19.10.2024
Junge Stimmen im Dialog über Migration und gesellschaftliche Herausforderungen

Deutschland spricht: „Die Sorge vor Migration kann ich nicht nachvollziehen“

In einer aktuellen Interviewreihe mit der jungen Musikerin Leonore Georgi, die unter dem Künstlernamen Leonore Lilja auftritt, äußert sie sich zu ihrer Sicht auf Migration und die damit verbundenen Ängste in der Gesellschaft. Georgi, die erst 19 Jahre alt ist und in Hamburg lebt, hat in ihrer Bewerbung für die Debattenaktion „Deutschland spricht“ betont, dass der „Glaube an Veränderungen“ sie optimistisch stimmt. Ihr Ansatz ist, dass die Probleme, die gegenwärtig bestehen, auch gelöst werden können, da viele von ihnen hausgemacht sind.

„Ich denke, dass es einen großen Konsens innerhalb der Gesellschaft gibt, den man nur richtig kommunizieren muss“, sagt Georgi. Sie ist der Meinung, dass es wichtig ist, den Menschen zu vermitteln, dass Veränderungen möglich sind. Als junge Musikerin sieht sie sich oft in der Rolle, sich zu rechtfertigen, insbesondere da sie häufig die Jüngste oder eine der wenigen Frauen auf der Bühne ist. Ihre Entscheidung, die Schule vor dem Abitur abzubrechen, um sich der Musik zu widmen, ist eine weitere Herausforderung, die sie oft erklären muss. Georgi nutzt ihre Musik, um Emotionen zu transportieren und Menschen zu berühren, was für sie eine tiefgehende Möglichkeit darstellt, Veränderungen zu bewirken.

Politische Themen und Herausforderungen

Auf die Frage, welches Thema für sie bei den bevorstehenden Landtagswahlen in den ostdeutschen Bundesländern am wichtigsten wäre, nennt Georgi den Rechtsextremismus. Sie äußert den Wunsch, die AfD zu schwächen und sich gegen das Erstarken dieser Partei sowie gegen Rassismus einzusetzen. Ihre familiären Wurzeln in Sachsen und die Erfahrungen, die sie mit ihrer ostdeutschen Verwandtschaft gemacht hat, geben ihr Einblick in die Herausforderungen, mit denen viele Menschen in diesen Regionen konfrontiert sind.

Georgi beschreibt die Unterschiede zwischen Ost- und Westdeutschland als komplex. Sie hat festgestellt, dass viele Menschen in Ostdeutschland das Gefühl haben, ungerecht behandelt zu werden oder nicht wahrgenommen zu werden. Diese Wahrnehmung führt oft zu einer klaren Abgrenzung zwischen den beiden Regionen, was Georgi als problematisch empfindet. „Es gibt dieses Klischee, dass alle Menschen in Ostdeutschland rechts wählen. Das stimmt einfach nicht“, betont sie und hebt hervor, dass es auch in Ostdeutschland eine Vielzahl von Meinungen und politischen Einstellungen gibt.

Öffentliche Meinungsäußerung und persönliche Überzeugungen

Im Gespräch thematisiert Georgi auch die Schwierigkeiten, die mit der öffentlichen Äußerung ihrer Meinung verbunden sind. Sie hat Songs, die kontroverse Themen behandeln, und merkt, dass sie manchmal zögert, diese aufzuführen. „Ich bin mir bewusst, dass ich mich durch meine Meinungsäußerung einer Gefahr aussetze, insbesondere auf Social Media“, erklärt sie. Diese Bedenken spiegeln die Realität wider, in der viele Künstler und öffentliche Personen leben, die Angst vor Reaktionen auf ihre politischen Ansichten haben.

Ein weiteres Thema, das Georgi anspricht, ist die Frage der Wehrpflicht. Sie ist der Meinung, dass junge Menschen nicht dazu gezwungen werden sollten, zur Bundeswehr zu gehen, da dies einen erheblichen Einschnitt in ihr Leben darstellt. „Das sollte eine eigene Entscheidung sein“, sagt sie und verweist auf die Ungerechtigkeit, die sie in der Wehrpflicht sieht.

Migration und Flüchtlingspolitik

Ein zentrales Thema des Interviews ist die Migration. Georgi hat persönliche Berührungspunkte mit Geflüchteten, da viele ihrer Freunde Verbindungen zur Ukraine haben und sie selbst ukrainische Flüchtlinge in ihrem Zuhause aufgenommen hat. Sie äußert, dass sie die Sorge vor Migration nicht nachvollziehen kann. „Ich finde es wichtig, offen zu sein und Schutz zu bieten“, sagt sie und fügt hinzu, dass es nicht darauf ankommen sollte, aus welchem Grund Menschen fliehen. „Solange Menschen fliehen müssen – sei es aufgrund von Hunger, Kriegen oder politischer Verfolgung –, sollte man ihnen die Möglichkeit geben, in Sicherheit zu leben“, so Georgi.

Sie kritisiert die unterschiedlichen Behandlung von Flüchtlingen je nach Herkunft und betont, dass die Bedingungen für ukrainische Flüchtlinge zu Beginn der Krise oft besser waren als für Menschen aus anderen Ländern. „Die Sorge vor Migration kann ich nicht nachvollziehen“, erklärt sie und sieht einen Zusammenhang zwischen der Ablehnung von Migranten und dem fehlenden Kontakt zu ihnen. Georgi ist überzeugt, dass eine andere Kommunikation über Flüchtlinge notwendig ist, um Vorurteile abzubauen und Verständnis zu fördern.

Fazit

Leonore Georgi, eine junge Stimme der deutschen Musikszene, bringt frische Perspektiven in die Debatte über Migration und gesellschaftliche Herausforderungen. Ihre Erfahrungen und Ansichten bieten einen Einblick in die Komplexität der Themen, die viele Menschen in Deutschland betreffen. Durch ihre Musik und ihre öffentliche Präsenz möchte sie dazu beitragen, Emotionen zu wecken und Veränderungen in der Gesellschaft anzustoßen.

Die Diskussion über Migration, Rechtsextremismus und die Herausforderungen der gesellschaftlichen Integration bleibt in Deutschland ein zentrales Thema, insbesondere im Hinblick auf die bevorstehenden Wahlen in den ostdeutschen Bundesländern. Georgis Standpunkte könnten dazu beitragen, diese Debatte auf eine menschlichere und empathischere Ebene zu heben.

Quellen: FAZ.NET

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