19.10.2024
Vorwürfe gegen die AfD: Gedenkstättenleiter sieht NS-Bezüge

Vorwürfe: Gedenkstättenleiter wirft AfD NS-Bezüge vor

Der Direktor der Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora, Jens-Christian Wagner, wirft der AfD vor, immer offenere Bezüge zum Nationalsozialismus zu zeigen. "Die AfD lässt tatsächlich die Maske immer mehr fallen", sagte Wagner der Deutschen Presse-Agentur in Erfurt. So habe der Thüringer AfD-Chef Björn Höcke kürzlich bei Telegram ein Zitat des Publizisten Arthur Moeller van den Bruck verbreitet, der in den 1920er Jahren das Buch "Das Dritte Reich" geschrieben hat. "Das ist ein offener NS-Bezug - und zwar zustimmend", sagte Wagner, Historiker und an der Friedrich-Schiller-Universität in Jena Inhaber des Lehrstuhls für Geschichte in Medien und Öffentlichkeit.

Van den Bruck starb 1925 und erlebte die Machtergreifung Hitlers nicht mehr. Er gilt aber als Vertreter der Konservativen Revolution und war laut Wagner ein Vordenker des Nationalsozialismus. Zudem sei er mit seinem Buch Namensgeber des NS-Staates gewesen.

Ein Sprecher der Thüringer AfD schrieb auf Anfrage zu den Vorwürfen: "Die Vorwürfe von Herrn Wagner sind, wie so oft, schlicht grotesk und basieren auf konstruierte Zusammenhänge und Sippenhaft."

Wagner wies zudem darauf hin, dass die Thüringer AfD in ihrem Wahlprogramm für die Landtagswahl im Herbst den Programmpunkten ein Volkslied von Franz Langheinrich vorangestellt hat. Langheinrich schrieb in den 1930er Jahren für die Kunstzeitschrift "Das Bild". Die Kunsthistorikerin Kirsten Baumann schrieb in ihrer 2002 veröffentlichten Dissertation "Wortgefechte. Völkische und nationalsozialistische Kunstkritik 1927–1939", die Zeitschrift "war geprägt von offenem Antisemitismus".

Wagner sagte, der Text des Liedes sei harmlos deutschtümelnd. Aber wenn dem AfD-Wahlprogramm der Text eines Hardcore-Nationalsozialisten und völkischen Denkers vorangestellt werde, sei das "eine explizit positive Bezugnahme auf den Nationalsozialismus". "Da zeigt Höcke, da zeigt die AfD, wo sie wirklich stehen."

Auf dem Deckblatt des Wahlprogramms der Thüringer AfD steht in großen Buchstaben die Parole "Alles für Thüringen!". Der Spruch erinnert an eine SA-Losung, für deren Verwendung Höcke bereits zwei Mal von einem Gericht zu Geldstrafen verurteilt wurde. Beide Urteile sind noch nicht rechtskräftig.

Die Vorwürfe des Gedenkstättenleiters sind nicht die ersten gegen die AfD. Bereits mehrfach wurde der Partei vorgeworfen, nationalistische und rechtsextreme Positionen zu vertreten. Die AfD weist diese Vorwürfe jedoch stets zurück und behauptet, eine demokratische und freiheitliche Partei zu sein.

Die Debatte um die AfD und ihre politischen Positionen wird in Deutschland seit Jahren kontrovers diskutiert. Während die einen die Partei als rechtsextrem und gefährlich für die Demokratie sehen, verteidigen andere die AfD als legitime politische Kraft, die sich für die Interessen der Bürger einsetze.

Der Vorfall zeigt jedoch, dass die Debatte um die AfD und ihre politischen Positionen weiterhin sehr kontrovers ist und dass die Partei weiterhin unter Beobachtung steht.

Es bleibt abzuwarten, wie die AfD auf die Vorwürfe des Gedenkstättenleiters reagiert und wie die Debatte um die Partei in Zukunft weitergeht.

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