Werft, wie wichtig eine starke maritime Industrie für die deutsche Wirtschaft ist. Die Unterstützung des Bundes könnte der Werft helfen, die gegenwärtigen Herausforderungen zu überwinden und in eine erfolgreiche Zukunft zu steuern.

Quellen: FAZ.NET, t-online.de, Bild.de, Handelsblatt, Merkur.de

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