19.10.2024
Anklage nach Suizid von Ärztin: Online-Hass im Fokus

Deutscher nach Tod von Ärztin Lisa-Maria Kellermayr angeklagt

Die österreichische Hausärztin Lisa-Maria Kellermayr, die sich während der Corona-Pandemie öffentlich für Impfungen einsetzte, beging im Juli 2022 Suizid. Ihr Tod, der auf eine Vielzahl von Hassnachrichten und Drohungen zurückgeführt wird, hat in der Gesellschaft für großes Aufsehen gesorgt und eine Debatte über die Gefahren von Online-Hass ausgelöst. Nun steht ein 61-jähriger Deutscher vor Gericht, der beschuldigt wird, mit seinen Drohungen zu ihrem Tod beigetragen zu haben.

Lisa-Maria Kellermayr war in den Monaten vor ihrem Tod Ziel von massiven Anfeindungen, die sowohl über soziale Medien als auch in Form von direkten E-Mails an sie gerichtet waren. Diese Angriffe kamen von Impfgegnern, die ihre öffentliche Haltung zur Corona-Impfung nicht akzeptieren konnten. Der jetzt angeklagte Mann aus Deutschland wird beschuldigt, besonders drastische und bedrohliche Nachrichten an die Ärztin gesendet zu haben.

Die Staatsanwaltschaft Wels hat Anklage gegen den Deutschen erhoben, da seine Nachrichten als Teil der Ursachen für den Suizid von Kellermayr angesehen werden. Die Anklage beruht auf dem Tatbestand der gefährlichen Drohung mit Suizidfolge, der in Österreich mit einer Haftstrafe von bis zu zehn Jahren geahndet werden kann. Der Angeklagte hat zwar nicht bestritten, die Nachrichten verschickt zu haben, betont jedoch, dass er keine gefährliche Drohung beabsichtigt habe und es sich lediglich um ein „wechselseitiges verbales Streitgespräch“ gehandelt habe.

Im Detail wird dem Angeklagten vorgeworfen, Kellermayr zwischen Februar und Juli 2022 in mehreren E-Mails und Tweets bedroht zu haben. In diesen Nachrichten soll er angedroht haben, ein „Volkstribunal“ gegen sie einzusetzen und sie „auf die Anklagebank und dann sicher ins Gefängnis“ zu bringen. Solche Drohungen hatten zur Folge, dass Kellermayr sich in ihrer Praxis nicht mehr sicher fühlte und schließlich ihre Tätigkeit einstellen musste.

Die Ärztin hatte zuvor bereits erhebliche Sicherheitsvorkehrungen getroffen, um sich und ihre Patienten zu schützen. Berichten zufolge gab sie rund 100.000 Euro für private Sicherheitsmaßnahmen aus. Dennoch fühlte sie sich weiterhin bedroht und sah sich gezwungen, ihre Praxis zu schließen. Ihr Suizid am 29. Juli 2022 wurde als tragisches Ergebnis eines langen Kampfes gegen den psychischen Druck, dem sie ausgesetzt war, interpretiert.

Die Diskussion über den Umgang mit Online-Hass und die Verantwortung von sozialen Medien hat durch diesen Fall an Intensität gewonnen. Kellermayrs Tod hat nicht nur in Österreich, sondern auch international für Bestürzung gesorgt und Fragen aufgeworfen, wie solche extremen Anfeindungen verhindert werden können. Es gibt Forderungen nach strengeren Gesetzen gegen Cyber-Mobbing und eine bessere Unterstützung für Personen, die in ähnlichen Situationen wie Kellermayr sind.

Die Anklage gegen den Deutschen ist ein bedeutender Schritt im rechtlichen Umgang mit den Folgen von Online-Hass. Der Fall wird von vielen als Testfall für die rechtlichen Möglichkeiten gesehen, die gegen solche Drohungen ergriffen werden können. Die Gesellschaft beobachtet gespannt, wie das Gericht entscheiden wird und welche Konsequenzen dies für die Täter von Online-Hass haben könnte.

Die Staatsanwaltschaft hat angekündigt, dass sie alle Beweise sorgfältig prüfen wird, einschließlich der Abschiedsbriefe von Kellermayr und psychiatrischen Gutachten, die darauf hinweisen, dass die Drohungen des Angeklagten mitursächlich für ihren Suizid gewesen sein könnten. Der Prozess wird voraussichtlich auch die Aufmerksamkeit auf die Notwendigkeit lenken, Opfer von Online-Hass besser zu schützen und zu unterstützen.

Die Tragödie von Lisa-Maria Kellermayr ist ein eindringlicher Appell an die Gesellschaft, gegen Hass im Netz vorzugehen und die Verantwortung für die eigenen Worte und Taten zu übernehmen. Der Fall zeigt auf, wie gefährlich und schädlich Online-Drohungen sein können und wie wichtig es ist, dass solche Themen ernst genommen werden.

Die Debatte um den Fall Kellermayr wird sicherlich auch weiterhin die öffentliche Wahrnehmung von Cyber-Mobbing und den Umgang mit Bedrohungen im Internet beeinflussen. Die kommenden Monate werden entscheidend sein, sowohl für die rechtlichen Konsequenzen für den Angeklagten als auch für die gesellschaftliche Diskussion über den Schutz von Personen, die im Internet angefeindet werden.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Fall von Lisa-Maria Kellermayr nicht nur eine tragische Geschichte ist, sondern auch eine Mahnung an die Gesellschaft, die Gefahren von Online-Hass ernst zu nehmen und Maßnahmen zu ergreifen, um solche Vorfälle in Zukunft zu verhindern.

Quellen: FAZ, Tagesschau, BR24, Spiegel, n-tv, Stern, Zeit.

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